Seit 2005
Deutschland verdoppelt Waffenexporte
Das Geschäft mit dem Tod blüht: Trotz Klimawandel und Wirtschaftskrise wurden seit dem Ende des Kalten Krieges noch nie so viele konventionelle Waffen verkauft wie in den letzten fünf Jahren. Aus Deutschland sind Kriegsschiffe besonders gefragt.
Der weltweite Transfer von Waffen ist von 2005 bis 2009 um 22 Prozent zur Fünfjahresperiode davor angestiegen. Dies zeigt der Rüstungsbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes (Sipri) für 2010. "Eine Dämpfung der Rüstungsausgaben durch die Finanz- und Wirtschaftskrise konnten wir entgegen unserer Prognose nicht ausmachen", sagte Sipri-Sprecherin Stephanie Blenckner. Auch wenn einzelne Staaten den Gürtel enger schnallen mussten, kauften andere dafür umso mehr. Vor allem Kampfflugzeuge wurden in den letzten fünf Jahren nachgefragt. Sie stehen für 27 Prozent des Waffenhandels und die Hälfte der US-Waffenexporte. Auch wenn der Handel mit konventionellen Waffen weiter unter dem Niveau des Kalten Krieges liegt, geht Sipri für die kommenden fünf Jahren von weiterer, signifikanter Steigerung aus. Dem jährlich aktualisierten Sipri-Rückblick auf die letzten fünf Jahre zufolge bleiben die USA Exportweltmeister mit 30 Prozent Marktanteil und 70 Auftragsländern. 36 Prozent der US-Waffen gehen in den Nahen Osten. Größte US-Einzelabnehmer sind Südkorea, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Israel (jeweils elf Prozent). Russland folgt mit einem Exportanteil von 23 Prozent. Russische Hauptabnehmer bleiben China, gefolgt von Indien und Algerien. Deutschland festigte seinen dritten Platz mit einer Verdoppelung der Waffenexporte und einem signifikanten Ausbau des Weltmarktanteils von sechs auf elf Prozent. Deutsche Kriegsschiffe stehen für 44 Prozent des Exports, gefolgt von Kampffahrzeugen (27 Prozent) und U-Boot-Bestellungen der rivalisierenden Hauptabnehmerstaaten Türkei und Griechenland. An dritter Stelle bei den deutschen Exporten steht Südafrika. Weltweit gingen die meisten Waffenimporte nach Europa. Der Anteil blieb mit 24 Prozent fast konstant. Die EU-Länder stehen für 17 Prozent, mit Griechenland an der Spitze (Rang fünf der Importländer weltweit). Die Versorgung Europas mit Waffen findet allerdings überwiegend innerhalb der EU statt. Der Nahe Osten erreichte in den letzten fünf Jahren das Niveau der EU mit 17 Prozent der Weltnachfrage. Der Import stieg signifikant um 22 Prozent. Die VAE importierten ein Drittel aller Waffen im Nahen Osten, vor allem Luftwaffen. Auch für Saudi-Arabien erwartet Sipri nach einem Jahrzehnt mit geringen Einfuhren einen deutlichen Ausbau der Luft- und Bodenstreitkräfte. Die Unsicherheiten um Afghanistan, den Irak und den Iran könnten laut Sipri wesentliche Gründe für die Aufrüstungsbestrebungen der beiden Öl-Staaten sein. Der Waffenimport im Iran blieb allerdings auch 2009 gering. Für die Periode 2005 bis 2009 bleibt das Land auf Rang 29 der Importländerliste. Der Iran hatte für 2009 bislang nicht gelieferte russische Langstreckenraketen bestellt. "Moskau steht unter starkem internationalem Druck", sagt Blenckner. Die Rüstungsstatistiken aus dem Iran gelten den Sipri-Forschern als zuverlässig. Chinas Import ging in den letzten fünf Jahren zurück. "Das beruht vor allem darauf, dass das Land in steigendem Maße eigene Waffen bauen kann", erklärt Blenckner. Sipri prognostiziert, dass Indien und sein Rivale Pakistan ihre Waffenimporte in den kommenden fünf Jahren deutlich aufstocken werden. (Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 15.03.2010)
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