Dienstag, 10. Januar 2012

--->>> Wie die #Vermögenden in Deutschland von der #Verschuldung #Deutschlands und anderer Staaten #profitieren


global news 2555 03-12-11:

Wie die Vermögenden in Deutschland

von der Verschuldung Deutschlands und anderer Staaten profitieren

 

[via jjahnke.net]

http://www.jjahnke.net/rundbr88.html#2555

 

Die gesamtwirtschaftliche Vermögens- und Finanzierungsrechnung der Deutschen Bundesbank zeigt, wie sich die Konten zwischen den fünf Hauptakteuren der deutschen Volkswirtschaft in den letzten Jahren verteilt haben.

Das sind private Haushalte, nichtfinanzielle Unternehmen der so genannten Realwirtschaft, Finanzinstitute (Banken, Versicherungen), der Staat und das Ausland. Prof. Bontrup von der Fachhochschule Gelsenkirchen hat in seiner sehr interessanten Veröffentlichung "Durch Umverteilung von unten nach oben in die Krise" die Zusammenhänge untersucht. Das hat mir beim Verständnis der hier dargestellten Zusammenhänge geholfen.

In den Finanzierungssalden gab es um 2003 eine starke Verschiebung. Zwischen 1991 und 2002 waren die Haushalte die Gewinner, die eine starke Gläubigerposition aufbauen konnten (Abb. 17209). Dieser Position standen als Kapitalnehmer und Schuldner der Staat und die Unternehmen gegenüber, die sich so finanzierten.

Ein bißchen Kapital kam aus dem Ausland. Das war eine ziemlich normale Konstellation für ein kapitalistisch organisiertes Wirtschaftssystem.

Ganz anders war es in dem Zeitraum danach, also seit 2003. Nun verdoppelte die Gruppe der privaten Haushalte ihren jährlichen nominalen Kapitalaufbau. Innerhalb dieser Gruppe wurde das Einkommen immer ungleicher verteilt (Abb. 17194) und das mittlere Bruttoerwerbseinkommen hat seit 2005 laufend an Boden verloren (Abb. 17189). Außerdem kamen nun in dieser letzten Phase durch hohe Profite bei gedrosselten Löhnen auch die Unternehmen zu Kapitalüberschüssen, die sie teilweise als Dividenden auswerfen konnten. Die obersten 20 % kassieren heute mehr als 41 % aller Bruttoerwerbseinkommen, von den noch viel ungleicher verteilten Vermögenseinkommen gar nicht zu reden.

Die Gläubigerpositionen wurden bei Vater Staat angelegt und zum allergrößten Teil im Ausland (Abb. 17208). Das ist die Periode exportangetriebener hoher deutscher Leistungsbilanzüberschüsse mit dem Ausland. Ein Teil landete in zweifelhaften Wertpapieren zur Finanzierung des Bau- und Kreditkartenbooms in vielen, vor allem angelsächsischen Ländern. Diese Verteilung unter den fünf Akteuren hat sich noch im vergangenen Jahr fortgesetzt (Abb. 17206).

Abb. 17207 und 17210 zeigen die Entwicklung über den ganzen Zeitraum seit 1991.

Deutlich sieht man hier den ständig und auch trotz der Krise steigenden Kapitalaufbau der Haushalte, was in Wahrheit der wohlhabendere Teil der Haushalte ist. Dabei haben die Steuerzahler den Banken frisches Kapital besorgt und so die Einlagen der Vermögenden über die Krise hinweg gesichert. Über den gesamten Zeitraum bis 2010 haben die privaten Haushalte oder besser ihr vermögender Teil einen Vermögenszuwachs von rund 2 Billionen erzielt. Andererseits kamen Unternehmen und Finanzsektor erst ab 2003 in die Gläubigerposition, mit einem kräftigen Anstieg in den vergangenen zwei Jahren. Der Staat erholte sich ab 2005 und erreichte 2007 und 2008 fast den Ausgleich, sackte dann aber durch die Finanzkrise in einer erneuten Phase öffentlicher Armut wieder ab. Seit etwa 2001 wurde immer mehr aus den deutschen Gläubigerpositionen im Ausland angelegt.

Die große Frage ist nun, wie die beiden Gläubigergruppen private Haushalte und Unternehmen in Zukunft ihr Kapital Gewinn bringend anlegen können, wenn sich die Möglichkeiten im Ausland verengen und auch der deutsche Staat auf die Sparbremse geht. Regierung und Wirtschaft setzen in Deutschland weiter auf eine aggressive Außenwirtschaftspolitik mit hohen Exportüberschüssen. Das kann nach allen Erfahrungen nicht lange gut gehen. Aus den Krediten an das Ausland müssen dann zu einem großen Teil, jedenfalls in der Eurozone, Finanztransfers à fonds perdu werden, die aber in unserem Steuersystem wiederum nicht so sehr von dem vermögenden Teil der Haushalte als von ihrer Allgemeinheit erbracht werden müssen.

Schon wird die deutsche Allgemeinheit von der Bundeskanzlerin in ihrer Rede vor dem Bundestag vom 2. Dezember und einer parallel vorgetragenen Rede des Deutsche Bank Chefs Ackermann darauf vorbereitet, daß sie am Ende die Opfer bringen muß. Nach Merkel hat Deutschland sehr vom Euro profitiert und sein Überleben sei untrennbar mit der Zukunft der Europäischen Union verbunden. Ackermann legt noch oben drauf: Wenn Europa es nicht schaffe, seine Einheit zu vollenden, liefen die europäischen Nationen Gefahr, nicht mehr selbst über ihr Schicksal bestimmen zu können. Es drohe letztlich der Verlust der Freiheit. Eine solidarische Hilfe zur Selbsthilfe der starken für derzeit schwache Mitgliedstaaten sei nötig. Diese sei kein Opfer, sondern im ureigenen nationalen Interesse geradezu geboten.

Dabei haben die meisten Deutschen seit Einführung des Euro erhebliche reale Lohnverluste hinnehmen müssen, die sie mit der Deutschen Markt so nicht erleben mußten. Und daß jetzt auch noch laut Ackermann unsere Freiheit bedroht sein soll, würde dem, wenn es nicht grenzenlos übertrieben wäre, die Krone aufsetzen.




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