Ein großer Plan für Billigjobs. Der Vorschlag kapituliert vor dem Stellenabbau
Kommentar von Helga Spindler in der taz online vom 26.01.2013Aus dem Text:
". Professor Stefan Sell, der das Modell entwickelt hat, schwärmt von einer "multiplen Win-win-Situation", bei der für die
Betroffenen ein normales, nicht stigmatisierendes Beschäftigungsverhältnis herausspringe. Für die Vermittlung in die
Jobs sollen die Kriterien "Zusätzlichkeit" zum ersten Arbeitsmarkt und "Gemeinnützigkeit" wegfallen, die als Voraussetzungen die bisherige
Förderpolitik von ABM bis zu 1-Euro-Jobs und Bürgerarbeit geprägt haben. Sie waren in der Praxis nur schwer einzuhalten.
Betroffenen ein normales, nicht stigmatisierendes Beschäftigungsverhältnis herausspringe. Für die Vermittlung in die
Jobs sollen die Kriterien "Zusätzlichkeit" zum ersten Arbeitsmarkt und "Gemeinnützigkeit" wegfallen, die als Voraussetzungen die bisherige
Förderpolitik von ABM bis zu 1-Euro-Jobs und Bürgerarbeit geprägt haben. Sie waren in der Praxis nur schwer einzuhalten.
Vor allem der Personalabbau bei öffentlichen und sozialen Dienstleistungen förderte den missbräuchlichen Einsatz von
1-Euro-Jobbern - ihre Arbeit war dann nicht "zusätzlich", sondern Ersatz für die bisherigen Stellen.
Hier setzt auch die Überlegung von Sell an, der in den Beschränkungen eine "Lebenslüge" der bisherigen Förderphilosophie sieht.
Als Konsequenz fordert er die völlige Umstellung der Förderung auf marktnahe Tätigkeiten.
Damit sich private Firmen nicht über einen Verdrängungswettbewerb beschweren können, soll nicht mehr nur im gemeinnützigen Bereich gefördert werden, sondern ebenso im privatwirtschaftlichen.
Die große Schwäche von Sells Idee liegt darin, dass er zwar eine richtige Kritik an den Auswüchsen der Beschäftigungsförderung
entwickelt, bei der Lösung des Problems aber weder die entrechtete Position der Hartz-IV-Bezieher berücksichtigt noch dem massiven
Stellenabbau im ersten Arbeitsmarkt etwas entgegensetzen will.
Im Gegenteil, er kapituliert vor dieser Entwicklung.
Er fordert, die öffentlich geförderte Beschäftigung müsse "einen Ersatz für einen Teil von dem stellen, was wegrationalisiert worden ist".
Wenn das Einsatzgebiet nicht mehr beschränkt ist, muss zwangsläufig die Zielgruppe beschränkt werden, um die sicher zu erwartenden Kosten und
Mitnahmeeffekte einigermaßen in Grenzen zu halten.
Mitnahmeeffekte einigermaßen in Grenzen zu halten.
Der geplanten Förderung geht deshalb die Bewertung der Arbeitslosen voraus: ihres Grades als "Minderleister". (.) Hinzu kommt ein psychologisches
Gutachten, das etwa einen Mangel an Frustrationstoleranz oder Anpassungsfähigkeit festhält - und schon ist der "Minderleister" identifiziert.
Gutachten, das etwa einen Mangel an Frustrationstoleranz oder Anpassungsfähigkeit festhält - und schon ist der "Minderleister" identifiziert.
Eine Win-win-Situation ist das vielleicht für Behörden, Gutachter, Verbände und Arbeitgeber, aber kaum für die Betroffenen.
Schließlich folgt diese Auswahl immer einem Defizitansatz. Eine Person muss zunächst weit abgewertet werden, bevor sie in den "Genuss" der
Förderung kommt."
Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken
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