Sonntag, 21. März 2010

Serotonin als Target für Nikotin im Gehirn - Tabakkonsum steigert Suizidrisiko (Notfall & Hausarztmedizin 2008)

 
Blickpunkt
Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(2): 98
DOI: 10.1055/s-2008-1063027

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
 
 
Serotonin als Target für Nikotin im Gehirn -
Tabakkonsum steigert Suizidrisiko

 
 

In mehreren EU-Ländern trat am 1.1.2008 ein verstärktes Rauchverbot in der Öffentlichkeit in Kraft. Danach darf in Deutschland in Gaststätten und Restaurants nur noch in separaten Räumen geraucht werden. Analog zur diesem Rauchverbot veröffentlichten Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München eine mehrjährige Untersuchung, die den Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Selbstmordrisiko untersuchte. Prof. Thomas Bronisch und Mitarbeiter fanden heraus, dass Raucher mit regelmäßigem Nikotin-Konsum viermal stärker suizidgefährdet sind als Nichtraucher.

 

Klärung eines möglichen Zusammenhangs

Als Eckdaten der Untersuchung dienten zwei Studien: Eine in Deutschland erstellte Untersuchung ergab, dass 37% der Männer und 28% der Frauen im Alter von 17-79 Jahren innerhalb von zwölf Monaten regelmäßig rauchen. Eine weitere Studie ergab, dass von 100 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwei bis sieben Personen einmal im Leben einen Selbstmordversuch unternehmen.

Um einen möglichen Zusammenhang zu klären, befragte das Team um Bronisch 3021 Personen im Alter von 14-24 Jahren, ob es in ihrem Leben schon einmal eine Periode von mindestens 14 Tagen gab, in dem sie Gedanken zum Tod hatten. Oder ob sie sich jemals so schlecht fühlten, dass sie über Selbstmord nachgedacht haben, beziehungsweise einen Selbstmordversuch unternommen haben. Die Antworten der Probanden wurden auf vier Personengruppen verteilt: Nichtraucher, Gelegenheitsraucher, Nicht-abhängige Raucher und abhängige Raucher. Alkohol, Drogen und andere Suchtmittel wurden ausgeschlossen. Es zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen Tabakkonsum und Suizidrisiko: mit steigendem Tabakkonsum nahmen Selbstmordgedanken oder -versuche zu. Bei starken Rauchern mit Suchtverhalten stieg die Selbstmordgefährdung gegenüber Nichtrauchern um das Vierfache. Darüber hinaus berichteten Raucher mit ursprünglich nicht vorhandener Selbstmordneigung in einer vier Jahre später erfolgten neuen Befragung diesmal von Selbstmordgedanken und Selbstmordversuchen.

 

Das "Glückshormon" Serotonin

Hinsichtlich der physiologischen Zusammenhänge zwischen Rauchen und Suizidalität gibt es derzeit nur Vermutungen. Bekannt ist jedoch, dass Nikotin auf die Serotonin-Konzentrationen im Gehirn einwirkt. Der Neurotransmitter vermittelt neuronale Aktivität in Hirnregionen, die Zufriedenheit und Wohlbefinden auslöst. Sind die Serotonin-Konzentrationen erniedrigt, kann dies Depressionen und impulsives Verhalten bewirken.

Richard E. Schneider, Tübingen

Quelle: Presseinformation des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, München

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