Vortrag
"Die Ethik des Geldes"
Contact-future,Clausthal
Dienstag,30.Mai 2001
von Dr. Matthias Schlicht
Nr.9 Dezember 2001
Meine sehr geehrten Damen und Herren, einen Vortrag zum Themenkreis "Geld und Ethik"
zu halten, ist ein gewagtes Unterfangen, sagt doch der Volksmund: über Geld spricht man nicht (man hat es).
Gegen diesen volkstümlichen Rat nun doch von Geld zu sprechen, sogar noch in Vortragsform, erfordert zwei gewichtige Gründe: einmal die Einladung der Veranstalter von contact-future an mich, dieses zu tun, und zum anderen: das Thema liegt in der Luft.
Nicht nur hier und heute, sondern allgemein und gesellschaftlich.
Es scheint so, als drehe sich alles nur noch um Geld. Da ist die Auseinandersetzung um die
Lohnpolitik, die Debatte um den Euro, die Staatsverschuldung, die Steuerpolitik; selbst im werten Fernsehen, immerhin ein Seismograph für gesellschaftliche Interessen, flimmern fast täglich Einhunderttausend- bis eine Millionen-Mark-Shows ins Wohnzimmer.
Für Geld macht man eben alles, oder? Damit sind wir mitten in unserem Thema: Geld und Ethik.
Was ist "Ethik "
Hinter jeder unserer Taten steckt ein - meist unbewusster- Plan, der uns sagt, wie wir uns verhalten wollen.
Kinder bilden ihn in sich aus, gucken Verhaltensmuster von den Großen ab, probieren sie spielerisch aus und lernen über die Erfahrung. In der Pubertät werden dann mit Macht alle bisher von den Eltern und der Gesellschaft erfahrene Ethikmaßstäbe geprüft, indem an ihnen gerüttelt wird. Am Ende der Pubertät hat der Jugendliche seinen Ethik-Lebensentwurf neu
gestaltet. Bis in's hohe Alter fragen wir uns nach den Wertmaßstäben, die uns wichtig sind.
Der Mensch als ethisches Wesen und das Geld
Die meisten von uns haben zu hause folgende zwei Bücher: ein Sparbuch und ... eine Bibel. Die Bibel ist das Buch, das das christliche Abendland inklusive unserer modernen Welt geprägt hat, wie kein anderes.
Heute möchte ich die Bibel nicht als Glaubens- oder als Lehrbuch anführen, sondern als ein Zeitdokument. Schließlich berichtet uns das Alte Testament Geschichten aus der kulturellen Frühzeit des Menschen.
Dort finden wir z.B. berichtet, wie sich allmählich gegenüber der reinen Naturalwirtschaft die Geldwirtschaft durchsetzte, die mit Zahlungsmitteln als Wertmesser von Gütern und Leistungen arbeitet. An keiner Stelle qualifiziert die Bibel "Geld" an sich oder "Eigentum" an sich als negativ. Der Erwerb von Eigentum, das man mit Geld messen kann, gehört zum
Menschsein dazu. Eigentum, und damit auch das Geld, ist an sich weder gut noch schlecht. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, durch seiner Hände Arbeit solches zu erwerben. Der Besitz steht sogar unter besonderem Schutz. Das siebte Gebot "Du sollst nicht stehlen" sichert das Eigentum (inklusive des persönlichen Geldbesitzes) mit Hinweis auf die höchste Autorität, und zwar der göttlichen.
Wie geht der Mensch mit dem Geld um? Welchen Stellenwert nimmt Geld in der Lebensführung ein?
Die Rolle des Geldes bei der Bestimmung des eigenen Selbstwertes
Im Kinderzimmer herrscht eines Tages große Unruhe. Der fünfjährige Sebastian ist sauer.
Mit einer Mark in der Hand steht er da und protestiert: "Die Lego-Kiste einräumen, die Playmo-Kiste einräumen, die Musikkassetten einräumen: und dafür nur eine Mark. Das ist gemein." "Wieso", frage ich als geforderter Papa, "das war doch so abgemacht."
"Aber Christopher hat zwei Mark bekommen." "Ja, aber dafür hat er doch den ganzen Nachmittag im Garten geholfen." "Trotzdem: gemein ist gemein."
Ein zweites Beispiel:
Als Pastor mache ich einen Taufbesuch. Der kleine Täufling ist ca. 4 Wochen alt, sein großer Bruder ist schon 6. Jahre. Mitten im Gespräch klingelt es an der Tür. Überraschend kommt Opa zu Besuch. Opa fragt den Sechsjährigen: "Gibst du Opa denn heute gar keinen Kuss?" "Nein", sagte der Kleine etwas schüchtern in seiner Spielecke. Doch die Mama weiß eine Lösung: "Wenn du Opa einen Kuß gibst, dann bekommst du etwas für deinen Spartopf." Der
Junge merkt auf, läßt sich derart überzeugen, und Opa kriegt den Kuss ... für Geld.
Ein drittes Beispiel:
1990 arbeitete ich für mehrere Wochen auf der Davidwache, St. Pauli-Süd. Ich lernte das Leben auf dem Kiez kennen, wo die "schnelle Mark" oder auch die "schwere Mark" gemacht wird. Viele Gespräche konnte ich mit Prostituierten führen. Eine erzählte mir folgendes. Ich zitiere aus dem Tonbandprotokoll:
"Als Verkäuferin schuftete ich im Supermarkt. Wenig Geld, massig Stress, und dann noch angegrabscht werden, ohne meckern zu dürfen. Da hab ich mir gesagt: dann mache ich gleich richtig Geld. Und als mein Freund mich fragte, hab ich's gemacht. Hauptsache das Geld stimmt. Das ist doch überall so. Ob der Körper nun hier oder im Supermarkt kaputt geht. Ist doch wahr."
Drei verschiedene Beispiele für den Umgang mit Geld, und gleichzeitig drei verschiedene Beispiele für die Bestimmung des Selbstwertes mittels Geld.
Das Beispiel Nr. 1 aus dem aufgeräumten Kinderzimmer zeigt deutlich: wenn es ums Geld geht, kennen kleine Kinder keine Relativierung. Bezahlung und Person sind für den Fünfjährigen so eng miteinander verknüpft, dass ein Hinweis auf das Leistungskriterium
nichts ausrichten kann. Geldwerte Leistungen werden anfangs noch nicht verglichen.
Das Geld kriegt die Person, das Individuum, nicht die Leistung.
Und wenn einer mehr als der andere bekommt, dann ist das eine Missachtung und Geringschätzung der benachteiligten Person. Also muss es gleich verteilt sein, wie die Puddingportionen beim Nachtisch.
Wenn die Menschen gleich sind, dann steht ihnen auch das gleiche zu. Alles andere ist ungerecht, zunächst.
In der erwachsenen Welt gehören allerdings Geld und Leistungsprinzip untrennbar
zusammen; nur so funktioniert die Marktwirtschaft, wenn alle Menschen - unter diesem Prinzip in ihr mitwirken können.
Trotzdem bleibt die verhängnisvolle Verknüpfung von Geld und Selbstwert erhalten.
Verhängnisvoll ist sie deshalb, weil der Selbstwert in die immaterielle Dimension des "Seins" gehört, das verdienbare Geld in die materielle Dimension des "Habens".
Und "Sein" und "Haben" sind nicht kompatibel.
Ein Kind lernt es - wenn es gut geht - irgendwann: auch wenn verschiedene Leistungen verschieden bezahlt werden müssen, trotzdem bleibt jedes Kind für seine Eltern "gleich" liebenswert, auch wenn es nur eine Mark und nicht zwei verdient hat.
Beispiel Nr. 2: der Besuch von Opa beim Taufgespräch.
"Für Geld tut man alles", das ist die Botschaft die die Mutter ihrem Sechsjährigen mitgegeben
hat. "Für Geld tut man alles", sogar den Opa küssen, wenn man das gar nicht will, und auf seinem Schoß sitzen, wenn man eigentlich lieber spielen möchte. Früh schon lockt das Geld, wenn man es derart als Lockmittel einsetzt. Deutlich wird: da Ethik sich im Kinderalter entwickelt, ist die Rolle der Eltern und die Zeit der Kindheit über alle Maßen zu bewerten.
Nur Eltern können ihren Kindern Urvertrauen zu sich und zum Leben geben.
In der klassischen Definition von Erik Erikson ist Urvertrauen, "eine auf Erfahrungen de(r) 1. Lebensjahre(.) zurückgehende Einstellung zu sich selbst und zur Welt... Mit "Vertrauen" meint Erikson das, was man ... als ein Gefühl des Sich- Verlassen-Dürfens kennt, und zwar in Bezug auf die Glaubwürdigkeit anderer wie die Zuverlässigkeit seiner selbst. Das Urvertrauen ist der Eckstein der gesunden Persönlichkeit."
Geld spielt hier keine Rolle, denn die Ausbildung und Festigung eines Urvertrauens ist
wiederum eine Kategorie des Seins und nicht des Habens.
Noch einmal sei es deshalb gesagt: Seins-Charakteristika mit Geld zu be- oder verrechnen, ist eine Vermischung der Kategorien. Was man ist, kann man nicht haben. Und nicht das Haben macht einen zu etwas, man ist schon etwas, einfach indem man da ist.
Wir leben heutzutage in einer dominanten Haben- Gesellschaft. Gerade deshalb ist es nicht
gutzuheißen, wenn schon Kinder lernen sollen, dass ALLES seinen Preis hat.
Sie selbst haben keinen. Sie sind nicht zu kaufen. Und ihre Liebe auch nicht.
Beispiel Nr. 3, das Gespräch mit der Frau, die auf dem Kiez arbeitet. "Hauptsache, dass Geld stimmt", das ist eine Botschaft, die schon im vorigen Beispiel laut wurde.
Hier finden wir die Einstellung wieder, in der krassesten Form, die man sich denken kann.
Die Argumentationsstruktur der Frau hat dennoch eine gewisse Form von gesellschaftlich anerkannter Logik. "Wenn ich mich schon kaputtmache, dann dort, wo ich am meisten Geld bekomme."
Ich sage ehrlich: mir fiel damals auf die Schnelle kein Einwurf ein, um ihre Argumentation auszuhebeln.
Deutlich ist aber an diesem Beispiel zu sehen, wie verhängnisvoll die Verknüpfung von Geld und Selbstwert enden kann. Um dem zu wehren, haben wir wieder auf die "inneren" Werte zu achten, die bereits bei der Kindererziehung eine Rolle spielen.
Zur zweiten Dimension:
Die Rolle des Geldes und der Umgang mit anderen
In der Konfirmandengruppe gehört Mike zur großen Jungenclique. Sie tragen die gleichen Baseballmützen, reden den gleichen Slang, und spielen gemeinsam "gegen die anderen" Fußball oder MA-GIC.
Eines Tages ist alles anders. Mike gehört nicht mehr dazu. Hintenrum erfahre ich: Mikes Vater ist arbeitslos geworden. Daraufhin wird Mike zur Zielscheibe des Spottes. Er soll nicht mehr dazugehören und hat jetzt gefälligst eine andere Mütze zu tragen. "Dein Alter ist ja Aso! (asozial).
Der kann bei uns ja das Auto waschen" wird ihm zugerufen.
Ein zweites Beispiel:
Mittwoch ist Aldi-Tag. Seit Jahren zunehmend werden dort nicht mehr nur Lebensmittel, sondern auch Kleidung verkauft, neuerdings auch Computer, Fernseher und Stereoanlagen (aber das ist ein anderes Thema).In manchen Familien bricht am Mittwochabend Streit aus. Kinder weigern sich, die günstigen Schuhe oder Jogginganzüge oder Regenjacken anzuziehen. "Das wissen doch alle, dass das von Aldi ist", sagen sie, und riskieren den
Kleidungsaufstand. Genau wie beim Selbstwertgefühl ist auch der Umgang mit anderen vom Kriterium des Geldes abhängig. Und wiederum spielt das Elternhaus eine große Rolle, wie die sich ausbildende Theorie der Lebensführung das Geld als Kriterium einbaut. Die hänselnden Kinder im ersten Beispiel, die von ihrem alten Freund Mike jetzt nichts mehr wissen wollen, haben diese Einstellung nicht selbst erfunden. Sie haben sie bereits vorher in der Erziehung
keimhaft vorgefunden, aufgenommen, und jetzt probieren sie sie aus.
Und die Einstellung scheint gut zu sein. Mike reagiert wie geplant.
Die anderen Jungs aus der Clique haben Macht über Mike, sie, deren Väter Arbeit und Geldverdienst haben, können auf den anderen - ohne Arbeit und ohne Geldverdienst - herabblicken.
Welche Sprüche haben die Jungs wohl zu hause gehört, damit sie sich Mike gegenüber derart verhalten?
Vielleicht: "Wer arbeitslos ist, ist selbst schuld?" oder "Die Arbeitslosen liegen uns auf der Tasche?" oder "Die sollen doch zum Autowaschen herangezogen werden?"
Die sich verweigernden Kinder aus dem zweiten Beispiel haben ebenfalls ihre Erfahrungen gemacht.
Tatsächlich werden - schon in der Grundschule Markenschuhe und Markenjeans als Statussymbole wahrgenommen und die darin steckende Person bewertet.
Und ein Kind in einer Aldi-Jacke ..., tja, ob man so eins zum Spielen mit nach hause nehmen
kann? Wieder frage ich mich, welche Sprüche Kinder zu hause aufgeschnappt haben, um eine derartige Einstellung in ihrem frühen Lebenstheorieentwurf auszuprobieren?
Bei allem Einfluss von Medien und Werbung und Zeitgeist bleibt m.E. die Prägung durch das Elternhaus auch hier die Hauptursache.
Und wenn hier die Denk- und Handlungsstruktur des Habens bzw. des Haben- Wollens Vorherrschaft, prägt das entscheidend die Entwicklung. Sie fließt ein in die gesellschaftliche Stimmung und so erst wird ein Zeitgeist daraus.
Zur letzten Dimension:
Die Rolle des Geldes für das Zusammenleben in der Gesellschaft
Seit 1997 lebe und arbeite ich nun schon in Clausthal bei der Evangelischen Studen-tengemeinde, gleich neben - und seit 1998 auch in der Technischen Universität.
Täglich habe ich Umgang, Kontakt, Gespräche mit Professoren und Dozenten, Studierenden: ob Erstsemester, Vordiplom oder Promovend. Kurz: ein akademisches Klima herrscht vor im Oberharz. Man trifft sich schnell mal zum Kaffee, liest die Frankfurter Allgemeine oder die Süddeutsche.
Der universitär geprägte Clausthaler "way of live" ist etwas gehoben, und auch bei Streitigkeiten geht man noch nett miteinander um. Doch diese Art zu leben, ist nicht die einzig mögliche. Das vergißt man oft, wenn man nur in akademischen Kreisen wirkt.
So habe ich mich wirklich gefreut, als mir durch eine private Bekanntschaft eine ganz besondere Mitgliedschaft angetragen worden ist: die Mitgliedschaft in der "Goldenen Neun", dem Clausthaler Kegelclub. Ich habe zugestimmt.
Jeden Donnerstag, wenn es die Zeit erlaubt, bin ich mit dabei.
Dort kegelt kein Professor und kein Dozent.
Dort wird keine Süddeutsche gelesen, sondern vornehmlich die Goslarsche, die WELT, aber eher doch die BILD. Handwerker, Angestellte, wenige Beamte und neuerdings ein Pastor bestimmen die Atmosphäre. Hier wird auch mal deutlich und in Klartext gestritten. Zum Beispiel über ein Herzstück jeder Gesellschaftsform: die Steuerpolitik.
Die Mehrwertsteuer wurde 1998 um 1 % erhöht, bei zeitgleicher Anhebung der Abgeordnetendiäten (immerhin auch aus Steuermitteln).
Die Stimmung in der "Goldenen Neun" war explosiv. "Da sieht man es wieder, die da oben bedienen sich doch alle nur selbst." "Das Geld sprudelt bei denen doch nur so aus der Wand". Und dann wurde über die Baupläne für das (damals noch Blümsche) Arbeitsministerium
geredet, dessen Bauplan ja ausführlich in der BILD nachzuprüfen war.
Die von mir geschilderte Stimmung im Oberharzer Kegelclub ist keine Anekdote, keine Privatstimmung. Sie ist paradigmatisch für den größten Teil der bundesrepublikanischen
Gesellschaft. Es geht um Geld. Und um Ethik. Und da ist jeder kompetent. Jeder weiß, daß
Steuern vernünftig sind, ohne Frage. Wo viele etwas abgeben, kann das Gemeinwesen Dinge
erschaffen und erhalten, die ohne die Finanzmasse der Menschen nicht möglich wären. Infrastrukturmaßnahmen, Kranken- Schul- und Sozialwesen, Hilfe und Förderung von Schwachen in der Gesellschaft, nicht zuletzt Exekutive, Legislative und Jurisdiktion.
Die Selbstverständlichkeit von Steuern macht einen Garant der Stabilität der modernen Gesellschaft aus.
Diese Selbstverständlichkeit ist aber mehr und mehr am Verblassen. Aus der Vielzahl
der Gründe möchte ich nur einen nennen, und zwar den unangenehmsten, den sogar der Kegelclub benennen kann.
Es handelt sich um den problematischen Umgang einzelner oder vieler in der Öffentlichkeit
stehender Personen oder Institutionen mit dem anvertrauten Steuergeld. Wo öffentliches, anvertrautes Steuergeld verschwendet oder für persönliche Zwecke eingesetzt wird: und das kommt dann raus, dann färbt so ein Verhalten nach unten ab.
Bitte bedenken Sie: ich möchte hier keine Politikerschelte auf Stammtischniveau halten.
Dennoch gilt: eine Gesellschaft ist nur so gut, wie diejenigen, die diese Gesellschaft öffentlich vertreten, die Regeln dieser Gesellschaft auch selbst einhalten. Wenn dieses Vertrauen gebrochen ist, dann brechen die Dämme. Unredlichkeit ist ansteckend. Genauso wichtig
wie Vertrauen in die Integrität von Politikern ist die Transparenz der Politik. Was wird mit dem Steuergeld eigentlich gemacht? Wer bestimmt das?
Welcher Aufgaben nimmt sich ein Staat an, und welcher nicht?
Jeder Wahlkampf müßte eigentlich der Offenlegung dieser Fragen dienen. Stattdessen erleben
wir zur Zeit ein Musterbeispiel von schlechtem Beispiel.
Noch einmal sei es gesagt: kein Mensch lebt für sich allein. Seit dem Neolithikum, also seit der Bildung größerer Lebensgemeinschaften, läßt sich die gesellschaftliche Arbeitsteilung aufzeigen, und damit verbunden auch die Abgabe von einzelnen für das Ganze, für das Gemeinwesen und Gemeinwohl.
In demokratisch verfaßten Staaten ist das Prinzip der Gerechtigkeit auch bei der Steuer obligatorisch: wer wenig hat, zahlt wenig, wer viel hat, zahlt viel.
So einfach ist das.
Aus dieser einfachen Einsicht ist aber ein Wust von Frustration geworden.
So kann es nicht weitergehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
über Geld redet man nicht. Ich habe es trotzdem getan.
Die Rolle des Geldes ist enorm groß bei der Bestimmung des eigenen Wertes, im Umgang mit anderen sowie im Zusammenleben in der Gesellschaft.
Den Umgang mit sich selbst und anderen regelt jeder mittels seiner - oft unbewußten - inneren
Ethik. Jeder hat in sich seine Theorie für die Lebensführung.
Und in dieser Theorie kommt Geld öfter vor, als man meinen sollte.
Der Philosoph Erich Fromm hat die Menschen davor gewarnt, bei aller Selbstverständlichkeit des Geldes, die Lebensqualität des Seins in die Qualität des Habens transferieren zu wollen.
Noch älter ist der Hinweis der Bergpredigt, nach der man nicht zwei Herren dienen
kann. "Entweder man wird den einen hassen und den anderen lieben, oder man wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon."
Für die Tradition der Bibel ist "Geld" an sich nicht negativ belastet.
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