Samstag, 8. September 2012

Mario macht doch nur, was er bei Goldman Sachs und der Banca d'Italia gelernt hat [via jjahnke.net]

 
global news 2759 07-09-12:

Mario macht doch nur, was er bei Goldman Sachs und der Banca d'Italia gelernt hat

[via jjahnke.net]

 


Mit Mario Draghi haben die Regierungen der Eurozone ausgerechnet einen Mann ans Ruder der EZB gelassen, der aus dem Land mit den größten Staatsschulden kommt und vorher im Vorstand der Zocker-Bude Goldman Sachs war. Beides wären genug Gründe gewesen, ihn gerade für diesen Job zu disqualifizieren. Warum ausgerechnet die Bundesregierung da mitgespielt hat, bleibt ein Rätsel. Vielleicht hatte er ausreichenden konservativen Stallgeruch. Außerdem zeigt sich die Instinktlosigkeit dieser Bundesregierung auch darin, daß ihm ausgerechnet Jörg Asmussen im Vorstand zur Seite gestellt wurde, der den Draghi-Kurs voll unterstützt, zumal er selbst einmal versucht hat, die berüchtigten weil später angebrannten sekurisierten Zockerpapiere (asset backed securities) in Deutschland heimisch zu machen, und Frankfurt zu einem neuen Wallstreet machen wollte.

Die internationale Entwicklung an den Börsen zeigt, daß Draghi voll die Wünsche der Spekulanten getroffen hat. Die angelsächsischen Bankenkreise drängten mit Regierungsunterstützung schon seit vielen Monaten auf die Bazooka der EZB und ihres Signor Draghi. Jetzt gewinnen sie ihre Spekulation mit den hochverzinsten italienischen und spanischen Staatsanleihen, die sie am Höhepunkt der Krise billigst erstanden haben und die jetzt durch die Nachfrage der EZB erheblich an Wert gewinnen.

Was er jetzt tut, ist nur eine Neuauflage dessen, was man in Italien schon immer getan hat. Denn vor dem Euro fixierte dorten das italienische Finanzministerium Obergrenzen für die Zinsen aus Anleihen der Regierung. Alle Anleihen, die nicht bis zu dieser Schwelle am Finanzmarkt untergebracht werden konnten, mußten von der Banca d'Italia aufgekauft werden. Wie Italien früher auf die Geldpresse der Banca d'Italia und eine sich immer wiederholende Abwertung der Lira setzte, so scheint nun Mario Draghi, der zuvor selbst Chef der Banca d'Italia gewesen war, ebenfalls mit der Notenpresse auf eine Abwertung des Euro hinzuarbeiten. Abwertung bedeutet auch mehr Inflation und Inflation reduziert die hohen Staatsschulden von Ländern wie Italien und Spanien sowie deren Banken automatisch. Gläubigerländer wie Deutschland sind die Dummen und zahlen dann drauf. Und wenn solche von der EZB aufgekaufte Staatsanleihen anbrennen sollten, dann erst recht.

Laut einer "Stern"-Umfrage haben 42 % der befragten Bürger kein oder nur geringes Vertrauen in Draghi. Nur ganze 18 % der Deutschen schätzen ihn. 31 % kennen Draghi demnach nicht, weitere neun % haben keine Meinung zu ihm. Damit lehnt eine relative Mehrheit der Befragten den EZB-Chef ab. Am besten schneidet Draghi noch bei den Wählern der Grünen ab, von denen 32 % hinter ihm stehen und 39 % kein Vertrauen haben.

Der Vorwurf der deutschen Opposition, die Bundesregierung habe durch Verweigerung der Schuldenunion an der Vordertür, der EZB nur die Hintertür für eine Schuldenunion ohne demokratische Kontrolle gelassen, ist natürlich lächerlich. Wer, wie die Opposition vorn für die Schuldenunion eintritt, sollte sich über das gleiche Unheil an der Hintertür nicht aufregen dürfen. Was da als Kritik an der Bundesregierung losgelassen wird, ist am Ende nur eine Sanktionierung der Politik des Signor Draghi.


Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen