Tom Schimmeck Interview Teil II: "Recherche wird bestraft"
(Nachdenkseiten)
http://www.nachdenkseiten.de/?p=6105#h15
Aber im Fall Ypsilanti fiel bald auf, mit welch kollektivem Elan hier eine neue politische Figur in die Tonne getreten wird.
Wir erleben ja oft, wie politische Figuren rauf- und wieder runtergeschrieben werden.
Aber dass dermaßen aggressiv und unisono zur Jagd auf eine Person geblasen wird, hat mich schon überrascht. Mein Buch ist ja ein Versuch, Verrohung und Verfall demokratischer Öffentlichkeit relativ breit und international zu beschreiben, möglichst viele Stränge zusammen zu führen.
Da schien mir die hessische Hysterie ein interessantes Beispiel sehr geeignet, um Prozesse der Gleichschaltung aufzuzeigen.
Ypsilanti war ein ungewöhnlich krasser Fall medialer Herdenbildung. Da bekamen wir vorgeführt, welche Wucht sich entfaltet, wenn alle halbwegs wichtigen Medien das Gleiche verkünden.
"Früher war es üblich, dass die Leute aufhören, wenn sie beim Lügen erwischt wurden, heute machen sie einfach weiter."
Bei dem Salär, das etwa freie Journalisten oft bei Wirtschaftstageszeitungen bekommen, kann man außerdem wohl sagen: Recherche wird bestraft.
Das ist ein strukturelles Problem.
Man muss für guten Journalismus, für fundierte Durchleuchtung, für einen Mitarbeiterstab, der über genug Zeit und Know how verfügt, Dinge zu beobachten, zu analysieren und zu interpretieren, einfach gutes Geld auf den Tisch legen.
Das aber kapieren die Rechenschieber in den Verlagen leider oft nicht!
Quelle:
Telepolis http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32848/1.html Quelle: Teil I des Interviews http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32847/1.html Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf
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