Dienstag, 31. Juli 2012

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Minijobrekord trotz Boom

Bundesamt für Statistik legt Arbeitsmarktzahlen vor.

Reguläre Jobs nehmen zu.

Doch atypische Beschäftigung erreicht Höhepunkt

Von Johannes Schulten

[via Junge Welt]

 

Der noch anhaltende Boom der deutschen Wirtschaft hat erstmals zu einem relativ deutlichen Anstieg regulärer Beschäftigung geführt. Wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte, ist die Zahl der Arbeitnehmer in unbefristeten sogenannten Normalarbeitsverhältnis sen 2011 um 610000 auf 23674 Millionen angestiegen. Zugleich nahm die Gesamtzahl der Erwerbstätigen in diesem Zeitraum um etwa 790000 zu. Reguläre Jobs hätten damit wesentlich zu Beschäftigungswachstum beigetragen, so die Behörde. In Normalarbeitsverhältnissen befinden sich laut der Statitiken Angestellte und Arbeiter mit einer unbefristeten und voll sozialversicherungspflichtigen Stelle. Leiharbeiter gehören nicht dazu.

Doch auch Minijobs, Leiharbeit und Co. legten im vergangenen Jahr wieder enorm zu und erreichten mit 7,92 Millionen Personen ein neues Rekordhoch. Insgesamt waren 2011 80000 Menschen mehr atypisch beschäftigt als im Jahr zuvor. Überdurchschnittlich betroffen waren Frauen. Gut 5,6 Millionen Frauen arbeiten in Teilzeit, befristet oder als Leiharbeiterinnen. Gleichwohl fiel der Anstieg deutlich geringer aus als noch in den vergangenen Jahren. Der Anteil atypisch Beschäftigter an allen Erwerbstätigen verringerte sich leicht von 22,4 auf 22,1 Prozent.

Die Daten der Statistikbehörde ergaben zudem, daß eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt in weiter Ferne liegt. Trotz des Anstiegs dürfen sich immer noch knapp 600000 Menschen weniger über reguläre Jobs freuen als 2001. 1991 waren es mit 26,8 Millionen noch deutlich mehr als heute. Nach den rot-grünen Arbeitsmarktreformen der »Agenda 2010« war die Zahl der Normalarbeitsverhältnisse bis 2005 zunächst kontinuierlich gesunken. Seit 2006 beobachten die Statistiker im Schnitt wieder einen Anstieg, der 2011 besonders kräftig ausgefallen sei. Die Zahl der atypisch Beschäftigten hat seit 2003 hingegen um fast eine Million zugenommen.

»Für einen Aufschwung ist es ganz normal, daß die Zahl der Beschäftigten und auch der Normalarbeitsverhältnisse zunimmt«, sagte der Arbeitsmarktexperte des DGB Niedersachsen, Lars Niggemeyer gegenüber jW. An den Grundproblemen des Arbeitsmarktes habe sich nichts geändert. »Wir haben noch immer große Probleme im Niedriglohnsektor«, so Niggemeyer weiter. Um notwendige Reformen wie die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns drücke sich die Politik noch immer. Erst im März hatte eine Studie des an der Universität Duisburg angesiedelten Instituts Arbeit und Qualifikation ergeben, daß rund acht Millionen Menschen in Deutschland für weniger als 9,15 Euro die Stunde arbeiten.

Niggemeyer verwies zudem darauf, daß trotz der Zunahme der Erwerbstätigen das Arbeitsvolumen in Deutschland seit 2000 relativ konstant geblieben ist. Die gleiche Arbeit verteile sich nun auf mehrere Köpfe, was zu der enormen Zunahme von Teilzeitbeschäftigung geführt habe. Viele der insgesamt knapp fünf Millionen Teilzeitbeschäftigten würden gerne mehr arbeiten und verdienen, haben aber keine Chance auf einen Vollzeitjob.

Auf eine statistische Ungenauigkeit wies die Sprecherin für Arbeit und Mitbestimmung der Bundestagsfraktion Die Linke, Jutta Krellmann, hin. Sie kritisierte, daß die Behörde im Gegensatz zu anderen Arbeits­marktinstituten eine Wochenarbeitszeit von 21 Wochenstunden als Mindestkriterium für ein Normalarbeitsverhältnis anlegt. Für Krellmann ist das zu wenig. »Legt man die viel realistischere Zahl von 36 Stunden und mehr pro Woche zugrunde, ginge die Vollzeitbeschäftigung seit Jahren zurück«, sagte sie am Montag. So verzeichnete eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung auf Grundlage von 36 Stunden Wochenarbeitszeit zwischen 2008 und 2010 einen Rückgang der reguläre Jobs um 133000. Das Bundesamt für Statistik kommt für diesen Zeitraum auf einen leichten Anstieg. Die Zunahme regulärer Beschäftigung läßt also keineswegs einen eindeutigen Rückschluß auf die Entwicklung des Lohnnievaus zu.

Neben gleichem Lohn für gleiche Arbeit von der ersten Stunde forderte Krellmann eine stärkere Einschränkung der Befristung von Arbeitsverträgen.


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