Dienstag, 1. Juni 2010

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Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Ulrike Jaspers

Mehr Datenschutz in sozialen Netzwerken


FRANKFURT. Wie kann der Einzelne die vielfältigen neuen
Kommunikationsmöglichkeiten, die soziale Netzwerke im Internet und auf
mobilen Geräten bieten, so nutzen, dass er auch selbst bestimmt,
welche persönlichen Daten er wem und zu welchem Zeitpunkt preisgeben
will? Kai Rannenberg, Inhaber der T-Mobile Stiftungsprofessur für
Mobile Business & Multilateral Security an der Goethe-Universität,
koordiniert mit einem vierköpfigen Team ein EU-gefördertes Projekt,
das an ganzheitlichen Konzepten zum besseren Schutz der Privatsphäre
in solchen Communities arbeitet.

In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Forschung
Frankfurt" (FF 1/2010) berichtet er mit seinem Frankfurter Team über
das PICOS-Projekt ("Privacy and Identity Management for Community
Services"), das seit Anfang 2008 läuft und von der Europäischen Union
über 36 Monate mit knapp vier Millionen Euro gefördert wird.

Kooperationspartner sind Wissenschaftler und Industrieunternehmen aus
acht europäischen Ländern. Dazu Rannenberg, der auch am Mittwoch (2.
Juni) um 18 Uhr am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-
Universität in Bad Homburg einen Vortrag zum Thema "Auf dem Weg zu
einem effizienten Datenschutz" hält: " Wir entwickeln protypische
Konzepte und testen diese mit realen Endnutzern. Nach dem Praxis-Test
können diese Konzepte in bestehenden Communities integriert werden."

Dabei arbeiten die Frankfurter Wissenschaftler unter anderem eng mit
Meeresforschern und Freizeit-Anglern zusammen: Angler müssen mobil
sein und flexibel auf veränderte Umwelteinflüsse wie das Wetter
reagieren, wenn sie erfolgreich sein wollen. Beim Warten auf den
Fisch, der anbeißt, ist Austausch mit anderen Anglern willkommen.
Hängt dann ein prächtiger Fisch am Haken, geben Angler dies gern mit
Fotos per Handys kund. Den guten Fanggrund möchten sie dabei
allerdings nicht jedem offenbaren. Daher sind die Angler eine der
exemplarischen Communities, die PICOS fokussiert.

 

Nicht nur für Angler gilt: Sollen nicht alle Informationen an jeden in einer Community
weiter gegeben werden, dann müssen den Nutzern Werkzeuge an die Hand
gegeben werden, wie sie beispielsweise mit dem Konzept der "partiellen
Identitäten" entwickelt wurden. "Damit kann ein Nutzer verschiedene
Pseudonyme anlegen, mit denen er in einer Community auftritt. Zu jedem
Pseudonym gehört ein Profil, auf dem der Nutzer unterschiedliche
persönliche Daten von sich mitteilen kann. Andere Nutzer können
dadurch immer nur den Teil der Informationen sehen, den der Nutzer
unter diesem Profil zugänglich gemacht hat," erläutert Christian Kahl,
Doktorand im PICOS -Team um Prof. Rannenberg. So kann ein Nutzer etwa
zwei unterschiedliche Identitäten für Privatleben und Beruf anlegen
und privaten Freunden die letzten Urlaubsfotos bereitstellen, ohne
dass Arbeitskollegen diese sehen können. Theoretisch ist das einfach,
aber praktisch durchaus anspruchsvoll, speziell dann, wenn man öfter
die Rolle wechselt: im Beispiel der Angler etwa von einem einsam auf
anbeißende Fische Wartenden, der gern preisgibt, wo man ihn besuchen
kann, zu dem, der über einen schönen Fang berichten kann, den Ort aber
auf keinen Fall allen kundtun möchte und den Fangerfolg darum besser
unter einer anderen Identität verkündet.

Darüber hinaus lässt sich der Zugriff anderer Nutzer auf die eigenen
persönlichen Daten über die Einrichtung von "Privacy Policies" in
weiteren Details regeln. Sie ermöglichen festzulegen, welche Daten
unter welchen Bedingungen anderen Nutzern zugänglich sind. Zum
Beispiel kann ein Angler festlegen, die neuesten Informationen über
die Güte eines Angelplatzes zunächst nur den engsten und ältesten
Freunden mitzuteilen. Und da mit mobilen Endgeräten die Ortung eines
Nutzers inzwischen sehr einfach geworden ist, erfordert es noch
weitere Schutzmechanismen – dazu Kahl: "Um speziell die Information
über den aktuellen Standort des Nutzers zu schützen, haben wir
zusätzlich das Blurring-Konzept integriert. Es sorgt dafür, dass der
eigene Standort bei Bedarf nur ungenau in einer Karte dargestellt
wird. Alternativ sieht das Konzept außerdem vor, Informationen zum
Standort nur bestimmten anderen Nutzern oder gar nicht freizugeben."

Eine Art persönlicher Ratgeber, der "Privacy Advisor" steht Nutzern
bei all diesen Einstellungen zur Seite. Er hilft ihnen beim Umgang mit
persönlichen Daten und warnt sie durch entsprechende Hinweise, wenn
sie im Begriff sind, sensible Informationen preiszugeben. "Damit soll
bei den Nutzern ein Bewusstsein für die Problematik in spezifischen
Fällen vermittelt werden. Gleichzeitig kommen sie eine Hilfe, wie sie
die Werkzeuge, die wir ihnen an die Hand geben, sinnvoll nutzen
können", ergänzt Rannenberg. "Diese Konzepte wirken vor allem in
Kombination miteinander und dadurch, dass sie in einer Community
akzeptiert und integriert angeboten werden." Im Laufe des Jahres
werden Online-Strategiespieler als eine weitere Community in die
Testphase mit einbezogen. Ziel der Wissenschaftler ist es, die in
PICOS entwickelten Konzepte auch in bestehende Communities zu
integrieren, so dass diese und ihre Nutzer davon profitieren können.
Das geschieht unter anderem über die beteiligten Industriepartner
ebenso wie mit Vorträgen und Präsentationen bei Konferenzen und
Messen, wie auf dem Mobile World Congress im Februar in Barcelona, der
weltweit größten Veranstaltung der Mobilkommunikationsbranche.

Informationen: Prof. Kai Rannenberg und Christian Kahl, T-Mobile
Stiftungsprofessur für Mobile Business & Multilateral Security,
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Campus Westend, Tel: (069) 798-
34701 oder -34706, contact@picos-project.eu

"Forschung Frankfurt" 1/2010 kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de


www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/dok/2010/08Datenschutz.pdf

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsprojekte
Kooperationen

Sachgebiete:
Informationstechnik
Wirtschaft

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/dok/2010/08Datenschutz.pdf
http://www.picos-project.eu



Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news371881

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution131

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