Montag, 8. März 2010

Gemeinsam lernen - mit und ohne Behinderung (...) zeigen andere europäische Länder


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung

Bertelsmann Stiftung, Ute Friedrich, 08.03.2010 10:13

Gemeinsam lernen - mit und ohne Behinderung

Jakob Muth-Preis für inklusive Schule



Unter dem Motto "Gemeinsam lernen - mit und ohne Behinderung" zeichnet
der "Jakob Muth-Preis für inklusive Schule" auch in diesem Jahr
Schulen aus, die behinderte und nicht behinderte Kinder vorbildlich
zusammen unterrichten. Projektträger sind der Beauftragte der
Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe,
die Bertelsmann Stiftung und die Deutsche UNESCO-Kommission. Bewerben
kann sich bis zum 14. Mai jede Schule, die den Weg zur inklusiven
Schule beschreitet - unabhängig von Schulform oder Trägerschaft.
Die drei ersten Preise sind mit je 3.000 Euro dotiert und werden im
November 2010 feierlich verliehen.

Mit dem bundesweiten Preis soll die Praxis von Schulen bekannter
gemacht werden, die eine bessere Teilhabe ermöglichen - unabhängig von
Herkunft, Beeinträchtigung oder sonstiger Benachteiligung. Namensgeber
Jakob Muth (1927-93) hatte sich als Bochumer Professor schon früh für
eine gemeinsame Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder
eingesetzt.

Bis heute sieht die Praxis in Deutschland anders aus: Rund 85 Prozent
der Kinder mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten in Deutschland
werden in separaten Förderschulen unterrichtet. Diese erweisen sich
häufig als Sackgasse für ihre weitere Entwicklung: Die Abgänger
erhalten keinen qualifizierenden Schulabschluss und eine
gesellschaftliche Teilhabe wird ihnen wesentlich erschwert.


Dass es anders geht, zeigen andere europäische Länder: In Italien, Norwegen
und Schweden etwa gehen 95 Prozent aller beeinträchtigten Schüler in
allgemeine Schulen.


Auch in Deutschland kann das Konzept der inklusiven Schule gelingen:
Dies zeigen die 144 Schulen, die sich im vergangenen Jahr am damals
erstmalig ausgelobten Jakob Muth-Preis beteiligt haben.

Die seit Anfang 2009 verbindliche UN-Konvention über die Rechte
behinderter Menschen fordert auch für Deutschland, schulische Bildung
möglichst inklusiv zu gestalten. "Mit der Konvention ist die
Entscheidung über die Frage, ob es ein inklusives Schulsystem geben
muss, gefallen. Jetzt geht es um das Wie", sagt Hubert Hüppe. Wenn
behinderte Kinder gemeinsam mit nicht behinderten Kindern unterrichtet
werden, seien die Bildungschancen deutlich größer, und zwar für alle
Kinder. "Jetzt sind die Schulen auf der Suche nach Konzepten. Sie
benötigen die Erfahrung und Kreativität von Pädagogen, die sich
bereits auf den Weg gemacht haben. Nichts wirkt besser als ein gutes
Vorbild."

"Von einem inklusiven Schulsystem profitieren alle - Schüler mit und
Schüler ohne Förderbedarf", betont Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied
der Bertelsmann Stiftung und zuständig für die Bildungs- und
Integrationsprojekte. Der nötige Umbau des Schulsystems brauche aber
Zeit: "Zuerst müssen sich Schulen und Lehrer darauf vorbereiten,
Kinder mit Förderbedarf aufzunehmen." Ein Großteil der ca. 2,6
Milliarden Euro, die pro Jahr für Förderschulen in Deutschland
ausgegeben werden, sollte in diesen Umbau investiert werden, fordert
Dräger: "Sonst zahlen wir weiter Jahr für Jahr viel Geld für einen
Sonderweg, der für zu viele Kinder in einer Sackgasse endet."

"Inklusive Bildung weltweit ist ein wichtiges Ziel der UNESCO", sagt
Dr. Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission.
Deutschland sei hier im internationalen Ver-gleich noch nicht weit
genug und müsse dringend mehr Anstrengungen unternehmen. Inklusion
bedeute nicht, dass sich der Lernende in ein bestehendes System
integrieren muss, sondern dass das Bildungssystem die Bedürfnisse
aller Lernenden berücksichtigt und sich an sie anpassen muss. "Erst
wenn unser Bildungssystem allen Kindern ermöglicht, in einem
gemeinsamen Unterricht voll am schulischen Leben teilzuhaben, können
wir von umfassender Bildungsgerechtigkeit sprechen", unterstreicht
Bernecker. Diese Idee soll der Jakob Muth-Preis in Deutschland weiter
voranbringen.

Bewerben kann sich jede Schule, die sich auf dem Weg zur inklusiven
Schule befindet. Das Bewerbungsformular, die Auswahlkriterien sowie
weitere Informationen zum Preis finden Sie unter
www.jakobmuthpreis.de. Bis zum 14. Mai 2010 können Bewerbungen
geschickt werden an:

Jakob Muth-Preis für inklusive Schule
c/o Bertelsmann Stiftung
Carl-Bertelsmann-Str. 256
33311 Gütersloh

Ulrich Kober, Telefon: 0 52 41 / 81-81 598
E-Mail:
ulrich.kober@bertelsmann-stiftung.de

Arten der Pressemitteilung:
Schule und Wissenschaft
Wettbewerbe / Auszeichnungen

Sachgebiete:
Gesellschaft
Pädagogik / Bildung

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.jakobmuthpreis.de

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news358721

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution605

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