Donnerstag, 4. Oktober 2012

Nicht mein Tag der Deutschen Einheit! [...] weil #Rassismus, #Fremdenfeindlichkeit u. #Ungleichheit präsenter seien als jemals zuvor.


Nicht mein Tag der Deutschen Einheit!
 
[via Nachdenkseiten]
 
http://www.nachdenkseiten.de/?p=14609#h02
 

Eigentlich ist das Wort "Einheit" unmissverständlich: Einheit umfasst alle. Der koreastämmige Politikwissenschaftler Martin Hyun ist zum 3. Oktober allerdings nicht in Feierlaune, weil Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Ungleichheit präsenter seien als jemals zuvor. Denn sie, die einstigen Gastarbeiter und deren Nachfahren sind noch immer nicht zusammengewachsen mit dem, was zusammengehört.

Und solange die Geschichte der Gastarbeiter im nationalen Gedächtnis keine Rolle spielt, als Geschichte der jeweiligen Entsendeländer abgetan wird und eben nicht als "deutsche Geschichte" angesehen wird, solange wird der dritte Oktober nicht mein Tag der Deutschen Einheit sein. Als Asylantenheime angezündet und ausländische Mitbürger gemobbt oder getötet wurden, versprach die Gesellschaft – und allen voran die Politik – Besserung. Doch sie blieb aus. Rassismus, Xenophobie und Diskriminierung sind omnipräsent und stärker wie je zuvor.

Jedes Jahr verlassen 58.000 Schüler die Schule ohne einen Abschluss, ohne Aussicht auf eine faire Zukunft. Schnell werden sie begreifen, dass dieses Land keinen Platz für ihre Träume hat, schon gar nicht auf dem Arbeitsmarkt. Kinder von Migranten müssen dreimal so viele Bewerbungen schreiben, selbst Akademiker sind dreimal häufiger arbeitslos als ihre Alterskameraden aus einheimischen Familien.

Denn der exotische Name, das andere Aussehen werden ihnen zum Nachteil. Hartnäckig halten sich Vorurteile. Wir klagen über einen Fachkräftemangel und erkennen die ausländischen Berufs- und Bildungsabschlüsse von 300.000 qualifizierten Menschen nicht an. Dies ist wahrlich nicht mein Tag der Einheit!

Mitten in Deutschland leben rund 2,5 Millionen Kinder am Rande des Existenzminimums. Fast jeder zehnte Deutsche ist von Sozialtransfers abhängig. Seit Jahren steigt die Zahl der Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor. Während sich der Wohlstand der oberen 10 Prozent rasant vermehrt, schwindet er beim Rest der Gesellschaft. Mein Herz schmerzt, beim Anblick älterer Menschen, wie sie Pfandflaschen sammeln oder Zeitungen austeilen, weil ihre Rente zu gering ist. Der dritte Oktober ist nicht mein Tag der Deutschen Einheit!

Quelle 1:
Deutschlandradio (Artikel) http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1881567/
Quelle 2: Deutschlandradio [Audio - mp3]

Anmerkung Orlando Pascheit:

Vielleicht bedarf es eines koreastämmigen Mitbürgers, um nicht nur bezüglich unserer Zuwanderer und deren Nachfahren den Begriff der Einheit von seinem beschränkten Gebrauch zu lösen, sondern auch  generelle, skandalöse Dissonanzen in unserer Gesellschaft in das Blickfeld dieses Begriffes zu bringen. Aber hierzulande wird zunehmend niicht nur von den üblichen Verdächtigen erklärt, es ginge uns ja Gold gegenüber der Situation in anderen europäischen Ländern geschweige denn in vielen Entwicklungsländern. Oder wie unser Bundespräsident bei "Maybrit Illner" bedauerlicherweise, aber nicht unerwartet, vom gefassten sich Einstellen auf eine Wohlstandsdelle, auf "eine gewisse Begrenzung der Freude am Leben", die Europa aber "immer noch einen lebenswerten Raum" sein lasse, meinte künden zu müssen –

hier der europäischen Einheit wegen.

http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/web/ZDF.de/maybrit-illner/2942124/24456544/f68bd0/Warum-noch-an-Europa-glauben-.html


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