Vorsichtsmaßnahmen für Arme
[via Pflasterritzenflora - Tagebuch von Dr. Hans Ulrich Gresch]
Wer arm ist, hat es bekanntlich schwer. Noch schwerer hat er es, wenn er unfreiwillig hinter den Gittern einer psychiatrischen Anstalt sitzt oder wenn er davon bedroht ist. Bedroht ist jeder, doch wer arm ist, steht bereits mit einem Bein in der Klapsmühle. Darüber kann man jammern oder wehklagen.
Man kann aber auch vorsorgen, beispielsweise durch eine Patientenverfügung. Durch diese ist man allerdings nur vor dem Gröbsten geschützt.
Wer auch nur den Verdacht erweckt, psychisch krank zu sein und zudem arm ist, dem wird das Leben schwer gemacht. Die lieben Verwandten, Sachbearbeiter in Behörden, die Nachbarn, kurz: alle, deren Lebenssinn darin besteht, ihre Niedertracht auszuleben, haben dann leichtes Spiel.
Doch das muss nicht sein. Wenn Sie die folgenden Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, werden Sie die Gefahr der sozialen Vernichtung durch offizielle und inoffizielle psychiatrische Diagnosen deutlich verringern. Denken Sie immer daran: Wer sich eine psychiatrische Diagnose anhängen lässt, dessen Menschenrechte tendieren in Richtung Tierschutz.
Die folgende Liste mit Vorsichtsmaßnahmen ist nicht vollständig. Sie soll nur der Veranschaulichung des Grundgedankens dienen. Diese Idee müssen Sie flexibel auf Ihre Situation anwenden und ausgestalten. Wer arm ist, wird gern für dumm verkauft. Lassen Sie sich nicht darauf ein. Seien Sie schlau und bauen Sie vor.
Man kann aber auch vorsorgen, beispielsweise durch eine Patientenverfügung. Durch diese ist man allerdings nur vor dem Gröbsten geschützt.
Wer auch nur den Verdacht erweckt, psychisch krank zu sein und zudem arm ist, dem wird das Leben schwer gemacht. Die lieben Verwandten, Sachbearbeiter in Behörden, die Nachbarn, kurz: alle, deren Lebenssinn darin besteht, ihre Niedertracht auszuleben, haben dann leichtes Spiel.
Doch das muss nicht sein. Wenn Sie die folgenden Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, werden Sie die Gefahr der sozialen Vernichtung durch offizielle und inoffizielle psychiatrische Diagnosen deutlich verringern. Denken Sie immer daran: Wer sich eine psychiatrische Diagnose anhängen lässt, dessen Menschenrechte tendieren in Richtung Tierschutz.
Die folgende Liste mit Vorsichtsmaßnahmen ist nicht vollständig. Sie soll nur der Veranschaulichung des Grundgedankens dienen. Diese Idee müssen Sie flexibel auf Ihre Situation anwenden und ausgestalten. Wer arm ist, wird gern für dumm verkauft. Lassen Sie sich nicht darauf ein. Seien Sie schlau und bauen Sie vor.
- Das Grundgesetz sichert jedem Bürger das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit zu. Vergessen Sie das Grundgesetz, wenn Sie arm sind. Da Sie arm sind, dürfen Sie nicht auf Hilfe hoffen, wenn Sie irgendwo anecken. Wenn Sie Ihr Recht einklagen wollen, dann sollten Sie sich zuvor klarmachen, dass Sie vor Gericht schlechte Karten haben. Wer schlechte Karten hat und dennoch klagt, ist ein Querulant.
- Falls Sie seelische Probleme haben, sprechen Sie um Himmels willen mit niemandem darüber. Bedenken Sie, dass auch wohlmeinende Menschen zu Ihren ärgsten Feinden werden können, gerade weil sie es gut meinen. Sie wissen ja: Das Siegel der Verschwiegenheit garantiert die schnelle Verbreitung einer Information. Wenn erst einmal hinter Ihrem Rücken das Gerücht, Sie seien psychisch krank, die Runde macht, dann entfaltet es sich rasch zur schönsten Blüte der Gewissheit. Und schon sind Sie nicht nur arm, was schlimm genug ist: Dann kann man Sie auch nicht mehr für voll nehmen.
- Arme Menschen können sich allzu viel Spinnerei nicht leisten. Sie müssen sich an das Greifbare, an Tatsachen halten. Psychiatrische Diagnosen beruhen nicht auf Tatsachen, sondern auf dem Anmutungserleben von Psychiatern, Psychotherapeuten, Hausärzten etc. Machen Sie daher Ihren Ärzten und sonstigen professionellen Helfern unmissverständlich klar, dass Sie als armer Mensch nur und ausschließlich an Tatsachen interessiert seien, also an Sachverhalten, deren Vorliegen mit objektiven, naturwissenschaftlich erhärteten Methoden nachgewiesen werden kann. Falls Sie das Gefühl haben, man lege Ihnen dieses Ansinnen als Wahnidee aus, dann wechseln Sie schnellstmöglich den Arzt bzw. suchen Sie sich einen anderen Helfer, der mehr Verständnis für ihre Lage als armer Mensch hat.
- Äußern Sie niemals öffentlich Kritik an Behörden, am Staat, an unserem Wirtschaftssystem oder an irgendwelchen Missständen in unserer Gesellschaft. Ein armer Mensch gerät sofort in Verdacht, dass seine Kritik auf Wahnideen beruhe und dass man sich deswegen nicht der Mühe unterziehen müsse, inhaltlich auf sie einzugehen. Besonders schlimm ist es, wenn Sie Ihre Vorwürfe beweisen können. Bedenken Sie, dass Ihnen Ihre finanzielle Lage eine schnelle Flucht ins Ausland nicht gestattet.
- Falls Sie arbeitslos und auf Stütze angewiesen sind, lassen Sie nichts unversucht, Arbeit zu finden, selbst dann, wenn Sie nicht die Spur einer Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Sie müssen in diesem Falle nicht fürchten, dass man Sie wegen ihres irrationalen Verhaltens für verrückt hält. Da es sich um sozial erwünschtes Verhalten handelt, kann es nicht verrückt sein. Mucken Sie deswegen nicht auf; es ist nun einmal so, wie es ist.
- Geben Sie klein bei im Streit mit Leuten, die nicht arm sind. Sie haben im Allgemeinen ohnehin keine Chance. Auch wenn es sich um schreiende Ungerechtigkeiten handelt, dürfen Sie nicht auf Ihrem Recht bestehen. Wenn Sie kämpfen, laufen Sie Gefahr, die Fassung zu verlieren. Dann ist die Psychiatrie nicht weit. Dafür ist sie ja da.
- Äußern Sie niemals esoterische Ideen. Wohlhabende Frauen mit gut verdienenden Männern können sich beispielsweise esoterische Höhenflüge erlauben. Sie aber nicht. Sie sind ja arm. Bei Ihnen werden esoterische Überzeugungen nur zu schnell als Wahnideen aufgefasst.
Ähnliches gilt für alles, was verdächtig nach Verschwörungstheorie riecht. Die Besserverdienenden beispielsweise gründen Vereine gegen Handystrahlung und werden von der Presse interviewt. Wenn Sie sich aber von Strahlen beeinträchtigt fühlen und dies auch äußern, dann werden die Nachbarn misstrauisch und Sie müssen früher oder später dem Psychiater Rede und Antwort stehen. Und der versteht keinen Spaß in diesen Dingen. - Falls ihre seelische Verfassung stabil ist und Sie sich trotz Ihrer Armut wohl fühlen, dann beglückwünsche ich Sie dazu. Bilden Sie sich darauf aber ja nichts ein. Nur zu leicht setzen Sie sich dem Verdacht aus, dass es sich bei Ihrem Wohlbefinden um eine pathologische Euphorie handeln könnte.
Auch wenn Sie sich cool geben und pragmatisch, sind Sie nicht über jeden Verdacht erhaben. Es könnte durchaus sein, dass Sie Ihre psychische Krankheit nur dissimulieren.
Sie brauchen viel Fingerspitzengefühl, wenn Sie als armer Mensch ungeschoren davonkommen wollen. Geben Sie sich gegenüber anderen keineswegs so, wie Sie sind. Es kommt vielmehr darauf an, keinen Verdacht zu erregen. Dies gelingt am besten, wenn man den Erwartungen des Gegenübers entspricht. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Wenn Ihr Gegenüber erwartet, Sie müssten als Armer auch psychisch krank sein, dann müssen Sie ihn angenehm überraschen. Aber tragen Sie nicht zu dick auf! - Als Armer sind Sie das Rohmaterial für Hilfsorganisationen aller Arten. Sie bilden die Geschäftsgrundlage dieser Institutionen. Sie sollen möglichst viel einbringen bzw. möglichst wenig kosten und dabei möglichst wenig Arbeit und Ärger machen. Also benehmen Sie sich anständig.
All die wohlmeinenden Menschen, mit denen Sie es in Behörden oder sonstwo zu tun haben, sitzen schließlich am längeren Hebel. Und den werden sie auch einsetzen, wenn Sie sich querlegen.
Der einfachste Weg, Sie loszuwerden, wenn Sie sich sperrig zeigen, besteht darin, Sie in die Psychiatrie abzuschieben, denn dort haben Sie überhaupt nichts mehr zu melden. Falls Sie solche Neigungen bei den wohlmeinenden Menschen, die sich selbstlos um Sie kümmern, bemerken sollten, dann verweisen Sie ostentativ darauf, dass Sie eine rechtsverbindliche Patientenverfügung ausgefertigt haben, in der Sie jede Art der psychiatrischen Behandlung ablehnen. - Das oberste Gebot lautet: Stellen Sie niemals die Psychiatrie in Frage. Denn wenn die gesellschaftliche Entwicklung so weitergeht wie bisher, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die überwiegende Mehrheit der Armen in irgendeiner Form freiwillig oder zwangsweise psychiatrisch betreut wird.
Sie werden aller Voraussicht nach und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen über kurz oder lang zu den psychiatrischen Fällen zählen und dann auf das Wohlwollen des entsprechenden Personals angewiesen sein. Es steht leider zu befürchten, dass dann, wenn verwirklicht wurde, was ich befürchte, auch eine Patientenverfügung die Armen nicht mehr zu schützen vermag. Unter diesen Bedingungen ist es also ratsam, sich mit der Psychiatrie gut zu stellen.
Sie, lieber Leser, werden mich nun vermutlich für einen Schwarzseher, einen Zyniker oder einen zynischen Schwarzseher halten; es sei denn, Sie wären arm. Die meisten Armen wissen, dass ich recht habe, weil für Sie die Welt, von der ich spreche, tagtäglicher Alltag ist. Obwohl es so klang, habe ich meine Ratschläge auch nicht in erster Linie für die Armen verfasst; dies hieße ja, Eulen nach Athen zu tragen. In der Regel wissen die Armen, was Sache ist, auch wenn es ihnen mitunter schwerfällt, die offensichtlichen und notwendigen Konsequenzen aus ihren Einsichten zu ziehen.
Meine Ratschläge schrieb ich daher hauptsächlich für Sie, weil Sie nicht arm sind, aber wissen sollten, was auf Sie zukommt, wenn der gesellschaftliche Trend sich fortsetzt und Sie aus der Mittelschicht ins Präkariat abgestiegen sind. Mir ist bewusst, dass Sie daran gar nicht denken wollen. Gut, wenn Sie sich selbst nicht in dieser Rolle sehen wollen, dann widmen Sie Ihre Aufmerksamkeit doch ersatzweise jenen, die es jetzt schon erwischt hat. Sie sind die Vorboten der Zukunft.
Da Sie ja, lieber Leser, weltoffen und zukunftsorientiert sind, werden Sie es vermutlich als selbstverständliche Pflichtübung auffassen, sich diese Vorboten genauer anzuschauen. So wird die Welt in Zukunft aussehen: Sie ist charakterisiert durch eine ständig wachsende Zahl von Menschen, die von Behörden und sozialen Organisationen gegängelt und psychiatrisch entmündigt werden. Nur wer zur Elite zählt oder jung, leistungsfähig ist und gebraucht wird, kann diesem Schicksal dann noch entkommen.
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