Samstag, 8. September 2012

Anne Will - Soziale Wirklichkeit als Kollateralschaden [via Nachdenkseiten]

 
Anne Will – Soziale Wirklichkeit als Kollateralschaden

In der gesetzlichen Rentenversicherung wurden im vergangenen Jahr 225 Mrd. € an Renten ausgezahlt. Um die gleiche Rendite bei einem durchaus ansehnlichen Zinssatz von 5 % zu verdienen, benötigte man einen Kapitalstock von 4,5 Billionen €. Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands, also die Summe der Wertschöpfung, betrug 2,5 Billionen €.

Das deutsche Rentensystem auf Kapitaldeckung umzustellen, ist eine recht tollkühne Idee. Gleichwohl fand diese Idee gestern Abend bei Anne Will zwei Vertreterinnen, deren sozialer Status unterschiedlicher nicht sein könnte. Das Thema der Sendung hieß: "Ackern im Alter – wenn die Rente nicht reicht."

Da war die 34 Jahre alte Unternehmerin Marie-Christine Ostermann, Vorsitzende des Verbandes Junger Unternehmer, und die 65 Jahre alte Rentnerin und Putzfrau in den Frankfurter Türmen der Deutschen Bank, Maria Watt. Frau Ostermann sah darin einen programmatischen Entwurf zur Rentenpolitik, während Frau Watt schlicht ihr Unverständnis über das Umlageverfahren artikulierte: "Wo sind meine Beiträge geblieben? Und wäre ich heute nicht besser dran, wenn das Geld auf der Bank Zinsen gebracht hätte?"

Das Missverständnis über die Funktionsbedingungen jedes Alterssicherungssystems lässt sich kaum besser auf den Begriff bringen als in dieser seltsamen Koalition der beiden Frauen. Ihnen ist die Dimension nicht klar, worum es bei diesem Thema geht.

Quelle:
FAZ.net

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