Montag, 3. Dezember 2012

Wenn vormalige Top-Banker auf einmal öffentliche Aufgaben übernehmen...[via Nachdenkseiten] lesenswert!!!


Am Goldman hängt, vom Goldman drängt doch alles

[via Nachdenkseiten]

http://www.nachdenkseiten.de/?p=15329#h05


Wenn vormalige Top-Banker auf einmal öffentliche Aufgaben übernehmen, betonen sie gern, sie wollten der Gesellschaft "etwas zurückgeben". So rührend das auch ist, wir kommen nicht umhin, bei Ex-Goldmännern weitere Motive zu vermuten. – Und auf welchen Posten sich die Überbanker auf einmal wohlfühlen: Finanzminister, Präsidentschaftsberater, Weltbank-Chef, Chef der New York Fed jenseits des Atlantiks und zweimal ungewählter Regierungschef, EZB- und nun auch Bank-of-England-Chef diesseits des Teichs. Keine schlechten Jobs, sicher.

Aber stets sehr politisch, debatten-, konsens- und mediengetrieben. Da kann man bei Goldman sicher zielgerichteter arbeiten, oder? Oder dienen die Posten als Kontrast zum harten Banker-Leben, da man finanziell eh ausgesorgt hat? Warum hat Carney dann eine Gehaltserhöhung von 60 Prozent gegenüber seinem Vorgänger auf 0,5 Mio. Pfund ausgehandelt? Einmal Goldman, doch immer Goldman? Das kann auch nerven. Mario Draghi etwa reagiert gereizt, fragt man ihn nach seiner Rolle als Goldman-Banker bei der Bilanzkosmetik Griechenlands.

Wie wird Carney reagieren, wenn man ihn darauf anspricht, dass seine Kollegen 1998 auf eine Eskalation der Russland-Krise wetteten, während er die damalige Regierung als Goldman beriet? Ebenso wie das Thema Abacus-IKB-Paulson waren sicherlich auch diese Deals streng aufsichtsrechtlich koscher. Aber allein die Anhäufung dieser Eigentlich-legal-Geschäfte lässt einen jedes Mal erschrecken, wenn ein weiterer Goldman-Alumnus einen öffentlichen Topjob einnimmt

Quelle:
FTD http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/marktberichte/:das-kapital-am-goldman-haengt-vom-goldman-draengt-doch-alles/70122729.html

Anmerkung Orlando Pascheit:

Ja, auch den Autor der Kolumne "Das Kapital",  Matthias Pindter, werde ich vermissen. Schon die Bandbreite seiner pointierten Berichterstattung,  ob nun absurde Kursbewertungen bei Aktien,  seine kritische Unternehmensberichterstattung oder seine hinterfragende Sicht auf internationale Zusammenhänge, siehe z.B. seinen Beitrag "
Zur verwegenen Hoffnung auf Amerika", ist beeindruckend.
Pindter ist eher ein Wirtschaftsliberaler, aber man kann ihn keineswegs damit abtun, denn das macht ihn (s.o.) nicht aus. Und wenn dieses Element stärker zum Tragen kam, reizt er zum fruchtbaren Widerspruch, zum Abarbeiten, zum Nachdenken. Es sind eben nicht nur Fricke und seine Leute, der auch manch steile These vertritt, die ich nicht teile, sondern auch Pindter oder Münchau, der mich mit fast jedem zweiten Artikel zumindest partiell ärgert, die die FTD lesenswert, genau besehen unersetzlich machen. Es wären noch viele andere zu nennen, die auch quer zu Fricke stehen, aber das Blatt ausmachen. Es sind nicht nur Personen im Einzelnen, das Blatt war mehr als die Summe seiner Autoren. Nicht grundlos hat die FTD  die Position "Wirtschaftsredaktion des Jahres" im Jahr 2012 erobert. – Nicht zu fassen, dass die Bertelsmann AG, die 74,9 % von Gruner + Jahr hält, sich dieser Zierde des Wirtschaftsjournalismus entledigt, die soviel frischen Wind in die deutsche Presselandschaft brachte.

Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken

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