Freitag, 22. Oktober 2010

#Hunderttausende zu #arm für die #Rente - 763 000 Menschen auf die sogenannte #Grundsicherung angewiesen.


Hunderttausende zu arm für die Rente

Von Fabian Lambeck

(Neues Deutschland)

http://www.neues-deutschland.de/artikel/182420.hunderttausende-zu-arm-fuer-die-rente.html
 

Immer mehr betagte Menschen in Deutschland sind auf die Grundsicherung im Alter angewiesen

Die Zahlen sind alarmierend: Trotz eines leichten Rückganges waren im vergangenen Jahr mehr als 763 000 Menschen auf die sogenannte Grundsicherung angewiesen. Diese spezielle Form der Sozialhilfe erhalten vor allem ältere Menschen, deren Rentenansprüche so gering sind, dass sie davon ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können. Die geplante Streichung der Rentenbeiträge für Hartz-IV-Betroffene wird die Situation weiter verschärfen, fürchten nicht nur die Kommunen.

Im reichen Deutschland sind nach wie vor Hunderttausende auf die Grundsicherung angewiesen. Diese Form der Sozialhilfe erhält, wer älter als 65 Jahre ist oder dauerhaft keiner Erwerbstätigkeit nachgehen kann. Zwar sank die Zahl der Betroffen im vergangenen Jahr leicht, doch dafür stiegen die Kosten deutlich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag lagen sie im Jahre 2009 bei rund 3,9 Milliarden Euro. Das entspricht einer Zunahme um 6,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2008. Derzeit sind mehr als 763 000 zumeist ältere Bundesbürger auf die Grundsicherung angewiesen. Bei der Einführung im Jahre 2003 waren es nur 439 000 Menschen.

Die Grundsicherung ist ein Bestandteil der Sozialhilfe. Sie wird vor allem von Menschen im Rentenalter beantragt, deren Rente nicht zum Leben reicht. Anspruchsberechtigt sind zudem Erwachsene, die wegen Krankheit oder Behinderung nicht regulär arbeiten können. Laut den aktuellen Zahlen aus Wiesbaden bezieht etwa einer von hundert Bundesbürgern über 18 Jahren die Grundsicherung.

Matthias W. Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, nahm die Veröffentlichungen am Donnerstag zum Anlass, um auf die zunehmende Altersarmut in Deutschland hinzuweisen. »Seit die Grundsicherung in Kraft getreten ist, ist die Zahl der Rentner, die auf sie angewiesen sind, um über 55 Prozent gestiegen«, kritisierte Birkwald.

Dabei betrage die Grundsicherung im Schnitt nur 683 Euro im Monat. »Armut verhindert sie also nicht«. Um die zunehmende Altersarmut zu stoppen, so Birkwald, müssten alle Dämpfungsfaktoren aus der Rentenformel gestrichen werden. Zudem müssten die Rentenbeiträge für Langzeiterwerbslose erhöht und die Rente nach Mindestentgeltpunkten entfristet werden. »Nur so kann ein Anstieg der Altersarmut in Deutschland verhindert werden«, ist sich der Bundestagsabgeordnete sicher.

Besonders scharfe Kritik kam gestern von den kommunalen Spitzenverbänden. So zeigte sich der Deutsche Landkreistag besorgt über die steigenden Kosten der Grundsicherung.

Die Sorgen der ohnehin hoch verschuldeten Kommunen sind berechtigt, schließlich müssen sie die fast vier Milliarden Euro für die Grundsicherung aus eigener Tasche bezahlen. »Seit Einführung der Grundsicherung im Alter haben sich unsere Ausgaben damit nahezu verdreifacht«, betonte der Präsident des Deutschen Landkreistages, Hans Jörg Duppré, am Donnerstag. Er forderte den Bund auf, die im Rahmen des Sparpakets geplante Streichung der Rentenbeiträge für Hartz-IV-Bezieher fallen zu lassen, da dies das Problem zunehmender Altersarmut weiter verschärfe.

Duppré erklärte, dass neben der zunehmenden Alterung der Gesellschaft vor allem die Einschnitte in den Sicherungssystemen die Situation zugespitzt hätten. »Viele Menschen sind heute nicht mehr in der Lage, ihren Lebensunterhalt über Rentenbezüge zu bestreiten und müssen daher zum Sozialamt gehen«, resümierte Duppré.


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