Mittwoch, 28. Juli 2010

Gesundheitspolitische Diskussion: Mythen drängen die Fakten in den Hintergrund


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Bertelsmann Stiftung, Ute Friedrich, 27.07.2010 10:15

Gesundheitspolitische Diskussion:

Mythen drängen die Fakten in den Hintergrund

Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung:

Gesetzlich Versicherte glauben zu Unrecht an Kostenexplosion im Gesundheitswesen

und drastisch steigende Verwaltungskosten der Kassen

Gütersloh, 27. Juli 2010.

Die gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland halten die Verwaltungskosten der

Krankenkassen für eine der Hauptursachen der Kostenexplosion im deutschen

Gesundheitswesen – und liegen damit falsch.

Dem Gesundheitsmonitor der Bertelsmann
Stiftung zufolge glauben fast 60 Prozent der Versicherten, dass die
Verwaltungskosten der Kassen drastisch gestiegen sind.

 

Tatsächlich liegen sie aber seit Jahrzehnten bei moderaten 5 bis 6 Prozent.

 

Und von einer Kostenexplosion, von der fast jeder Versicherte (94 Prozent)
mindestens schon einmal gehört hat, kann eigentlich keine Rede sein:
Zwar soll der Beitragssatz wieder steigen, aber die Ausgaben der Kassen im Vergleich

zum Bruttoinlandsprodukt verharren seit zehn Jahren bei rund 7 Prozent.

 

Nicht nur an dieser Stelle haben in der Gesundheitspolitik offenkundig
Mythen die Fakten in den Hintergrund gedrängt.

So vermutet nach den Ergebnissen des Gesundheitsmonitors jeder Dritte
(38 Prozent) den medizinisch technischen Fortschritt in Verbindung mit
längerer Lebenserwartung als weitere Ursache hinter der angeblichen
Kostenexplosion, und fast jeder Fünfte (19 Prozent) sieht die
Begründung in zu hohen Einnahmen von Ärzten und Kliniken.

Richtig ist hingegen, dass die steigenden Kosten im Alter weniger mit Lebensjahren
als mit der Nähe zum Tod zu tun haben.

Und auch die Ausgaben für die ambulante ärztliche Versorgung sind nicht etwa gestiegen,

sondern liegen seit langer Zeit zwischen 17 und 18 Prozent der Kassenausgaben.

Der aktuelle Gesundheitsmonitor belegt, wie sehr solche Mythen verbreitet sind.

So ist nahezu jeder dritte gesetzlich Versicherte (32 Prozent) von mindestens fünf Mythen
überzeugt  – darunter weit überproportional
viele Beschäftigte des Gesundheitswesens,

wie Ärzte, Pflegekräfte oder Krankenhausangestellte.

Zudem zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Glauben an
gesundheitspolitische Mythen und der häufigen Lektüre gängiger
Informationsquellen, wie Krankenkassenzeitschriften, Tageszeitungen
oder Apothekenzeitschriften.

"Der Bürger muss über die tatsächlichen Zusammenhänge in unserem
Gesundheitssystem aufgeklärt werden", bewertet Dr. Brigitte Mohn,
Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, die Ergebnisse des Gesundheitsmonitors.

Als Grund für die mangelnde Aufklärung nennt sie die vielen unterschiedlichen Akteure,

 von denen vermutlich nur wenige einen interessenpolitisch ungetrübten Wunsch nach

Entzauberung aller Mythen haben.

"Diese Mythen zeigen, wie dringend erforderlich es ist, dass mehr Transparenz geschaffen wird,
um den Bürgern die Chance zu geben, als mündige Patienten auch in Sachen Gesundheitspolitik
agieren zu können", so Mohn.

Der Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung hat dieses Jahr knapp
1.800 Personen zu aktuellen Themen im Politikfeld Gesundheit befragt.
Die Befragten repräsentieren den Bevölkerungsdurchschnitt. Aufgrund
der Komplexität der Fragen wurden diese schriftlich beantwortet.

Rückfragen an:  Dr. Juliane Landmann, Telefon: 0 52 41 / 81-81 245;
E-Mail:
Juliane.Landmann@Bertelsmann-Stiftung.de

Dr. Jan Böcken, Telefon: 0 52 41 / 81-81 462; E-Mail. Jan.Boecken
@Bertelsmann-Stiftung.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Gesellschaft

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.gesundheitsmonitor.de

 Bernard Braun, Gerd Marstedt: Mythen zur Gesundheitspolitik – Auch gebildete Bürger irren.
Gesundheitsmonitor-Newsletter 02-2010


Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
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Posted via email from Beiträge von Andreas Rudolf

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