Freitag, 12. April 2013

#Profiteure der #Krise (...) Der #Krisengewinner [via Nachdenkseiten]

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Profiteure der Krise

Die Finanzkrise hat weltweit Vermögen in Billionenhöhe umverteilt. Die Existenz von Millionen von Menschen wurde bedroht, ihre Arbeitsplätze und ihre soziale Sicherheit vernichtet. Wie hoch die Folgelasten für die öffentlichen Haushalte schlussendlich sein werden, ist momentan noch nicht einmal absehbar. Noch viele Generationen werden an den Kosten und der Zinslast zu tragen haben. Im Jargon der Finanzmärkte hat sich das Geld einfach “in Luft aufgelöst” oder es wurde “verbrannt”. Dass diese Einschätzung falsch ist, zeigt das Beispiel des Hedgefonds-Managers John Paulson. Im letzten Jahr „verdiente“ Paulson die stolze Summe von 5 Milliarden US-Dollar – das höchste jemals bekannt gewordene Einkommen der Welt. Ein Teil dieses Geldes stammt dabei auch aus deutschen Steuergeldern, mit denen die Folgen der IKB-Pleite bezahlt werden. Jens Berger

Eine alte Krisenweisheit lautet „das Vermögen ist nicht weg, sondern nur woanders“. Wie eine solche Umverteilung im modernen Finanzsystem vonstatten geht, zeigt das Beispiel „Abacus 2007-AC1“ . Der amerikanische Hedgefonds-Manager John Paulson ahnte schon früh, dass der überhitzte, kreditfinanzierte Immobilienmarkt in den USA bald zusammenbrechen könnte. Traditionelle Finanzinstrumente erlauben dem Investor, an steigenden Preisen und Gewinnen zu profitieren. Um im Gegenzug bei fallenden Preisen und Verlusten zu profitieren, muss man schon ein wenig kreativer sein. Paulsons Kreativität kannte keine Grenzen. Er bündelte Immobilienkredite, die er für besonders riskant hielt und beauftragte die Investmentbank Goldman Sachs, ein synthetisches Finanzprodukt zu verwirklichen, mit dem er auf den Ausfall dieser Hypotheken wetten kann. Das Endprodukt trug den Namen „Abacus 2007-AC-1“ und wurde von Goldman Sachs ausgesuchten Großinvestoren als renditeorientiertes Produkt angeboten. Für diese Dienstleistung kassierte Goldman Sachs 15 Millionen Dollar Gebühr von Paulson.
Paulsons Abacus-Deal
Im Fachjargon der Finanzbranche war Abacus eine CDS auf ein CDO – Abacus-Kunden versicherten also gebündelte Immobilienkredite gegen das Ausfallrisiko. Ursprünglich waren CDS (Credit Default Swaps) als Risikoabschirmung gedacht. Der Unterschied zu einer klassischen Kreditausfallversicherung besteht jedoch darin, dass es bei CDS keine Rolle spielt, ob man selbst in das zugrundeliegende Kreditgeschäft involviert ist.

Im Falle eines Zahlungsausfalls erhält die Seite, die auf einen Zahlungsausfall gewettet hat, die vertraglich abgesicherte Prämie von der Gegenseite. Sollte kein Zahlungsausfall eintreten, gewinnt die Gegenseite, da sie die (Versicherungs-)Prämien behalten darf. Im Falle Abacus war der Versicherungsnehmer ebenfalls nicht der Kreditgeber, sondern John Paulson, der auf diese Art und Weise auf den massenhaften Ausfall von Immobilienkrediten wetten konnte, der wenig später als „Subprime-Krise“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte.
Eines von Paulsons Opfern war die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB, die über obskure Finanzvehikel außerhalb der Bilanz in großem Stil hochriskante Wetten auf dem US-Markt abschloss. Abacus war dabei nur ein Investment von vielen. Im April 2007 investierte die IKB 150 Millionen Dollar in die Abacus-Papiere. Eine Düsseldorfer Privatbank, deren Kompetenzen in der Finanzierung mittelständischer deutscher Unternehmen lagen, hat also zu einem Zeitpunkt, an dem in der Branche das Wort „Subprime“ bereits einen negativen Beiklang hatte, hochriskante amerikanische Immobilienkredite versichert. Um welche Kredite es sich dabei handelt, hat die Düsseldorfer Turbobanker nicht interessiert – der Name „Goldman Sachs“ galt schließlich in der Branche als Qualitätsmerkmal. Natürlich wusste die IKB nicht, dass die faulen Kredite, die sie versicherte, von ein und derselben Person ausgewählt und gebündelt wurden, die nun als Gegenpart der IKB auf deren Ausfall wettete. Wenn man John Paulson als Betrüger bezeichnen würde, müsste man sicherlich keine Klage wegen übler Nachrede befürchten.
Es kam, wie es kommen musste. Wenige Monate später fielen die Kredite – wie von Paulson geplant – aus und die 150 Millionen Dollar der IKB gehörten nun Paulsons Hedgefonds. Der alleinige Zweck dieser „Kreditversicherung“ war die Umverteilung von Geldern naiver Anleger auf das Konto des Hedgefonds-Managers – mit den realen Krediten, den Zahlungsschwierigkeiten der Hausbesitzer und den folgenden Zwangsversteigerungen hatte dieses Geschäft wohlweislich überhaupt nichts zu tun.
Der Krisengewinner
Im Krisenjahr 2007 machte John Paulson mit seinen Wetten gegen Immobilienkredite einen persönlichen Gewinn von rund 3,6 Milliarden Dollar – alleine die Abacus-Papiere brachten einen Gewinn von einer Milliarde Dollar. Neben der IKB zählen auch die Royal Bank of Scotland, ABN Amro und unzählige andere Banken, die staatliche Hilfsgelder in Anspruch nehmen mussten, zu den Opfern. Die „Rettung“ der IKB, die 2008 an den Private-Equity-Fonds Lone Star verkauft wurde, hat den deutschen Steuerzahler rund 9,2 Milliarden Euro gekostet – 111,65 Euro für jeden Deutschen, vom Säugling bis zum Greis. Dieses Geld ist nicht „verbrannt“, sondern steckt heute in den Taschen von windigen Finanzhaien, die mit diesem Geld fröhlich weiter zocken, um unaufhörlich weiter Geld in ihre Taschen umzuverteilen.
Während die Immobilienblase platzte, wettete Paulson bereits gegen die Banken und Immobilienfinanzierer, deren Kredite er versichert hatte und schwenkte dann auf dem Höhepunkt der Krise in Wetten gegen die Aktienkurse der besonders involvierten Banken um. Als die Regierungen sich weltweit dazu genötigt sahen, das Finanzsystem kreditfinanziert zu retten, war es Paulson, der im großen Maßstab durch den Handel mit Staatsanleihen Gewinne machte. Er profitierte abermals von einer Krise, die er selbst mit verursacht hatte. Womit Paulson im letzten Jahr sein sagenhaftes Jahreseinkommen von fünf Milliarden Dollar erzielte, ist noch nicht genau bekannt. Neben Wetten auf Staatsanleihen soll er sich auch massiv in Wetten auf Rohstoffkurse betätigt haben. Wann immer wir Steuern zahlen, tanken, Kaffee trinken oder eine Tafel Schokolade essen, fließt dabei ein Teil des Geldes auch in die Taschen eines John Paulson.
40.000 Dollar Einkommen pro Minute
Fünf Milliarden in einem Jahr – diese Zahl ist so unglaublich, dass man sie mittels Vergleichen fassbar machen muss. Pro Stunde hat Paulson rund 2,4 Millionen Dollar verdient, so viel wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmerhaushalt während seines gesamten Lebens. Um das unanständige Jahressalär des Deutsche-Bank-Chefs Ackermann zusammenzubekommen, musste Paulson gerade einmal sechs Stunden hinter seinem Schreibtisch sitzen. Während Paulson einmal an seiner Kaffeetasse nippt, hat sich sein Konto um das Jahreseinkommen eines Hartz-IV-Beziehers erhöht. Sein Einkommen entspricht dem von acht Millionen afrikanischen Durchschnittsverdienern [PDF - 531 KB].
Eine Gesellschaft, in der es einen John Paulson geben kann, ist degeneriert und es gibt keinen Ansatz, an diesen Umständen etwas zu ändern. Die Top 25 der Hedgefonds-Manager „verdienten“ im letzten Jahr zusammen mehr als 22 Milliarden Dollar. Weltweit verwalten Hedgefonds ein Volumen von rund 2,2 Billionen Dollar. Sämtliche Ansätze, Hedgefonds an die Kandare zu nehmen, wurden von Lobbyisten der Finanzindustrie wieder zunichte gemacht. Die Finanzmarkttransaktionssteuer ist immer noch Utopie – genau so wie eine schärfere Regulierung des Finanzsystems oder gar eine Beteiligung der Krisenverursacher an den Krisenkosten. Für die fünf Milliarden Dollar, die Paulson im letzten Jahr „verdiente“, zahlte er keinen einzigen Cent an Steuern – solange er sein Geld in seinen Fonds lässt, gilt es nämlich steuerrechtlich nicht als Einkommen.
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