Freitag, 6. Januar 2012

Zum Dreikönigstag - Epiphanias -> Über uns ein guter Stern! Gespräch der Sterndeuter auf dem Nachhauseweg

 

Erscheinung des Herrn - Thematisch

Über uns ein guter Stern!

Gespräch der Sterndeuter auf dem Nachhauseweg

Sie zogen »auf einem anderen Weg heim in ihr Land«. Ich vermute, das ging nicht schweigend vonstatten. Wer so viel erlebt hat wie die Sterndeuter, der spricht darüber, tauscht sich mit den anderen aus.

  »Gut, dass wir durchgehalten haben!«, mag der erste gesagt haben. »Der Weg zur Krippe, der war ja nicht immer klar und eindeutig. Spätestens in Jerusalem war die Gefahr groß aufzugeben.« So ist das häufig im Leben: Schnell bin ich in Versuchung aufzugeben, gerade dann, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Die Sterndeuter machen mir Mut durchzuhalten, auch dann, wenn ich nicht genau weiß, wie es weitergehen soll.

 

  »Gut, dass wir den Stern vor Augen hatten!«, mag der zweite Sterndeuter erwidert haben. In der Tat, ohne den Stern hätten sie das Ziel nie gefunden. Ein Stern gibt Orientierung am dunklen Nachthimmel. Und wie schnell kann es Nacht werden für mich: Da wirft mich eine Krankheit aus der Bahn, irgendetwas macht mir schwer zu schaffen, ich gerate in eine Krise, ich muss einen Schicksalsschlag erleiden... was bleibt mir dann an Licht? Ohne eine genaue Kenntnis des Sternenhimmels hätten die Sterndeuter sich sicherlich verirrt. Wie ist das bei mir? Woran orientiere ich mich, wenn es um Grundentscheidungen in meinem Leben geht oder wenn ich Dinge zu meistern habe, die nicht einfach sind? Weiß ich dann, welches Vertrauen, welche Hoffnung mich tragen - und auf welche Menschen ich dann bauen kann? Ist mein Glaube für mich so etwas wie ein Stern, nach dem ich mich richten kann, wenn es dunkel für mich wird?

 

  Zurück zu den Sterndeutern auf ihrem Rückweg in die Heimat: »Den Geburtsort eines Königs habe ich mir aber anders vorgestellt«, so vielleicht die Antwort des dritten. Das war ja das Überraschende: Nicht ein prächtiger Palast in der Hauptstadt Jerusalem, sondern ein armseliger Stall im kleinen Provinznest Bethlehem ist der Ort, wo die Erlösung beginnt. Viele Menschen denken da anders. Leben ist für sie erst dann sinnvoll, wenn es mit Ansehen, Stärke, Wohlbefinden und Gesundheit verbunden ist. Seitdem Gott Mensch geworden ist in diesem Kind von Betlehem, seitdem gilt: Jedes Leben hat seinen Sinn, jedes Leben, auch das schwache und kranke, auch das alte und behinderte, auch das gebrochene und enttäuschte, und auch das ungeborene. Das ist eine gute Botschaft, gerade für jene Menschen, die sich eher im armseligen Stall von Betlehem wiederfinden als im schmucken Palast von Jerusalem. Da, wo ich mich im Dunkeln erlebe, genau da leuchtet mir der Stern. Genau da ist Gott. Er gibt mir die Kraft durchzuhalten, und auf hellere Tage zu hoffen.

 

  Der Stern über dem Stall von Betlehem - ein Zeichen des Trostes: Kein Mensch ist von Gott vergessen! Und ein Zeichen der Zuversicht: Jedes Leben liegt in Gottes guten Händen. Seit Weihnachten gibt es nichts auf dieser Welt, was Gott fremd wäre. Seit Weihnachten bin ich von Gott verstanden - in allem, nicht nur in meinen guten und starken Seiten. Und das lässt hoffen.

Alfons Gerhardt



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