Was kann man von solchen Rankings halten?
Die Hochschulen in Deutschland, zumindest sechs von ihnen, nur noch wenig. Sie scheren aus, wollen künftig alle Umfragen und Ranglisten boykottieren. Fachgesellschaften, wie die für Chemie, Soziologie oder Anglistik, empfehlen ihren Mitgliedern, das Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung zu boykottieren. Die Methoden seien fragwürdig und die Arbeitsbelastung für alle Beteiligten unverhältnismäßig. Man sei schließlich für die Forschung und Lehre da, heißt es und nicht für die Lieferung von Daten.
Das sei eine Blockadehaltung, rufen die Befürworter. Wo kämen wir da hin, wenn sich Forschungseinrichtungen der Erforschung ihrer selbst entzögen? Fest steht, dass von der Position auf den Hochschulranglisten vieles abhängt, vor allem finanziell. Es geht um Fördertöpfe, das Buhlen um Studenten und das Renommee der Hochschulen.
Es diskutieren:
- Prof. Jürgen Hesselbach, Präsident, Technische Universität Braunschweig
- Dr. Volker Meyer-Guckel, stv. Generalsekretär, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
- Prof. Sighard Neckel, Goethe-Universität Frankfurt, Vorstandsmitglied Deutsche Gesellschaft für Soziologie
- Prof. Frank Ziegele, Geschäftsführer Centrum für Hochschulentwicklung CHE
Moderation: Michael Kröher, manager magazin, Christian Floto, Deutschlandfunk
Quelle:
Anmerkung WL:
Wieder einmal eine ziemlich unausgewogene Zusammensetzung der Diskussionsrunde. Drei von vier halten das CHE-Ranking für gut. Kein Wort darüber, dass der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der ein verlängerter Arm der Wirtschaft auch in den Hochschulen ist. Keine Silbe über die "Mission" des bertelsmannschen CHE als Motor einer durch Wettbewerb um Drittmittel und um Studierende gesteuerten "unternehmerischen Hochschule". Außer dem Soziologen Neckel, kein Kritiker des CHE-Rankings. Warum braucht eigentlich der DLF für die Moderation einen Redakteur des Wirtschaftsblatts manager-magazin?
Dazu: Universität Hamburg steigt aus
Die Universität Hamburg wird sich künftig nicht mehr an Rankings und Umfragen beteiligen, bei denen deutsche und internationale Universitäten gegeneinander ausgespielt werden könnten. Das gab die Hochschule am 19. September 2012 bekannt. Weiter kooperieren will die Universität hingegen bei Anfragen von Institutionen der öffentlichen Hand. Andere Anfragen würden nur "gegen Vollkostenrechnung" beantwortet. Davon ausgenommen seien Anfragen aus Anlass wissenschaftlicher Untersuchungen, an deren Zustandekommen die Universität Hamburg ein Interesse habe.
Befragungen von Personal oder Studierenden beruhten zumeist auf "zu kleinen Stichproben" und würden "einfachste statistische Gütekriterien" nicht berücksichtigen, hieß es zur Begründung. Gleichwohl beeinflussten verzerrte Umfrageergebnisse Bewerberverhalten und die Zuwendungsbereitschaft von Staat und Drittmittelgebern. Außerdem sehe sich die Universität nicht mehr in der Lage, die Flut der Anfragen zu bewältigen, ohne die Kernaufgaben von Wissenschaft und Verwaltung zu vernachlässigen.
In die Kritik ist insbesondere das Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) geraten. Nach der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (vgl. Newsletter 7/2012) und dem Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands haben nun auch die Gesellschaft Deutscher Chemiker und die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft zum Boykott des Rankings aufgerufen.
Quelle: Deutscher-Hochschul-Verband, DHV-Newsletter 10/2012
Anmerkung M.K.:
Mehr und mehr Universitäten steigen aus dem vom CHE und der Bertelsmann-Stiftung entwickelten Hochschulranking aus, weil sie endlich erkennen, dass die Hochschulen durch diese pseudowissenschaftlichen Rankings bei ihrem Wettbewerb um Studenten und öffentliche wie private Gelder nur gegeneinander ausgespielt werden sollen und die wirklichen wissenschaftlichen Leistungen und der Wettbewerb um sie durch das CHE/Bertelsmann-Ranking eher behindert als gefördert wird.
Trotz dieser inzwischen an den Hochschulen langsam reifenden Erkenntnis, soll bei den Kommunen ein solches Ranking hinsichtlich der Beurteilung ihres Managements und ihrer Kreditwürdigkeit erst noch eingeführt werden und die Kommunen sollen in denselben für sie nachteiligen Wettbewerb geschickt werden, wie es bei den Hochschulen und Universitäten bereits in der Vergangenheit gemacht wurde.
Diese verquasten Ideen von Ranking und Benchmarking und New Public-Management usw. usw. der Bertelsmann-Stiftung und derjenigen Institutionen, auf die diese Stiftung und die dahinterstehenden Unternehmen der Bertelsmann-Gruppe (RTL, Random House, Gruhner und Jahr, DER SPIEGEL, DER STERN, arvato, usw. usw.) maßgeblichen Einfluss haben.
Dabei geht es stets und ständig um ein und dasselbe bei Bertelsmann, der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und den Wirtschaftslobbyisten:
Abschaffung des Sozialstaates, des Demokratie-Prinzips und Schwächung des Rechtsstaates zugunsten einer Ökonomisierung aller Lebensbereiche, zugunsten massiver Steuerersparnisse für die Reichen und Einflussreichen (Lobbyisten), Manipulation der Öffentlichkeit durch von ihnen bestimmte Medien. Dies alles sei aus Gründen der Demographie, der Globalisierung und des Geldmangels etc. etc. dringend geboten.
Wer das alles so glaubt wird selig! Wählt CDU/CSU, F.D.P oder GRÜNE,
hat eine Riester- oder Rürup-Rente (weniger für eine Aufbesserung der eigenen privaten Altersversorgung als zum Vorteil der Versicherungsgesellschaften und zur Verbesserung der Provisionen der Versicherungsvertreter), glaubt den Finanzoptimierern von DVAG oder AWD oder anderen Wortverdrehern und Angela Merkel (CDU) oder Peer Steinbrück (SPD) und vielleicht sogar Guido Westerwelle oder Phillip Rösler, beide von der F.D.P.
Kurz: Er hat von den wirklichen Dingen des Lebens, insbesondere aber davon, wie bei uns Politik und Meinung gemacht wird, keine Ahnung.
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