Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung Technische Universität Dresden, Kim-Astrid Magister, 05.03.2010 14:18 Vom Kampf der Steine - Tagung "Konfession und Konflikt"
Von wegen "Brücken bauen - Versöhnung leben". Frauenkirche und
Kathedrale zeugen noch heute von einem Glaubensstreit, der im Dresden
des 18. Jahrhunderts tobte. Er wurde mit allen Mitteln geführt - auch
mit steinernen
Am 21. Mai 1726 versetzt ein brutaler Mord die Residenzstadt Dresden
in Aufruhr. Hermann Joachim Hahn, Diakon an der Kreuzkirche, saß
gerade mit der Familie beim Mittagessen, als ihn ein junger Mann zu
sprechen wünschte, den er einstmals zum Luthertum bekehrt hatte.
Dieser versuchte den stadtbekannten Prediger zu erwürgen und erstach
ihn schließlich. Die Dresdner gerieten ob des Mordes in Aufruhr; sie
waren überzeugt, dass die Tat von Katholiken geplant worden war. Am
nächsten Morgen formte sich ein Mob, der "tobend und rasend... die
Catholicken gäntzlich zu vertilgen beschlossen" hatte, wie es ein
anonymer Zeitgenosse berichtet.
Religiöse Spannungen waren nach dem Übertritt August des Starken in
Sachsen an der Tagesordnung; so beschreibt es Dr. Ulrich Rosseaux,
Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte der TU
Dresden. "Die wenigen sächsischen Katholiken, Kaufleute und
Flüchtlinge aus Italien, Polen und anderen katholischen Ländern,
wurden von den alteingesessenen Protestanten oft mit Argwohn
betrachtet. Im Gegensatz zur Frauenkirche, die der Stadtrat mit
Spenden der Dresdner Bürger ab 1726 am Neumarkt errichtete, entstand
die Kathedrale der heiligsten Dreifaltigkeit, die Katholische
Hofkirche, am wenig prestigeträchtigen Rand der damaligen Stadt.
Katholische Prozessionen konnten nur im Kircheninneren in einem eigens
dafür errichteten Umgang durchgeführt werden," erklärt Rosseaux. "Wäre
damals etwa ein Fronleichnamszug durch die Stadt gelaufen, hätte es
Mord und Totschlag gegeben!"
Vom 11. bis 13. März widmet sich nun eine öffentliche Tagung dem Thema
der religiösen Pluralisierung in Sachsen. Unter dem Titel "Konfession
und Konflikt" haben die Veranstalter, der Sonderforschungsbereich
"Transzendenz und Gemeinsinn" an der TU Dresden gemeinsam mit der
Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, Wissenschaftler aus
Deutschland und Österreich in die Landeshauptstadt eingeladen.
Tagungsort ist das Haus der Kathedrale (Schloßstr. 24). Über die
Ermordung des Predigers Hahn referiert Dr. Mathis Leibetseder
(Potsdam) am Freitag, den 12. März, um 9.45 Uhr; Dr. Ulrich Rosseauxs
Vortrag zu Frauenkirche und Hofkirche findet am selben Tag um 15:45
Uhr statt. Gekrönt wird die fachübergreifende Konferenz von einem
Konzert mit katholischer und evangelischer Kirchenmusik in der
Dreikönigskirche (12. März, 20 Uhr). Informationen für Journalisten: Claudia Müller, Tel. 0351 463-35806,
Claudia.Mueller@tu-dresden.de, Das Tagungsprogramm finden Sie unter
http://tinyurl.com/konfession Arten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche Tagungen Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Religion Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news358603 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution143
Von wegen "Brücken bauen - Versöhnung leben". Frauenkirche und
Kathedrale zeugen noch heute von einem Glaubensstreit, der im Dresden
des 18. Jahrhunderts tobte. Er wurde mit allen Mitteln geführt - auch
mit steinernen
Am 21. Mai 1726 versetzt ein brutaler Mord die Residenzstadt Dresden
in Aufruhr. Hermann Joachim Hahn, Diakon an der Kreuzkirche, saß
gerade mit der Familie beim Mittagessen, als ihn ein junger Mann zu
sprechen wünschte, den er einstmals zum Luthertum bekehrt hatte.
Dieser versuchte den stadtbekannten Prediger zu erwürgen und erstach
ihn schließlich. Die Dresdner gerieten ob des Mordes in Aufruhr; sie
waren überzeugt, dass die Tat von Katholiken geplant worden war. Am
nächsten Morgen formte sich ein Mob, der "tobend und rasend... die
Catholicken gäntzlich zu vertilgen beschlossen" hatte, wie es ein
anonymer Zeitgenosse berichtet.
Religiöse Spannungen waren nach dem Übertritt August des Starken in
Sachsen an der Tagesordnung; so beschreibt es Dr. Ulrich Rosseaux,
Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte der TU
Dresden. "Die wenigen sächsischen Katholiken, Kaufleute und
Flüchtlinge aus Italien, Polen und anderen katholischen Ländern,
wurden von den alteingesessenen Protestanten oft mit Argwohn
betrachtet. Im Gegensatz zur Frauenkirche, die der Stadtrat mit
Spenden der Dresdner Bürger ab 1726 am Neumarkt errichtete, entstand
die Kathedrale der heiligsten Dreifaltigkeit, die Katholische
Hofkirche, am wenig prestigeträchtigen Rand der damaligen Stadt.
Katholische Prozessionen konnten nur im Kircheninneren in einem eigens
dafür errichteten Umgang durchgeführt werden," erklärt Rosseaux. "Wäre
damals etwa ein Fronleichnamszug durch die Stadt gelaufen, hätte es
Mord und Totschlag gegeben!"
Vom 11. bis 13. März widmet sich nun eine öffentliche Tagung dem Thema
der religiösen Pluralisierung in Sachsen. Unter dem Titel "Konfession
und Konflikt" haben die Veranstalter, der Sonderforschungsbereich
"Transzendenz und Gemeinsinn" an der TU Dresden gemeinsam mit der
Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, Wissenschaftler aus
Deutschland und Österreich in die Landeshauptstadt eingeladen.
Tagungsort ist das Haus der Kathedrale (Schloßstr. 24). Über die
Ermordung des Predigers Hahn referiert Dr. Mathis Leibetseder
(Potsdam) am Freitag, den 12. März, um 9.45 Uhr; Dr. Ulrich Rosseauxs
Vortrag zu Frauenkirche und Hofkirche findet am selben Tag um 15:45
Uhr statt. Gekrönt wird die fachübergreifende Konferenz von einem
Konzert mit katholischer und evangelischer Kirchenmusik in der
Dreikönigskirche (12. März, 20 Uhr). Informationen für Journalisten: Claudia Müller, Tel. 0351 463-35806,
Claudia.Mueller@tu-dresden.de, Das Tagungsprogramm finden Sie unter
http://tinyurl.com/konfession Arten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche Tagungen Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Religion Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news358603 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution143
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