Samstag, 11. Dezember 2010

vor 38 Jahren m. d. Grenzen des Wachstums d. Club of Rome zur populären Einsicht wurde, hat inzwischen auch die Regierungsapparate erreicht


Die Vermessung des Glücks

(Nachdenkseiten)


Kritik am verhängnisvollen Wachstumszwang ist nicht neu. Dass ein steigendes Bruttoinlandsprodukt nicht alles sein kann, beschäftigt nun sogar eine Bundestagskommission

Natürlich glaubt die Physikerin Angela Merkel nicht an Wunder. Wenn aber die ganze Welt auf Deutschland schaut und davon spricht, von einem Wirtschaftswunder nämlich, dann, so denkt sich die Kanzlerin, kann das ja nicht ganz falsch sein.

Je schlechter die Umfragewerte der Regierungsparteien wurden, desto öfter verwiesen Union und FDP auf das Erstaunen des Auslands. "Die Wachstumsraten sind oben", hat Merkel den Delegierten auf dem Karlsruher CDU-Parteitag zugerufen. Fraktionsvize Michael Fuchs geriet unlängst angesichts der "stärksten Wachstumsrate seit der Wiedervereinigung" schier aus dem Häuschen.

 

Und der zuständige FDP-Minister Rainer Brüderle formulierte siegestrunken: "Angesichts des stabilen XL-Aufschwungs sind wir alle Glückspilze."

Sind wir das? Merkels auch per Regierungsanzeige umjubeltes Wunder meint ein "Wachstum", das sich in einer Zahl niederschlägt, die über die Entwicklung eines Gemeinwesens nur sehr ungenau Auskunft gibt: das Bruttoinlandsprodukt (BIP).

 

Seit langem warnen Experten vor den Schwachstellen, der gefährlichen Beschränkung einer zu eng am BIP orientierten Diskussion. Es wurden Kommissionen gebildet und alternative Indikatoren berechnet.

Was vor 38 Jahren mit den Grenzen des Wachstums des Club of Rome zur populären Einsicht wurde, hat inzwischen auch die Regierungsapparate erreicht. Aus einer kritischen Idee wurde, wenn auch langsam, politisches Umsteuern.
Quelle: Der Freitag

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