Von der Finanzkrise zur Beschäftigungskrise
[via Nachdenkseiten]
Die Krise der vergangenen Jahre hat sich in verschiedenen, ineinander verfliessenden Formen manifestiert, als Hypothekenkrise, als Bankenkrise, als Finanzkrise, als Staatsschuldenkrise, als Euro-Krise oder auch als konjunkturelle Krise. Aber überwunden ist sie nicht. In letzter Zeit sind vermehrt nicht nur von politischen Beobachtern, sondern auch von Kommentatoren der Finanzmärkte kritische Beiträge zu sehen über eine weitere, bedenkliche Ausprägung: Die Krise und die vielfach gewählte Form ihrer Bekämpfung durch Austerität haben zu hoher und steigender Arbeitslosigkeit beigetragen. Zum Teil erinnere das erreichte Ausmass an Zeiten der wirtschaftlichen Depression. Das Phänomen der hohen Arbeitslosigkeit als Begleiterscheinung der Krisenbekämpfung, die vor allem Pleiten von Banken und Staaten verhindern sollte, wurde in Marktkreisen bisher erstaunlich wenig beachtet.
Die in Teilen von Europa heftigen Proteste gegen die Austeritätspolitik haben aber zur Veränderung des Blickwinkels beigetragen. Marktanalytiker heben nun nicht nur die hohen offiziellen Arbeitslosenzahlen in der Peripherie des Euro-Raumes hervor welche die versteckte Arbeitslosigkeit gar nicht berücksichtigen , sie weisen auch auf die ausgeprägte Arbeitslosigkeit junger Menschen hin. Diese Generation trägt, betont die Deutsche Bank, immer mehr die Hauptlast der Krisenbekämpfung. Es lässt sich eine Kausalkette konstruieren.
Die Banken- und Schuldenkrise ist durch Austerität bekämpft worden, zu deren Konsequenzen Rezession und daraus folgend erhöhte Arbeitslosigkeit gehören. Finanzielle Stabilität werde mit massiver sozialer Instabilität erkauft, die in eine politische Krise münden werde, befürchtet George Friedman vom Analyseinstitut Stratfor. Diese soziale und politische Krise werde auch Europas Institutionen gefährden.
Die Debatte um die weitere Strategie Fortsetzung der Politik der Austerität oder Wachstumsförderung und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sei nicht obskurer Art.
Quelle: NZZ
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