Dienstag, 10. August 2010

das genial innovative Medienevent "Wirtschaftsweise gegen höhere Hartz-IV-Sätze"

 

Hartz-IV-Regelsätze

(Nachdenkseiten)


Wirtschaftsweise gegen höhere Hartz-IV-Sätze

 

Der Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, lehnt in der Hartz-IV-Debatte Forderungen nach höheren Regelsätzen ab und fordert zugleich eine Arbeitspflicht für Hilfsempfänger.

"Mit höheren Unterstützungszahlungen vermindern sich insbesondere für Geringqualifizierte mit Kindern die Anreize, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt intensiv um einen Arbeitsplatz zu bemühen und gegebenenfalls auch weniger attraktive Jobs anzunehmen", sagte Franz der "Leipziger Volkszeitung" (Montagausgabe) laut Vorabbericht.

Der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt sprach sich ebenfalls gegen höhere Regelsätze aus. Ein geringerer Abstand zum Arbeitseinkommen würde "die Bemühungen um einen neuen Arbeitsplatz einschränken", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) fordert statt einer Leistungserhöhung die Flexibilisierung der Hartz-IV-Sätze verbunden mit einer Arbeitspflicht. Wer nicht arbeiten wolle, müsste Hartz-IV-Kürzungen hinnehmen. Arbeitswillige Hilfsempfänger sollten dagegen mehr als bisher von ihrem Verdienst behalten dürfen.

Franz rechnet mit einem ausreichenden Jobangebot für Geringqualifizierte: "Es werden auch im Bereich geringqualifizierter Arbeit sehr viel mehr Arbeitsplätze entstehen als viele Skeptiker glauben. Früher wurden an der Tankstelle die Scheiben gewischt oder es wurden morgens Brötchen ausgetragen."

 

Vereinzelt gebe es auch hierzulande schon Schuhputzer oder wie in den USA Tütenpacker im Supermarkt. "Wichtig ist: Jede ehrliche Arbeit verdient Respekt und wenn das dort erzielte Einkommen nicht zum Lebensunterhalt reicht, dann wird es mit Hilfe des Arbeitslosengelds II aufgestockt.

 

Das ist doch wesentlich besser als diese Betroffenen das harte Schicksal einer Arbeitslosigkeit erleiden zu lassen", sagte Franz.
Quelle: FR

 

http://www.fr-online.de/politik/wirtschaftsweise-gegen-hoehere-hartz-iv-saetze/-/1472596/4540482/-/index.html

Anmerkung WL: Klarer als Wolfgang Franz kann man es eigentlich nicht sagen, wo man hin will.

Statt Mindestlohn eine Ausweitung des Niedrigstlohnsektors, "Ich-AGs" in Form von Autoscheibenputzern, Tütenpackern, Pfandflaschensammlern oder Kaugummiverkäufern wie in Südamerika oder Asien und wer sich dafür zu schade ist, für den gilt eben Arbeitspflicht egal für welche Tätigkeit.

Statt einer weiteren Anmerkung siehe:
  • Soziale Klimaerwärmung

    Doch die gesamte Debatte um die Regelsätze scheint sich nunmehr an der Höhe der Regelsätze aufzuhängen, wobei dann die 41 Euro mehr, die es geben könnte, anscheinend die Erhöhung der sozialen Temperatur darstellen sollen.

     

    Dabei hat die soziale Kälte, die das Land seit langem ereilt, nur wenig mit der Höhe irgendwelcher Gelder zu tun – egal ob der ALG II-Empfänger nun 400, 200 oder 800 Euro erhält, die Tatsache bleibt, dass er in der Gedankenwelt der Gesellschaft längst als schmarotzender, arbeitsunwilliger, schwarzarbeitender und tricksender Proll angekommen ist, der froh sein darf, dass er überlebt und insofern sich voller Demut und Dankbarkeit in jeden beliebigen Job einfügen soll, fröhlich dabei das Liedchen des "1-Euro-Moorsoldaten" trällernd.

    ALG II-Empfänger sind die Aussätzigen der Gesellschaft geworden, die Solidarität zu ihnen wurde durch unwidersprochen postulierte Fantasiezahlen wie die der 25%-Missbrauchsquote und Co. endgültig auf dem Schuttplatz der Bundesregierung entsorgt, wo sich auch die einstige Idee eines soziokulturellen Existenzminimums für jeden findet.

  •  
  • Der Sozialstaat soll nur noch die wirklich Kranken und Hilflosen irgendwie durchfüttern, der Rest soll arbeiten und malochen für ein paar Cents mehr, auf dass er dadurch seine Solidarität zum Land und eben jener Gesellschaft, die seit langem auf ihn spuckt, unter Beweis stellt.

    In der absoluten Endlosschlaufe wird der ALG II-Empfänger so gleich zum emotionalen Sandsack für Viele. Für diejenigen, die ihre Steuern zahlen und ihre Wut ob ihrer hohen Zahlungsverpflichtungen nicht gegen jene richten, die dafür stehen, wie diese Steuern verwandt, zum Fenster rausgeworfen oder aber erlassen werden, sondern gegen jene, die sich ihren Kleinbetrag monatlich abholen, ohne dafür vor Dankbarkeit zu zerfließen.

     

    Für diejenigen, die befürchten müssen, dass ihr Minijob demnächst von einem 1-Euro-Jobber oder Bürgerarbeiter getan wird, so dass sie selbst sich in die Reihe derjenigen einreihen, auf die sie vorher herabschauten. Für diejenigen, die sich tagtäglich zu einem Hungerlohn in eine Arbeit begeben und die nicht überlegen, wieso es überhaupt möglich ist, dass sie zu diesem Hungerlohn arbeiten "müssen", sondern stattdessen neidisch auf jene schauen, die womöglich fast genauso viel Geld wie sie haben, jedoch ohne Erwerbstätigkeit…

    Die soziale Kälte in Bezug auf ALG II-Empfänger, die die Politik wie auch die Medien seit langem forcieren, die sie durch eine fast schon pervertierte Idee des Lohnabstandsgebotes als Mittel zur Reduzierung der Sozialleistungen noch weiter ausdehnen, diese soziale Kälte wird auch durch 41 Euro mehr nicht verändert werden. Hier würde es der Politiker bedürfen, die den Mut haben, auf Pressekonferenzen nicht mehr ihre eigene hedonistische Roadshow zu veranstalten, sondern entschieden dem gegenübertreten, was von ihnen und ihren Vorgängern zur "Tatsache über ALG II-Empfänger" verklärt wurde.

  • Quelle: Telepolis   http://www.heise.de/tp/blogs/5/148150

     

     

  • Anne Will: "Aufschwung für alle – Höhere Löhne, mehr Hartz IV?"

    Quelle: ARD  http://daserste.ndr.de/annewill/aktuelle_sendung/erste316.html

    Anmerkung WL: Was die Autorin und Filmemacherin Rita Knobel-Ulrich, die stellvertretende Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion und der ehemals Grüne, Kurator der INSM und Landesvorsitzende der Mittelstandsvereinigung Baden-Württemberg Oswald Metzger ablieferten, lag auf dem Niveau der Hetzkampagne der Bildzeitung. (http://www.nachdenkseiten.de/?p=6408)

    Sie hatten nur ein Ziel, nämlich die Bevölkerung gegen Bedürftige aufzuhetzen, um ein politisches Klima für die Senkung von Fürsorgeleistungen zu schaffen und damit der Ausweitung des Niedriglohnsektors und der weiteren Senkung der Löhne Vorschub zu leisten.


    Ich habe es schon oft genug erfahren, wie schwierig es ist, gegen diese Hetze mit rationalen Argumenten und Fakten anzukommen, aber was der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland oder Andrea Ypsilanti dagegen gehalten haben, war enttäuschend. Man muss das Schüren Neid, ja sogar Hass als solches auch benennen, sonst bleibt man in der perversen Logik der Vertreter, die die verfassungsrechtlichen Garantie des "Existenzminimums" aushebeln wollen verhaftet.


    Dass Anne Will zu schlecht informiert ist, um die Hetze ihrer Studiogäste zu kontern, ist leider nichts Neues. Schon bei der Zahl und Auswahl der jeweiligen Protagonisten wird erkennbar, in welche Richtung die Sendung laufen soll.

    [genial innovativ und reif für einen Innovationspreis, den könnte ja die FDP stifften und diverse Werbe- un PR-Kampagnen - wie immer genial innovativ  - Anmerkung von Andreas Rudolf]  

    Posted via email from 01159 Dresden Löbtau-Süd und Umgebung

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