Donnerstag, 17. Juni 2010

--->>> Für BILD ist soziale Kälte nur ein eingebildetes Phänomen <<<---


Gedanken zur Zeit 1792 13-06-10:

Für BILD ist soziale Kälte nur ein eingebildetes Phänomen

http://www.jjahnke.net/gedanken58.html#1792


Der stellvertretende BILD-Chefredakteur in seinem Kommentar von heute:

"Zehntausende haben gestern gegen das Sparpaket der Bundesregierung protestiert, Hunderttausende oder gar Millionen werden es ihnen in den kommenden Monaten gleichtun. Mobilisiert aber wird zu den Demos mit einem Phantom namens "sozialer Kälte". Dabei handelt es sich um eine groteske Verdrehung der Wirklichkeit, ja um eine Blindheit gegenüber den Realitäten in Deutschland!

Zu den Fakten: Der Anteil der Sozialausgaben am Bundeshaushalt ist seit 1980 von 16 auf aktuell über 50 Prozent gestiegen. Dieser Staat garantiert jedem Bürger notfalls ein Leben lang ein erträgliches Auskommen. Das gesetzlich garantierte Existenzminimum stellt sicher, dass niemand hungern, frieren oder betteln muss. Wer krank ist, wird versorgt, wie in wenigen anderen Staaten. Wer will, bekommt in Deutschland eine solide Schul- und Berufsausbildung. Aber die gegenwärtige Krise werden wir nur überwinden, wenn wir uns bewusst machen, wie gut es uns im Vergleich zum Rest der Welt und zu unseren Vorfahren in den vergangenen Jahrhunderten geht. Die Probleme bekommen wir dann schon gelöst."

Leider verdreht BILD wieder einmal die Fakten und vergleicht Äpfel mit Birnen, wie es gerade paßt. 1980 wurde der Sozialetat noch nicht durch sachfremde Leistungen aus der Wiedervereinigung geplündert. Die Arbeitslosigkeit war mit nur 0,9 Millionen oder 3,8 % (weniger als ein Drittel von heute!) wesentlich geringer als heute, der rententrächtige Altenanteil viel niedriger. Die Soziallasten aus den neuen Bundesländern fielen noch nicht an. Die Arbeitgeberanteile waren noch nicht abgesenkt worden.

Vor allem aber: Bei der sozialen Kälte geht es um die Behandelung der Ärmsten der Gesellschaft, vor allem der auf Sozialhilfe und Hartz 4 Angewiesenen. Leistungen an diesen Personenkreis machen aber nur einen kleineren Teil des Sozialetats aus. Von insgesamt 124 Mrd Euro gehen etwa 80 Mrd Euro als Steuerzuschuß an die Rentner und nicht etwa an den besonders armen Personenkreis, bei dem sich jetzt die soziale Kälte der Bundesregierung austobt.

Und auch das angebliche Sozialparadies im internationalen Vergleich existiert nicht. Da muß BILD schon mit Ländern wie China vergleichen. Verglichen mit den westeuropäischen Partnern wurden die Sozialleistungen pro Kopf mit nur 0,7 % seit dem Jahr 2000 nirgendwo so gering angehoben wie in Deutschland und ist die soziale Absicherung vor allem alleinstehender und langzeitarbeitsloser Geringverdiener nur in den südeuropäischen Armenhäusern Spanien, Portugal, Griechenland und Italien noch schlechter.

Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

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