global news 2632 20-03-12: Verbraucherpreisindex: Betrug an durchschnittlichen Arbeitnehmern und vor allem Sozialrentnern [via jjahnke.net] http://www.jjahnke.net/rundbr90.html#2632
Wir hängen fast Alle irgendwie von der Berechnung des Verbraucherpreisindex ab. Die Gewerkschaften richten danach ihre Lohnforderungen. An der Lohnentwicklung hängen die Sozialrenten. Die EZB bestimmt den Zins für die Sparer unter Berücksichtigung der von ihr erwarteten Verbraucherpreisentwicklung. Alle Regierungen der Welt verfolgen diesen monatlichen Index genauso intensiv wie die Arbeitsmarktzahlen. Und dabei wird der Index genauso manipuliert wie die Arbeitsmarktzahlen.
Monatlich läßt das Statistische Bundesamt Preiserhebungen in 188 Kommunen der Bundesrepublik durchführen. Dabei sind rund 600 Preiserheber eingesetzt. Zusätzlich werden für viele Güterarten zentral Preise erhoben - zum Beispiel im Internet oder in Versandkatalogen. Die Daten setzen sich aus 300.000 Einzelpreisen zusammen. Die Gewichtung dieses Warenkorbs, das heißt der prozentuale Anteil, mit dem bestimmte Waren in die Gesamtberechnung der Teuerungsrate eingehen, wird laut Bundesamt wesentlich durch die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe ermittelt. Dafür zeichnen rund 60.000 Haushalte einige Monate ihre Einnahmen und Ausgaben auf und übermitteln diese Daten an die Statistischen Landesämter. Im Anschluss erfolgen "Verfeinerungen" (?) durch Zusatzerhebungen und Korrekturen zum Beispiel auf Basis von Verbrauchssteuer-Statistiken.
Hier beginnen schon die Schwierigkeiten. Erhöht sich der Preis eines Produkts, so geht die Statistik nicht selten davon aus, daß sich auch die Qualität verbessert hat und damit keine Preissteigerung vorliegt oder gar eine Preissenkung. Steigt der Preis von Eigentümerwohnungen, so wird nicht diese Steigerung erfaßt sondern die eines angeblich äquivalenten Mietwertes.
Doch die größte Verzerrung kommt aus der einheitlichen Veränderungsrate, die sehr unterschiedliches Verbraucherverhalten abdeckt. Normale Arbeitnehmer und vor allem Sozialrentner geben einen besonders hohen Anteil ihres Einkommens für Waren und Dienstleistungen aus, deren Preise seit dem Jahr 2000 besonders stark gestiegen sind, nämlich Strom, Gas, Brennstoffe (+85 %), Nahrungsmittel (+25 %), Verkehrsdienstleistungen (+47 %), Sprit und Fahrzeugwartung (+45 %) und Gesundheitspflege (+33 %).
Dennoch verzeichnet der Einheitsindex nur einen Anstieg von 21 %. Schuld ist die Preissenkung u.a. bei Audiovisuellen und Informationsverarbeitungsgeräten (-58 %) sowie Nachrichtenübermittlung (-20 %) und die relative Preisstabilität bei Einrichtungsgegenständen für den Haushalt (+7 %), Kauf von Fahrzeugen (+12 %) sowie von Bekleidung und Schuhen (+5 %).
Jedoch sind das Bereiche, die von diesem Personenkreis seltener in Anspruch genommen werden oder nur in den unteren Preisklassen und damit zu geringeren Anteilen am Einkommen als bei den Besserverdienern. Der Einheitsindex fällt also für diesen Personenkreis viel zu niedrig aus.
Hätte z. B. dieser Personenkreis sein ganzes Einkommen für Nahrungsmittel, Strom, Gas, Brennstoffe, Wasser, Wohnung, Verkehrsdienstleistungen, Sprit und Fahrzeugwartung sowie Gesundheitspflege ausgegeben, so wäre der Index seit dem Jahr 2000 nicht um 21 % sondern um 32 % oder die Hälfte mehr gestiegen.
Das Gesamtbild der sehr unterschiedlichen Preisentwicklung zeigt, wie schwer die unterschiedlichen Lebenssituationen unter einen Hut zu bringen sind (Abb. 17253). Vor allem die Gewerkschaften sollten sich daher an einem Index orientieren, der weit besser dem Einkaufsverhalten ihrer Mitglieder entspricht.
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