Freitag, 14. September 2012

Zur Vertiefung -->> Niedriglohnsektor muss Regierung wachrütteln [via dgb.de]


Niedriglohnsektor muss Regierung wachrütteln

Zu den heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Niedriglohnsektor erklärte Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied, am Montag in Berlin:

 "Der wachsende Niedriglohnsektor muss die Bundesregierung endlich wachrütteln. Die Koalition darf nicht länger sehenden Auges in Kauf nehmen, dass jeder fünfte Beschäftigte zu Niedriglöhnen arbeiten muss. Niedriglöhne und prekäre Jobs sind würdelos und werden zur tickenden Zeitbombe für eine Welle von Altersarmut. Wir fordern die Koalition auf, die Blockaden gegen einen flächendeckenden Mindestlohn, die Regulierung der Leiharbeit sowie eine Reform der Minijobs aufzugeben. Ansonsten ist jeder Tag des Aussitzens ein verlorener Tag für Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.

Das Statistische Bundesamt hat die Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes erneut bestätigt, dass der Niedriglohnsektor immer größer wird. Jeder Fünfte muss inzwischen zu einem Niedriglohn arbeiten. Andere Forscher weisen sogar noch höhere Werte aus, weil beim Statistischen Bundesamt bestimmte Gruppen wie zum Beispiel Kleinbetriebe nicht in die Erhebung einfließen. Treibende Kraft für den Niedriglohn ist die sogenannte atypische Beschäftigung, fast 50 Prozent dieser Gruppe müssen zu einem Niedriglohn arbeiten, bei den Minijobbern sind es sogar 84 Prozent und bei den Leiharbeitern 68 Prozent. Die atypische Beschäftigung hat sich in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt, während bei den normal Beschäftigten drei Millionen Arbeitsplätze verloren gingen. Der Niedriglohnsektor verfestigt sich, immer weniger haben die Chance, der Spirale aus atypischer Beschäftigung, niedrigen Einkommen, niedrigen Renten und Arbeitslosigkeit zu entkommen.

Die zusätzlichen Erhebungen zur Altersvorsorge zeigen, dass gerade diejenigen, die geringe Renten bekommen, auch nicht privat vorsorgen können. Nur 6,2 Prozent können zusätzlich etwas für das Alter zurücklegen. Wenn das Einkommen kaum zum Leben reicht, gibt es keinen Spielraum für Altersvorsorge. Das Modell der zwei Säulen funktioniert nicht. Gegen Altersarmut helfen nur höhere Einkommen und eine höhere Rente für Geringverdiener. Dafür benötigen wir einen gesetzlichen Mindestlohn und allgemeinverbindliche Tariflöhne in den Branchen, die anfällig sind für Niedriglöhne. Das sind vor allem das Gastgewerbe, der Einzelhandel, das Friseurhandwerk, das Taxi- und Logistikgewerbe, die Fleischverarbeitung und die Callcenter-Branche."

 

 

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Deutscher Gewerkschaftsbund

 

PM148

10.09.2012

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