Dienstag, 20. März 2012

-->> Präsident des Kinderschutzbundes kritisiert "Voyeurismus der Armut" medialen Darstellung von Armut "absichtsvoll Feind- statt Vorbilder" abzubilden


Präsident des Kinderschutzbundes kritisiert "Voyeurismus der Armut"

[via Evangelischer Pressedienst - Landesdienst West]
 
 
 
http://www.epd.de/landesdienst/landesdienst-west/schwerpunktartikel/pr%C3%A4sident-des-kinderschutzbundes-kritisiert-voyeur
 

Düsseldorf (epd). Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, hat privaten Fernsehveranstalten vorgeworfen, bei der medialen Darstellung von Armut "absichtsvoll Feind- statt Vorbilder" abzubilden.

Er beobachte vielen TV-Sendungen einen "Voyeurismus der Armut", sagte Hilgers am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung zum Thema soziale Gerechtigkeit in Düsseldorf. Die Verantwortlichen in den Sendeanstalten setzten dabei auf die Schadenfreude und Überheblichkeit bei den Zuschauern, kritisierte er.

Auch der Sozialethiker Alfred Etheber vom Caritasverband Aachen kritisierte die Medien. Bei TV-Beiträgen über Armut handele es sich oft um "aufgestülpte Hilfskonzepte" mit fragwürdigen Rezepten, sagte er. Mit Sendungen über Messis, Übergewichtige, erziehungsauffällige Kinder oder Gefängnis-Insassen würde häufig der Eindruck entstehen, die von Armut betroffenen Menschen seien selbst schuld an ihrem Schicksal. Gleichzeitig würde die Botschaft vermittelt, dass es letztlich "ganz einfach sei, aus der Misere zu gelangen".

In der Realität schränke materielle Armut die Kapazität bei den Betroffenen für die Lebensgestaltung ein und reduziere zudem seine Möglichkeiten der Lebensentfaltung, sagte der Sozialethiker weiter. Der Präsident des Kinderschutzbundes Hilgers bezeichnete in dem Zusammenhang die derzeitigen Hartz-IV-Regelsätze als viel zu niedrig und "welt- und lebensfremd." Er plädierte dafür, bei Hilfsangeboten für Kinder immer auch deren Erziehungsberechtigte mit einzubeziehen. "Wenn man etwa die Mutter mit einbezieht, hat das Hilfsangebot eine dreifach höhere Erfolgsquote", sagte Hilgers.

Hilgers forderte eindringlich, bei der Armutsbekämpfung das geltende Menschenbild zu hinterfragen. "Respekt und Toleranz ist da zu wenig. Wertschätzung und Hilfsbereitschaft sind mehr", betonte der Kinderschutzbund-Präsident.
Die Diskussionsrunde zum Thema "Armut und Ausgrenzung überwinden - In Gerechtigkeit investieren" fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kunst trotz/trotzt Armut" der Katholischen Kirche in Düsseldorf statt. Die am 24. Februar gestartete Kampagne geht am Sonntag mit einer Finissage unter dem Motto "Armut und dann..." im Familienzentrum Düsseldorf-Rath zu Ende.



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