Auch der Sozialethiker Alfred Etheber vom Caritasverband Aachen kritisierte die Medien. Bei TV-Beiträgen über Armut handele es sich oft um "aufgestülpte Hilfskonzepte" mit fragwürdigen Rezepten, sagte er. Mit Sendungen über Messis, Übergewichtige, erziehungsauffällige Kinder oder Gefängnis-Insassen würde häufig der Eindruck entstehen, die von Armut betroffenen Menschen seien selbst schuld an ihrem Schicksal. Gleichzeitig würde die Botschaft vermittelt, dass es letztlich "ganz einfach sei, aus der Misere zu gelangen".
In der Realität schränke materielle Armut die Kapazität bei den Betroffenen für die Lebensgestaltung ein und reduziere zudem seine Möglichkeiten der Lebensentfaltung, sagte der Sozialethiker weiter. Der Präsident des Kinderschutzbundes Hilgers bezeichnete in dem Zusammenhang die derzeitigen Hartz-IV-Regelsätze als viel zu niedrig und "welt- und lebensfremd." Er plädierte dafür, bei Hilfsangeboten für Kinder immer auch deren Erziehungsberechtigte mit einzubeziehen. "Wenn man etwa die Mutter mit einbezieht, hat das Hilfsangebot eine dreifach höhere Erfolgsquote", sagte Hilgers.
Hilgers forderte eindringlich, bei der Armutsbekämpfung das geltende Menschenbild zu hinterfragen. "Respekt und Toleranz ist da zu wenig. Wertschätzung und Hilfsbereitschaft sind mehr", betonte der Kinderschutzbund-Präsident.
Die Diskussionsrunde zum Thema "Armut und Ausgrenzung überwinden - In Gerechtigkeit investieren" fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kunst trotz/trotzt Armut" der Katholischen Kirche in Düsseldorf statt. Die am 24. Februar gestartete Kampagne geht am Sonntag mit einer Finissage unter dem Motto "Armut und dann..." im Familienzentrum Düsseldorf-Rath zu Ende.
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