Michael Schlecht: Lohndumping gefährdet Europa
[Nachdenkseiten]
Rund ein Drittel der Arbeitsstunden werden in der Exportindustrie geleistet. Mehr als zehn Millionen Arbeitsplätze hängen damit an der Exportwirtschaft.
Deutsche Unternehmen waren schon immer auf den Export orientiert.
In den letzten 20 Jah-ren wurde dieser massiv gesteigert. Lag zu Beginn der 1990er Jahre der Anteil noch bei etwas mehr als 20 Prozent am Bruttoinlandsprodukt, so wurde der Anteil bis heute verdoppelt und lag 2010 bei 46 Prozent.
Diese Exportoffensive wurde durch hochinno-vative Produkte begünstigt.
Diese Exportoffensive wurde durch hochinno-vative Produkte begünstigt.
Hinzu kam eine günstige Entwicklung der Lohnkosten. Dies betraf nicht so sehr die Entwicklung in den Wirtschaftsbereichen mit hohem Exportanteil, vor allem der Industrie. Hier vorwiegend im Organisationsbereich der IG Metall konnten die Verteilungsspielräume sogar noch einigermaßen ausgeschöpft werden. Moderate oder sogar sinkende Lohnkosten gab es vor allem im Dienstleistungsbereich. Vielfach wurden Kantinen, Werksschutz und viele andere industrienahe Bereiche ausgelagert; neudeutsch: outgesourct. Davon profitierten auch Unternehmer in der Industrie
Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mit Sitz in Genf haben die Beschäftigten in Deutschland ein verlorenes Jahrzehnt hinter sich: Die Löhne fielen gegenüber 2000 um den Preisanstieg bereinigt um 4,5 Prozent. Die Beschäftigten verdienen im Durchschnitt also weniger als vor zehn Jahren trotz Anstieg der Produktivität. Deutschland ist damit Schlusslicht unter 26 entwickelten Industrienationen
Verkauft ein Land dauerhaft mehr Waren und Dienstleistungen ins Ausland als es von dort einkauft, führt dies spiegelbildlich in den anderen Ländern zu einer immer größeren Verschuldung der privaten Haushalte, der Unternehmen, des Staates und der Banken
(Das ist) die dunkle Kehrseite des Exportgiganten Deutschland. Platzt am Ende die Kreditblase, bleiben die Kosten der Krise beim jeweiligen Staat hängen. Der Steuerzahler kommt für Konjunkturprogramme, Bankenrettung, sinkende Steuereinnahmen und höhere Ausgaben für Arbeitslosigkeit auf. Das Resultat: eine dramatische Staatsverschuldung in vielen Ländern.
Michael Schlecht, Wirtschaftspolitik, DIE LINKE [PDF - 600 KB]http://www.michael-schlecht-mdb.de/wp-content/uploads/2011/06/Euro-6-6-2011-Endf.pdf
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