Lobbyisten an der Uni
[Nachdenkseiten]
Die Leuphana Universität in Lüneburg hat für ihre Projektwoche Interessenvertreter aus dem Gesundheitswesen eingeladen.
Die studentischen Vertreter fürchten um Wissenschaftlichkeit und Neutralität.
TAZ http://www.taz.de/Unternehmen-unterrichten/!79902/ Ein NDS-Leser, der verständlicherweise nicht genannt werden möchte, schrieb uns hierzu:
"Da Sie sich mit Meinungsmache beschäftigen, möchte ich Ihnen folgendes schildern: Wir Studenten hatten die Aufgabe, ein Gesundheitssystem für die Bundesrepublik zu entwerfen.
Ausgangslage war ein erfundenes Gesetz des EuGH, das mehr Wettbewerb unter den Kassen forderte. Wir wurden in der Veranstaltung durch die Boston Consulting Group betreut, eine Firma für Unternehmensberatung, die vorwiegend im Gesundheitssystem arbeitet.
Zusätzlich erhielten wir eine Broschüre dieser Firma, die uns das deutsche Gesundheitssystem näher bringen soll. Desweiteren lieferte Sie alle Powerpointpräsentationen, Aufgaben und Folien.
Im Laufe der Startwoche wurden wir in Teams eingeteilt, und bekamen die Aufgabe, ein bestimmtes Unternehmen, bzw. eine bestimmte Lobby zu vertreten. Dabei waren in erster Linie der Großhandel, die Pharmalobby, Ärzte, Krankenhäuser und Apothekenverbände.
Im Laufe der Startwoche wurden wir in Teams eingeteilt, und bekamen die Aufgabe, ein bestimmtes Unternehmen, bzw. eine bestimmte Lobby zu vertreten. Dabei waren in erster Linie der Großhandel, die Pharmalobby, Ärzte, Krankenhäuser und Apothekenverbände.
Zu keinem Zeitpunkt wurde uns eine neutrale Sicht auf die Dinge gestattet. Stattdessen wurden wir von Lobbyisten der jeweils uns zugeteilten Unternehmen permanent mit Statistiken und Zahlen bombardiert, die uns dienen sollten, beeindruckende Argumentationswege zu finden, um den Profit der jeweiligen Firma zu erhöhen.
So erzählte der Pharmagroßhandel meiner Gruppe und mir, warum hier und dort Deregulierung nötig sei und unterstrich dies mit Zahlen, zu denen keine Quelle genannt werden konnte.
Am Schluss mussten wir dann die jeweils anderen Gruppen überzeugen, mit uns zusammenzuarbeiten, um gemeinsam den Profit zu erhöhen. Zwar war uns erlaubt, die Meinung unseres eigenen Unternehmens abzulehnen und eine andere zu vertreten. Das war in der Realität aber nicht möglich, da viele meiner Kommilitonen schon längst auf die Unternehmensmeinung getrimmt waren.
Ich finde dies erschreckend. Sollte eine Universität nicht eigentlich die Aufgabe haben, uns neutrales, unabhängiges und kritisches Arbeit in der Wissenschaft zu lehren?
Es zeigt, wie die Studierenden in den Universitäten mittlerweile von Anfang an manipuliert werden. Ich bin sicher, dass ich im Laufe des Studiums, gerade im Studiengang VWL, permanent neoliberaler Logik unterworfen sein werde."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen