Montag, 5. September 2011

". und #unseren #täglichen #Talk #gib #uns #heute!" [via Nachdenkseiten]


"… und unseren täglichen Talk gib uns heute!"

[Nachdenkseiten]
 


In den untersuchten Talkshows konnten Themenkonjunkturen und sich wiederholende
Gästekonstellationen identifiziert werden. Meist werden in den Talkshows jene Themen debattiert, die ohnehin schon in aller Munde sind. Ganze Felder der gesellschaftlichen Wirklichkeit werden weitestgehend ausgeklammert: die Außenpolitik, die Welt des Internets und der Computer sowie große Teile des Arbeitslebens.

Neues wird nicht entdeckt. Meist diskutieren Menschen, die man aus dem Fernsehen schon kennt. Es gibt wichtige gesellschaftliche Akteure, die gar nicht vorkommen. Denn für die Gäste ist das wichtigste Kriterium: Sie müssen im Fernsehen "gut funktionieren", d. h. schlagfertig sein und meinungsstark. Sachkompetenz ist demgegenüber zweitrangig, wichtiger ist der Unterhaltungswert. Geredet wird zwar miteinander, aber immer in Bezug auf das zuschauende Publikum. Die meisten Beiträge sind folglich Statements oder Verlautbarungen. Ein freier und voraussetzungsloser Diskurs sieht anders aus.

Für viele Politiker ist die Talkshow eine wichtige Bühne ihrer selbst gemachten oder von Beratern befeuerten Inszenierung. Sie werden zu "Marken" und verschaffen sich "Markenzeichen". Talkshows erzeugen Nachfrage nach einem bestimmten Politikertypus. Viele Zuschauer machen sich auf diesem Weg ein Bild von ihren gewählten Vertretern. Natürlich kann es auch passieren, dass einzelne Politiker schlecht aussehen oder sich blamieren. Aber selbst wenn die Resonanz kritisch ausfällt, steht in der Regel die psychologische Wirkung im Zentrum, Sympathie oder Antipathie, nicht das rationale Argument.

Die Studie zeigt: Oft erschlägt die Form den Inhalt. Von den kleinen "Einspielfilmen" bis zu den "Anklatschern", die im Studio für Stimmung sorgen, ist alles darauf angelegt, die Zuschauer zu unterhalten und vom Wegzappen abzubringen. Die Zuschauer werden systematisch unterschätzt. An der Quote misst sich der Erfolg, nicht daran, ob ein Problem sachgerecht erörtert wurde.

Die tatsächliche Politik, das Verhandeln und Entscheiden in Parlamenten und Regierungen, scheint sich immer weiter von der Darstellung der Politik zu entfernen. Die Talkshows tragen zu diesem Phänomen bei, das sie zugleich wortreich beklagen.

Quelle 1:
Otto Brenner Stiftung, Informationen zur Studie 

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