Freitag, 8. Februar 2013

Wie ein Skandal gemacht wird [via Nachdenkseiten]

Wie ein Skandal gemacht wird

[via Nachdenkseiten]

http://www.nachdenkseiten.de/?p=16119#more-16119

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FNP-Chefredakteur Rainer M. Gefeller über ein Interview mit dem hessischen FDP-Chef Jörg-
Uwe Hahn und seine Folgen.
Jörg-Uwe Hahn, hessischer FDP-Chef und Integrationsminister, hat unserer Zeitung ein
Interview gegeben – und plötzlich hagelt es Vorwürfe: Rassismus wird ihm unterstellt,
Stillosigkeit, und einer fordert sogar seinen Rücktritt. Wir erleben ein Lehrstück über die
Entstehung eines Skandals.

Später Nachmittag in der Zentralredaktion der Frankfurter Neuen Presse, Frankenallee, 3.
Stock. Jörg-Uwe Hahn sitzt am Newsdesk, ein Dutzend Redakteure und sein Parteisprecher
sitzen drum rum. Der Minister wirkt entspannt wie lange nicht mehr, plaudert über die zu
erwartenden Erfolge seiner Partei bei der Landtagswahl im September und darüber, dass die FDP sich wieder berappelt habe, nicht zuletzt, weil die lästigen Personaldebatten
ausgestanden seien. Die Passage, die nun die Erregungswogen hochtrieb, im Wortlaut:
Frage: Wie soll die Zugkraft der Partei aber entstehen, wenn es mit Brüderle als
Spitzenkandidaten und Rösler als Vorsitzenden zwei Personen gibt, die sich nicht sonderlich
verstehen?
Hahn: Indem sie sich zusammenraufen und das gemeinsam machen.
Frage: Ist die Debatte um Rösler beendet?
Hahn: Ja. Wir werden sicherlich noch eine kleine Personalsdebatte bekommen über die Frage der Besetzung des FDP-Präsidiums auf Bundesebene auf dem Sonderparteitag Anfang März.

Also, ob Herr Niebel und Herr Kubicki etwa noch mal eine Rolle spielen. Bei Philipp Rösler
würde ich allerdings gerne wissen, ob unsere Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch
aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren.“

Einen rassistischen Zungenschlag hat die Redakteurs-Runde in diesen Sätzen nicht
wahrgenommen, ganz im Gegenteil: Die Kollegen verstanden die Äußerung des FDP-Manns als Hinweis darauf, dass die deutsche Gesellschaft heute hoffentlich so weit sei, auch
Menschen nicht-deutscher Herkunft in politische Verantwortung zu wählen.

Quelle 1: Frankfurter Neue Presse
Quelle 2: Frankfurter Rundschau

Anmerkung JB:

Es dürfte genug Gründe für unsere Gesellschaft geben, Rösler nicht mehr als Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler zu akzeptieren – sein asiatisches Aussehen und sein Geburtsland Vietnam dürfen die geringste Rolle spielen. Und es gibt genug Gründe für die
hessische Gesellschaft, den so genannten Integratonsminister und stellvertretenden
Ministerpräsidenten Jörg Uwe Hahn in keinem politischen Amt mehr zu akzeptieren.
dazu: Philipp Rösler und seine Herkunft: Ein Satz wie ein Hammerschlag
Die FDP kämpft derzeit an vielen Fronten, trotzdem macht Hessens Justizminister Jörg Uwe
Hahn eine neue auf: In einem Interview stellt er die provokante Frage, ob “unsere
Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu
akzeptieren.” Eine Antwort darauf bleibt er selbst schuldig – und hinterlässt stattdessen eine Menge Fragen.

Quelle 1: SZ
Quelle 2: fnp.de

Anmerkung Orlando Pascheit:

Schade, dass ein hochrangiger FDP-Politiker eines der wenigen Alleinstellungsmerkmale liberaler Aufgeklärtheit demontiert: einem schwulen Parteivorsitzenden einen farbigen Vorsitzenden folgen zu lassen, der gerade nach der Niedersachsenwahl ein machtpolitisches Gesellenstück in fast machiavellistischer Manier
ablieferte und die Konkurrenten Brüderle und Niebel alt aussehen ließ. Natürlich war das in
seiner Eleganz nicht unbedingt deutsch, dafür stehen eher die genannten Herren, sondern
Raffinesse, die wir eher Franzosen oder Italienern zuschreiben.

Wenn er jetzt noch diese etwas sehr deutschen verunglückten Witze lassen könnte und vielleicht etwas getragener, weniger überhastet sprechen würde, könnte er sich durchaus einem staatsmännischen Gestus nähern.

Mal abgesehen von der politisch kaum erkennbaren Linie seiner Partei: Er kann Vizekanzler.
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