Mittwoch, 25. April 2012

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global news 2657 24-04-12:

Die deutsche Exportwut hat den Euro ruiniert und wird am Ende Deutschland ruinieren

[via jjahnke.net]

 


Das geteilte Deutschland hatte ein Identifikationsproblem. Da bot sich die DM an: Je härter, desto stolzer war der Bundesbürger. Jeder Italienurlaub führte deutsche Wirtschaftsstärke vor Augen. Die DM wurde so etwas wie die Trikolore der Franzosen oder die Queen der Briten. Und nachdem das deutsche Wahrzeichen dem Euro weichen mußte, wurde der Export zur Ersatzreligion. Da fanden sich auch bequem Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen. Die einen machten die Profite, die anderen hatten - wenn auch relativ gering bezahlte - Arbeit. Die Gewerkschaften, die über die Mitbestimmung Platzanrecht an den Unternehmertischen der Vorstände hatten, spielten gern mit, verzichteten auf harte Streiks und hielten die Löhne um des Exports willen real auf einem Abwärtstrend.

Die von den Gewerkschaften geduldete Ausbreitung eines wuchernden Niedriglohn- und Leiharbeitssektors hat mit dazu beigetragen, daß die durchschnittlichen Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer seit dem Jahr 2000 um rund 3 % gefallen sind (Abb. 14849).

Auch in der normalerweise besser bezahlenden Gewerblichen Wirtschaft stagnieren die Löhne etwa auf dem Niveau von 6 Jahren vorher, und das obwohl die Produktivität seit Ende 2009 ständig zunimmt (Abb. 14982). Und selbst bei vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmern fiel der reale Lohnzuwachs im 4. Quartal 2011 gegen Vorjahr auf 0 %, ein ständiger Rückgang seit dem 2. Quartal 2010 (Abb. 13457).

Die Angst vor Niedriglohnverhältnissen mit drohender Armut und vor einem Abstieg auf Hartz-IV ohne Umkehr sowie späteren Mini-Renten hält einen sehr großen Teil auch der normal beschäftigten Arbeitnehmer unter ständigem Druck. Zudem hat Deutschland anders als die westeuropäischen Nachbarn und beispielsweise die USA keine flächendeckenden Mindestlöhne - davor waren immer die Bürgerlichen von FDP und CDU/CSU. So wird in Deutschland das Einkommen immer ungleicher verteilt (Abb. 17194) und das mittlere Bruttoerwerbseinkommen hat seit 2005 laufend an Boden verloren (Abb. 17189). Die obersten 20 % kassieren heute mehr als 41 % aller Bruttoerwerbseinkommen.

Innerhalb der Alt-EU haben sich die deutschen Arbeitseinkommen seit dem Jahr 2000 - abgesehen von den beiden Krisenländern Portugal und Griechenland - am Ungünstigsten entwickelt (Abb. 17122). Deutschland unterbot die für den Wettbewerb entscheidenden Lohnstückkosten der Anderen bei Weitem, gegenüber den französischen stiegen sie beispielsweise seit 2000 um mehr als 20 % weniger (Abb. 15766). So wurde deutscherseits die Eurozone mutwillig auseinander gerissen.

Dank dieser kurzsichtigen Politik von Bundesregierungen, Arbeitgebern und Gewerkschaften ist Deutschland unter den großen Industrieländern nach China bei Weitem am Meisten vom Export abhängig geworden. Der Exportanteil der Industrie stieg von 30 % in 1995 bis auf über 47 % in 2912 (Abb. 13273).

Bei dieser Lage verkauft die deutsche Industrie derzeit den Chinesen auch noch den technologischen Strick, an dem der deutsche Export aufgehängt werden wird. China wird am Ende fast alles selbst und das zu 30 % und mehr billiger produzieren können. Schon jetzt verdrängt China beispielsweise Dank technologischer Hilfe vor allem oder auch aus Deutschland bei Lastkraftwagen, Hochgeschwindigkeitszügen und Solartechnologie sowie zunehmend Windkraft alle Konkurrenten von den Zukunftsmärkten der Schwellenländer. Die nachwachsenden Generationen von Deutschen werden diesen selbstangerichteten kurzsichtigen Wahnsinn ausbaden müssen und die Älteren deswegen verfluchen.


Posted via email from Dresden und Umgebung

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