Donnerstag, 8. November 2012

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht und Ausstellungseröffnung am 8. November im Rathaus [via documenta-Stadt-Kassel]


Pressemitteilung von Donnerstag, 1. November 2012
documenta-Stadt Kassel

Gedenkveranstaltung und Ausstellungseröffnung am 8. November im Rathaus

Eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht 1938 findet am Donnerstag, 8. November, um 18 Uhr im Bürgersaal des Kasseler Rathauses statt.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wird eine Ausstellung mit Werken des israelischen Künstlers Jehuda Bacon unter dem Titel "Die Kraft auf das Gute richten" eröffnet. Vom 9. November bis zum 7. Dezember werden die Gemälde und Zeichnungen zu den normalen Öffnungszeiten des Rathauses in der Karl-Branner-Halle, 2. Stock, Flügel Wilhelmsstraße, zu sehen sein.

Zur Person: Jehuda Bacon wurde 1929 in Mährisch‐Ostrau, dem heutigen Ostrava in Tschechien, geboren. Seine glückliche Kindheit, geprägt von der chassidischen Tradition seiner Familie, nimmt ein jähes Ende, als er dreizehnjährig zusammen mit seinen Eltern und seiner ältesten Schwester nach Theresienstadt deportiert wird.
In den folgenden drei Jahren durchlebt Jehuda Bacon das ganze Ausmaß des Grauens in verschiedenen Konzentrations‐ und Vernichtungslagern, auf einem der sogenannten Todesmärsche kurz vor Kriegsende und schließlich, dem Tode nahe, die Befreiung am 5. Mai 1945. Seine Eltern und seine Schwester haben die Lager nicht überlebt.

Nach dem Krieg führt Bacons Weg nach Prag. Dort nimmt sich der zu den Böhmischen Brüdern gehörende Pädagoge Przmysl Pitter traumatisierter Kinder aus den Lagern an, und durch die dort erfahrene Liebe und Güte vollzieht sich auch in Jehuda langsam der "schwere Übergang ins Menschliche", wie er es nennt. Hier entwickelt sich auch die erste Nähe zum künstlerischen Ausdruck.

Jehuda war ein wissbegieriges Kind, dessen Augen alles sahen, dessen Seele nichts vergaß. "Als Kind dachte ich", so sagt er in einem Interview, "ich muss erzählen …denn wenn ich das erzähle, werden alle Menschen besser." Er beginnt zu erzählen – in Skizzen und Zeichnungen, die detailgetreu die Einrichtungen der Todeslager vor Augen führen.

Glückliche Umstände führen noch in Prag zu Menschen, die sein Talent erkennen, ihn ermutigen und fördern. Als er schließlich 1946 nach Palästina übersiedelt, kann er bald ein Studium der Bildenden Kunst an der Jerusalemer Bezalel‐Universität aufnehmen.

Vertiefende Studien führen ihn nach London, nach Paris, nach New York. Er wird zum Professor an der Bezalel‐Universität berufen, unterrichtet an der Universität in Haifa und lebt seit seiner Emeritierung im Jahr 1994 als freischaffender Künstler in Jerusalem.

Auch wenn seine Arbeiten verschlüsselt von den verfinsterten Lebensumständen erzählen, denen er in jungen Jahren ausgesetzt war, möchte sich Jehuda Bacon weder als Künstler noch als Mensch auf den Begriff "Holocaust-Überlebender" reduzieren lassen.
Seine Werke erscheinen oftmals rätselhaft, durchzogen von Andeutungen, die er nicht preisgibt. Sie erzählen aber auch von tiefer Freude an der Schöpfung, von der Zugehörigkeit zur großen Menschenfamilie. Und denen, die es sehen möchten, erzählen sie von Jehuda Bacons unerschüttertem Glauben an das Gute.

"Jeder findet das, was er darin sucht", so beschreibt er es. In einem Interview fügt er hinzu, dass der Begriff 'Kunst' im Hebräischen vom Be‐Jahen, vom Ja‐Sagen hergeleitet wird.

In diesem Ja‐Sagen sind Kunst und Leben von Jehuda Bacon aufgehoben.


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