Montag, 5. November 2012

Magdeburg zieht Vorschlag für Lutherpreis "Das unerschrockene Wort" zurück [via Landeshauptstadt Magdeburg]


Pressemitteilung von Montag, 5. November 2012
Landeshauptstadt Magdeburg

Magdeburg zieht Vorschlag für Lutherpreis "Das unerschrockene Wort" zurück

Ottostadt Magdeburg.
Die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts hat ihren Vorschlag zur Verleihung des Preises der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort" zurückgezogen. Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper hat dies der diesjährigen Juryvorsitzenden und Oberbürgermeisterin der ausrichtenden Stadt Eisleben mitgeteilt. In der Lutherstadt Eisleben soll am 10. Nov. über die Vergabe des Preises im kommenden Jahr entschieden werden.

"Bisher war es guter Brauch unter den Lutherstädten, die Namen der Kandidaten für den gemeinsam gestifteten Preis 'Das unerschrockene Wort' vertraulich zu behandeln", erklärt Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper zum Prozedere der Ermittlung des Preisträgers. "Wenn eine öffentliche Benennung von Kandidaten erfolgte, wurde dies bisher nur durch die vorschlagende Stadt getan, und in diesem Jahr tat die Stadt Wittenberg dies, als sie mit ihrem Vorschlag, den Preis der russischen Punkband Pussy Riot zu verleihen, eine kontroverse öffentliche Debatte entfacht hat. In der Vorwoche hatte dann die Lutherstadt Eisleben durch ungeschickte Öffentlichkeitsarbeit die Namen aller weiteren vorgeschlagenen Kandidaten preisgegeben. Dies ist in der Geschichte des Preises ein einmaliger Vorgang."

Die Landeshauptstadt Magdeburg hatte vorgeschlagen, Frau Superintendentin i.R. Waltraud Zachhuber mit dem Preis der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort" auszuzeichnen. Dieser Vorschlag wurde auch von allen Fraktionen im Magdeburger Stadtrat unterstützt. Begründet wurde der Vorschlag mit den Verdiensten von Waltraud Zachhuber in der kirchlichen Friedensbewegung, ihrem Einsatz für die Demokratie sowie ihrem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit.

Wegen der öffentlichen Debatten um den Preis und mögliche Preisträger hat Waltraud Zachhuber den Oberbürgermeister in der Vorwoche gebeten, ihre Nominierung zurückzuziehen. Mit der Wittenberger Nominierung habe "der Gedanke, der dem Preis zugrunde liegt, eine entscheidende Veränderung erfahren", so Waltraud Zachhuber in ihrem Schreiben an den OB. "Durch sie wird der Preis in einen Rahmen gestellt, der wenig auf mich passt. Es geht dort ja nicht so sehr um das 'unerschrockene Wort', sondern um die 'unerschrockene Aktion' und das scheint in der Öffentlichkeit auch so gesehen zu werden." Dass durch die Stadt Eisleben alle Namen öffentlich gemacht wurden, habe sie zusätzlich irritiert, "denn deutschlandweit steht jetzt mein Name in einer Reihe mit jener Band".

Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper bedauert es außerordentlich, dass Frau Zachhuber ihr Einverständnis für die Nominierung zurückgezogen hat. "Sie ist eine Kandidatin, die dem Anspruch, der Würde und dem Ansehen des Preises in jeder Hinsicht gerecht geworden wäre. Aber ich respektiere ihren Wunsch, angesichts der öffentlichen Diskussionen über die Kandidaten, auf eine Nominierung zu verzichten." In einem Brief an die Vorsitzende der diesjährigen Jury, die Oberbürgermeisterin der Lutherstadt Eisleben, Jutta Fischer, hat Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper den Vorschlag der Landeshauptstadt in der Vorwoche zurückgezogen.

Hintergrundinformationen zum Preis "Das unerschrockene Wort"
Stifter des mit 10.000 Euro dotierten Preises sind die 14 Lutherstädte Coburg, Eisenach, Eisleben, Erfurt, Halle, Heidelberg, Magdeburg, Marburg, Schmalkalden, Speyer, Torgau, Wittenberg, Worms und Zeitz.

Die Grundsätze zur Verleihung des Preises regelt ein Preisstatut. Darin heißt es: "Der Preis soll verliehen werden an Frauen und Männer, die in einer besonderen Situation oder bei einem konkreten Anlass, aber auch beispielhaft über einen größeren Zeitraum hinweg, in Wort und Tat für die Gesellschaft, die Gemeinde, den Staat bedeutsame Aussagen gemacht und gegenüber Widerständen vertreten haben. Dabei soll es weniger um eine Zustandsbeschreibung gehen als um wegweisende, zukunftsgerichtete Überlegungen.

Bei der Vergabe des Preises sollen parteipolitische und konfessionelle Gesichtspunkte keine Rolle spielen. Auch allgemeine Unzufriedenheit, querulatorische oder eigennützige Motive oder Demagogie erfüllen nicht das Kriterium des "unerschrockenen Wortes". Die Preisträger können aus der Bundesrepublik Deutschland, aber auch aus dem Ausland kommen.

Der Preis wird alle zwei Jahre im Rahmen eines Festaktes in einer der Stifterstädte verliehen. Über die Preisvergabe entscheidet eine Jury, der neben den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern der Stifterstädte auch 6 Vertreter des öffentlichen Lebens angehören. Vorschläge für die Preisvergabe können auch die Bürgerinnen und Bürger der stiftenden Lutherstädte unterbreiten.

Bisherige Preisträger waren:

der Philosoph und Theologe Prof. Dr. Richard Schröder
der Theologe Prof. Dr. Hans Küng
die Polizeipräsidentin von Eberswalde Ute Leichsenring
die Theologin Gertraud Knoll aus Österreich
der Liedermacher Stephan Krawczyk
die türkischstämmige Muslimin Emel Abidin-Algan
die Politologin und Journalistin Andrea Röpke
der russische Journalist Dmitrij Muratow und die gesamte Redaktion seiner Tageszeitung "Nowaja Gaseta"

 

Kontaktdaten:
Stadt Magdeburg
Frau Dr. Cornelia Poenicke
Büro des Oberbürgermeisters
Teamleiter Öffentlichkeitsarbeit und Bürgeranliegen, Pressesprecherin
Alter Markt 6
39104 Magdeburg
Telefon: (03 91) 5 40 27 69
FAX: (03 91) 5 40 21 27
E-Mail: presse@magdeburg.de
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