Freitag, 21. September 2012

Hausgemachte Wohnungsnot "Da rollt eine Problemlawine auf uns zu" Hausverwaltungen wechseln häufig [auch im #SiliconSaxony #DD]

 
Hausgemachte Wohnungsnot

[via Nachdenkseiten]

http://www.nachdenkseiten.de/?p=12404#h08
 


Die Bau- und Immobilienwirtschaft hat mit dem Mieterbund ermittelt, dass aktuell 100.000 Mietwohnungen fehlen, bis 2017 müssten bis zu 825.000 neu gebaut werden. Eine gigantische Zahl. Nun kommt zum Tragen, dass Bund und Länder in 15 Jahren die Wohnungsbauförderung konsequent zurückgefahren haben, den sozialen Wohnungsbau gar um 80 Prozent. Die politischen Entscheidungsträger waren davon ausgegangen, private Investoren würden den Wohnbedarf schon abdecken. Zwar sind die Mieten, abgesehen von wenigen boomenden Ballungsräumen, einige Jahre lang tatsächlich stabil geblieben.

Im Zuge der Turbulenzen auf den Finanzmärkten haben Anleger weltweit nun aber das vermeintlich sichere Deutschland entdeckt. Sie investieren fleißig in hiesiges Betongold. Und weil die öffentliche Hand mit ihrem zusammengeschrumpftem Wohnungsbestand nicht mehr über das Instrument verfügt, den Wohnungsmarkt zu regulieren, gelingt es Spekulanten, eifrig die Preise in die Höhe zu treiben.
Quelle:
taz  http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2012%2F03%2F02%2Fa0096&cHash=79a8523788

passend dazu:

Grünen-Sprecherin über Wohnungsnot: "Da rollt eine Problemlawine auf uns zu"


In Deutschland steigen die Mietpreise und die Wohnungsnot wächst. Die Grünen-Sprecherin Daniela Schneckenburger über Kapitalfonds auf dem Wohnungsmarkt: "Da rollt eine richtige Problemlawine auf uns zu. Die Mieten steigen, Investitionen in Instandhaltung bleiben aus, Hausverwaltungen wechseln häufig. Besonders in Regionen, wo der Druck auf dem Wohnungsmarkt steigt, können Mieter kaum aus solchen Wohnungen ausziehen, weil es keine Alternativen gibt. … Wohnen ist ein Grundbedürfnis, Wohnungen dürfen darum kein Spekulationsgut sein. Für die Kommunen wird ein Verkauf an Private Equity Fonds langfristig teuer, weil Probleme und Folgekosten entstehen, um die sich die Gemeinschaft kümmern muss."


Quelle:

TAZ  http://taz.de/Gruenen-Sprecherin-ueber-Wohnungsnot/!88834/

 

Anmerkung Volker Bahl:

REIT´S – die finanzmarkkapitalistische Durchdringung des Wohnungsmarktes – war ja ein besonderes Anliegen von Peer Steinbrück für die schwarz-rote Koalitionsvereinbarung 2005, und seine "rot-grünen Erben" in NRW müssen das jetzt "aufarbeiten".

Anmerkung KR:

Siehe hierzu auch die

NachDenkSeiten vom Juli 2009:

"Auszug aus Albrecht Müller: "Machtwahn" (2006), Seiten 119 und 120
Wir stehen gerade am Anfang einer gigantischen Verramschung dieser gemeinnützigen Wohneinheiten an dubiose Geldanlagekonsortien, vornehmlich aus den USA und Großbritannien. Die Städte sind klamm und verkaufen ihr Hab und Gut. Privatisierte Unternehmen wie die Deutsche Bahn AG wollen durch Verkauf ihrer Betriebswohnungen an liquide Mittel kommen. -Internationale Fonds und Kapitalgesellschaften mit martialisch klingenden Namen wie Cerberus, Blackstone, Fortress (=Festung), Lone Star und Annington kaufen massenweise deutsche »Wohnungspakete«. Diese Firmen vertreten allein die Gewinninteressen ihrer diversen Geldanleger.
Die sozial schwachen Mieter sind jetzt sogenannten REITs (Real Estate Investment Trusts) ausgeliefert. Das bedeutet: diese Gesellschaften sind an der Börse notiert. »Dass es hierbei in erster Linie um Renditen und Gewinnmaximierung geht, liegt auf der Hand«, meint der Direktor des Deutschen Mieterbunds, Franz-Georg Rips.
Das sieht der Bundesfinanzminister ganz anders. Am 10. Januar 2005 versprach er vor dem Auditorium der Industrie- und Handelskammer Frankfurt, er wolle den Finanzstandort Deutschland auch durch »Produktinnovationen« wie REITs stärken – ein gutes Beispiel dafür, wie unsere Eliten losgelöst von den Interessen der von ihren Maßnahmen betroffenen »kleinen Leute« handeln.
Der kurzfristige Liquiditätsgewinn der Kommunen durch Wohnungsverkäufe wird sie langfristig teuer zu stehen kommen: denn die durch Mieterhöhungen geschaffenen Wohnungslosen müssen irgendwo wieder untergebracht werden. Letztlich darf die Solidargemeinschaft der Steuerzahler dafür aufkommen."



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