Sonntag, 27. Juni 2010

Vorbild USA? Zur Amerikanisierung der westdeutschen Universität in den Jahren 1945-1976

 

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem
Vorbild USA? Zur Amerikanisierung der westdeutschen

Universität in den Jahren 1945-1976

Eine Studie des Augsburger Historikers Dr. Stefan Paulus in der IfZ-
Reihe "Studien zur Zeitgeschichte"

 


Augsburg/München/Berlin/KPP - Die aktuelle Debatte über die Reform der
Hochschulen ist offensichtlich an US-amerikanischen Vorbildern
ausgerichtet. Überraschen mag, dass diese Auseinandersetzung bis in
die unmittelbare Nachkriegszeit zurückreicht. In dem jetzt als Band 81
der vom Institut für Zeitgeschichte München - Berlin herausgegebenen
"Studien zur Zeitgeschichte" beleuchtet der Augsburger Historiker Dr.
Stefan Paulus erstmals die amerikanisch-deutschen Interaktionen und
den amerikanischen Einfluss auf die deutsche Universitäts- und
Wissenschaftspolitik nach 1945. Unter kultur- und
wissenschaftshistorischer Perspektive werden die Voraussetzungen, der
Verlauf und die Ergebnisse des Reformdiskurses von der Besatzungszeit
bis zur Verabschiedung des ersten Hochschulrahmengesetzes im Jahre
1976 analysiert. Die Orientierung an amerikanischen Modellen wird
dabei stets thematisiert.

Dass Universität und Wissenschaft in Deutschland am besten nach US-
amerikanischem Vorbild umgestaltet werden müssten, um im
internationalen Wettbewerb wieder eine Spitzenposition einnehmen zu
können, gehört zu den Gemeinplätzen der aktuellen Reformdiskussion auf
Hochschulebene. Dies veranschaulicht nicht nur die Etablierung
angelsächsischer Studienabschlüsse wie Bachelor und Master, sondern
auch die gleichfalls an amerikanischen Vorbildern orientierte
Einführung von Präsidialverfassung, Hochschulräten oder
Juniorprofessuren.

Allerdings erweisen sich die in diesem Kontext üblicherweise
vorgebrachten Argumente und statistischen Befunde bei näherer
Betrachtung oftmals als wenig überzeugend und ignorant im Hinblick auf
die unterschiedlichen historisch-kulturellen Kontexte. Hinzu kommt,
dass sich die aktuelle Debatte durch eine nahezu vollständige
Unkenntnis vorhergehender Reformdiskurse und -versuche auszeichnet,
die ihrerseits bereits vor Jahrzehnten darauf abzielten, die deutsche
Universität zu "amerikanisieren".

An dieser Stelle setzt Paulus' Studie an, die erstmals die
amerikanisch-deutschen Interaktionen und den amerikanischen Einfluss
auf die deutsche Universitäts- und Wissenschaftspolitik nach 1945
umfassend und quellengestützt beleuchtet.

Aufbauend auf einem Grundlagenkapitel zu den komplexen deutsch-
amerikanischen Universitäts- und Wissenschaftsbeziehungen seit 1800
analysiert Paulus unter kultur- und wissenschaftshistorischer
Perspektive die Voraussetzungen, den Verlauf und die Ergebnisse des
bundesrepublikanischen Reformdiskurses von der Besatzungszeit über die
Expansionsphase der 1960er Jahre bis hin zur Verabschiedung des ersten
Hochschulrahmengesetzes im Jahre 1976.

Allein die genaue Kenntnis der unterschiedlichen historischen Genese
des amerikanischen und deutschen Hochschulsystems sowie deren
wechselseitiger Einflüsse in den vergangenen gut 200 Jahren bildet die
Grundvoraussetzung schlechthin, um sich der Chancen und Risiken einer
gewünschten oder befürchteten "Amerikanisierung" der deutschen
Universität bewusst werden zu können Die geradezu beängstigende
Geschichtslosigkeit, welche die gegenwärtige hochschulpolitische
Diskussion bis dato kennzeichnet, erhält daher mit dieser Studie ihren
dringend erforderlichen Kommentar.

Zum Autor

Dr. Stefan Paulus, Jahrgang 1973, ist Wissenschaftlicher Koordinator
des Instituts für Europäische Kulturgeschichte und Lehrbeauftragter am
Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Augsburg.
Zusammen mit Mathias Listl hat er den 2007 erschienenen Band "Ein
Campus für Regensburg. Konzeption – Architektur - Kunst. 40 Jahre
Universität Regensburg 1967-2007" kozipiert und redigiert und darin
selbst "Zur Idee der Campus-Universität im Kontext westdeutscher
Universitätsneugründungen der 1960er Jahre" geschrieben. Zusammen mit
Werner Lengger und Wolfgang E. J. Weber arbeitet er derzeit an der
Herausgabe des Bandes "Stätte des Wissens. Die Universität Augsburg
1970-2010: Traditionen, Entwicklungen, Perspektiven", der im kommenden
Herbst im Verlag Schnell + Steiner erscheinen wird.
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Stefan Paulus, Vorbild USA? Amerikanisierung von Universität und
Wissenschaft in Westdeutschland 1945–1976 (= Studien zur
Zeitgeschichte, Bd. 81), München 2010, 617 S., 84,80 Euro, ISBN
978-3-486-59642-7
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Kontakt:

Dr. Stefan Paulus
Telefon 0821/598-5843

stefan.paulus@iek.uni-augsburg.de

Arten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche Publikationen
Wissenschaftspolitik

Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Gesellschaft
Kulturwissenschaften
Pädagogik / Bildung
Politik

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
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Auf über 600 Seiten liefert der Band "Vorbild USA?" ...

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... von Stefan Paulus die Basis für eine historisch fundierte Diskussion über die Amerikanisierung der deutschen Universität.


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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
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