Werte Frau de Brake, werter Herr Abendschein,
ich nehme Bezug auf Ihre Stellungnahme zu den Vorkommnissen in der MainArbeit vom 01.03.2013. Als Bürgerin der Stadt Offenbach sehe ich mit wachsender Besorgnis, wie auch hier mit hilfebedürftigen Bürgern umgegangen wird.
Erschreckend ist für mich auch, dass nun ehrenamtliche Helfer offensichtlich öffentlich diffarmiert und nach meiner Einschätzung kriminalisiert werden sollen. Anders kann ich sowohl Ihre Einlassungen in der Frankfurter Rundschau als auch die als in Funktion des Personalrates verfasste Stellungnahme nicht werten.
Ohne der Erwerbslosenhilfe SGB2 Dialog direkt zugehörig zu sein -wenngleich ich mich solidarisch zeige- fühle auch ich mich durch Ihre Stellungnahme in ein unpassendes Licht gesetzt. Denn auch ich unterstütze seit Jahren Menschen bei Problemen mit der MainArbeit. Und ich darf Ihnen versichern, die Mischung aus Willkür, Rechtsunkundigkeit, ersichtlichen Rechtsbrüchen,Selbstherrlichkeit und Gleichgültigkeit seitens vieler Mitarbeiter ist erschreckend!
Und genau diese jahrelang gemachten Erfahrungen führen Ihre Worte ad absurdum. Sie schreiben, Zitat: "Der Protest hat aber da anzusetzen, wo die Verantwortung liegt. Das ist zu allererst die Bundesregierung in Berlin und nicht die Beschäftigten bzw. ein Geschäftsführer. Das dürfte einerBundestagsabgeordneten nicht unbekannt sein"
Von dem völlig überflüssigen Seitenhieb auf Frau Buchholz MdB einmal abgesehen, geht es in Offenbach nicht darum, dass "protestiert" werden soll gegen die SGB2-Gesetzgebung. Hier vor Ort geht es in erster Linie um den Umgang mit den Leistungsberechtigten. Berlin zeichnet gewiss nicht verantwortlich dafür, dass Leistungen falsch berechnet werden oder gar nicht zur Auszahlung kommen. Berlin zeichnet nicht verantwortlich für gesetzeswidrige Verweise auf Lebensmittelgutscheine, wenn Leistungsberechtigte mittellos sind. Berlin wimmelt auch keine existenziell bedrohten Offenbacher Mitbürger ab. Das Alles geschieht hier, in Offenbach, in der MainArbeit!
Da Betroffene sich in Unkenntniss oder Angst vor weiteren Repressalien oft nicht selbst adäquat wehren können, ist daher eine, günstigenfalls rechtskundige, Begleitung erforderlich. Dass es Menschen unter existenzieller Bedrohung schwer fällt, sachlich und ruhig zu bleiben, ist für jeden Menschen mit etwas Empathie nachvollziehbar.
Dass, kommen dann noch Behandlung "von oben herab" und Abwimmeln dazu, sich das Mißfallen in durchaus lauten und unschönen Worten Luft macht ist ebenso verständlich. Hier sollten die Mitarbeiter der MainArbeit froh sein, dass Beistände, die den Betroffenen zu ihrem Recht verhelfen wollen, deeskalierend wirken.
Lästig sind sie, diese Beistände, das kann ich schon (fast) "verstehen". Sie verursachen Arbeit, lassen sich nicht abwimmeln und keine rechtswidrigen Märchen erzählen. Noch dazu klären sie Betroffene über deren Rechte auf.
Das Alles aber berechtigt weder Sie, noch Herrn Dr. Schulze-Boeing dazu, die Unterstützer dergestalt zu diffamieren, indem Sie Vermutungen Raum geben und diese als Tatsächlichkeit vermitteln.
Ganz übel wird es, wenn sie mittels semantischer Kniffe versuchen, die Unterstützer in die Nähe von Gewaltbereitschaft zu rücken. Dies hat auch Herr Dr. Schulze-Boeing bereits versucht. Es ist einfach nur unanständig, die Unterstützer kriminalisieren zu wollen!
Sie als Gewerkschafter sind gefordert, Ihre Mitglieder zu unterstützen, das ist richtig. Die Stellungnahmen haben aber mit Unterstützung nichts gemein! Diese Aussagen sind völlig unreflektiert und blenden Tatsachen schlicht aus. Das Wort "Rufmord" im Zusammenhang mit Kritik an der Vorgehensweise vieler Mitarbeiter der MainArbeit zu postulieren hat die Grenze jedweden Geschmacks überschritten.
Mein Vorschlag an Sie: Tun Sie als Gewerkschafter das, was Sie sollten, unterstützen Sie die Mitarbeiter.
Aber tun Sie das bitte richtig. Fragen Sie doch einfach einmal, wie viele unter Druck stehen, weil sie wissen (!) die x-te Anweisung von oben ist mit rechtskonformem Handeln nicht vereinbar. Und mit oben ist nicht Berlin gemeint, vielmehr die ehemals 5te Etage der MainArbeit. Ich persönlich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich hörte
"das ist aber die Dienstanweisung" egal, wie widerrechtlich diese war. Einige Mitarbeiter waren sogar so "mutig", mir zu sagen
"ich würde es ja anders machen, aber der Druck von oben, schreiben Sie halt Widerspruch". Helfen Sie den Mitarbeitern, die unter ihren Vorgaben leiden. Geben Sie denen Rückendeckung, die sich gegen rechtswidrige Dienstanweisungen stellen wollen und es nicht wagen!
Das! wäre gewerkschaftliche Arbeit im positiven Sinn.
Es grüßt Sie
Ellen Vaudlet
VON: ELLEN VAUDLET
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