Freitag, 1. Oktober 2010

Die zersplitterte Arbeitermacht (Nachdenkseiten)


Die zersplitterte Arbeitermacht

(Nachdenkseiten)


In Europa protestieren Hunderttausende gegen harte Einschnitte in den Sozialstaat.
In Deutschland tut sich wenig. Die Interessen der einzelnen Gewerkschaften sind zu unterschiedlich.
"Wir haben eine klare Verabredung.
Die Gewerkschaften machen ihre Aktionen vor allem auf Betriebsebene", heißt es beim DGB. Denn um den dramatisch schwindenden Mitgliederzahlen zu begegnen – in den letzten zehn Jahren verloren die DGB-Gewerkschaften fast 20 Prozent ihrer Mitglieder -, führen die Gewerkschaften vor allem die Kämpfe, die ihre Mitglieder überhaupt noch interessieren. Hartmut Riemann kämpft für die Löhne bei den Stahlarbeitern, Ver.di um die kommunalen Finanzen, und die IG BCE schickt Bergleute auf die Straße, weil denen die Subventionen ausgehen.

Und während die ganze Republik über die minimalen Hartz-IV-Erhöhungen und eine Existenz in Würde streitet, warten die Arbeitslosen weiterhin vergeblich auf mehr als rhetorische Solidaritätsbekundungen aus Reihen der Gewerkschaften: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass der DGB sich in der Praxis kaum um die soziale Frage kümmert", sagt Martin Behrsing, Sprecher des Erwerbslosenforums in Deutschland. "Michael Sommer wettert zwar gegen die Hartz-Änderungen, das ist aber auch schon alles."

Quelle:
TAZ

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=sw&dig=2010%2F09%2F30%2Fa0124&cHash=0d2a4e15ac
 

Anmerkung Orlando Pascheit: Nicht zu vergessen, dass in Spanien ein Generalstreik ausgerufen wurde, der bei uns, nicht wie oft angenommen, durch die Verfassung verboten ist, sondern durch Richterrecht – basierend auf Gutachten von Ernst Forsthoff und vor allem von Carl Nipperdey, die bereits in der NS-Zeit Karriere gemacht  hatten. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die kraft Völkerrecht auch in der Bundesrepublik verpflichtend ist vertritt ein Streikrecht ohne die bundesdeutschen Eingrenzungen. Die ILO hat die deutsche Praxis wiederholt gerügt. Die Gewerkschaften sollten sich allmählich auf Zeiten einstellen, in denen auf den politischen Streik gegen politische Fehlentwicklungen nur bei Strafe der Selbstabschaffung verzichtet werden kann.

Siehe auch:

Die Gewerkschaften sind in eine Falle getappt: Mal auf den Tisch hauen!
So sympathisch man die Globalisierungsgegner von Attac auch finden mag: Wenn es in ganz Europa um soziale Kämpfe und Verteilungsfragen geht, dann kann es in Deutschland nicht die Aufgabe einiger übrig gebliebener Aktivisten sein, die Fahne hochzuhalten. Dafür gibt es bessere Ansprechpartner. Etwa die über sechs Millionen Arbeitnehmer, die in Deutschland organisiert sind, und deren Vertretungen.

Doch die Bosse der ArbeitnehmerInnen sind in eine Falle getappt: Nach dem Frust mit der Sozialdemokratie unter Gerhard Schröder blickten sie zunächst durchaus milde gestimmt auf dessen Nachfolgerin Angela Merkel. Als freundlicher Lohn wurden mit Merkels Sparprogramm vor allem die Arbeitslosen geschröpft – Pendlerpauschale und Feiertagszuschläge dagegen blieben erhalten.


Quelle: TAZ

http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/mal-auf-den-tisch-hauen/


Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

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