Mittwoch, 16. Juni 2010

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Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Münchner Kreis, Till Breitung, 16.06.2010 12:00

Quo vadis Digitale Gesellschaft?


Smart Phones, Social Web und Next Generation Networks verändern unsere
Kommunikationsgewohnheiten und wälzen ganze Industriezweige um.
Digitalisierung und Informatisierung erneuern soziale Strukturen,
Verhaltensmuster und nicht zuletzt unsere Arbeitswelt. Dabei birgt ein
intelligenter Umgang mit neuen Technologien für unsere Gesellschaft
große Chancen.

Der Münchner Kreis hat auf einem zweitägigen Kongress mit rund 130
Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Chancen und
Risiken der Informations- und Wissensgesellschaft diskutiert und
bewertet. Danach sind Lösungen für die großen gesellschaftlichen
Herausforderungen - Umweltschutz, demographischer Wandel und Mobilität
- ohne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) nicht mehr
denkbar. Eine Schlüsselrolle bei dem tief greifenden Wandel spielt das
Internet. "Mit seiner Fähigkeit, die Beiträge vieler Menschen ohne die
lähmenden Nebenwirkungen von Hierarchie und Bürokratie zu
koordinieren, ermöglicht das Internet neuartige Wertschöpfungsprozesse
und Kommunikationsstrukturen, die den industriell geprägten Formen oft
überlegen sind", sagte Ulrich Klotz von der IG Metal.

Den Anstoß für den Kongress "Next Generation Communication" gaben die
rasanten Veränderungen in der Telekommunikationsindustrie. Das mobile
Internet steht dabei im Vordergrund. Neuartige Endgeräte wie
intelligente Smartphones, offene Schnittstellen und neue
Geschäftsmodelle verändern das Nutzerverhalten der Kunden. Fest- und
Mobilnetz wachsen zusammen, wobei sich neue Netzarchitekturen und
Ökosysteme herausbilden. Die zunehmende Digitalisierung der
Informations- und Kommunikationsprozesse in angrenzenden Branchen
sorgt für Bewegung in den IKT-Märkten. Der Zugang zu einem
leistungsfähigen Netz wird mehr und mehr als öffentliche Aufgabe
verstanden – genau wie der Zugang zu Strom, Wasser oder zum
Straßennetz. Nicht zuletzt stellen die politischen und regulatorischen
Diskussionen um die Netzneutralität die heute existierenden
Erlösmodelle in Frage. Dieses Zusammenwirken hat einen
Paradigmenwechsel für die Netzbetreiber und für die Bereitstellung von
Diensten und Anwendungen zur Folge, der zu neuen Regeln und
Marktteilnehmern führt.

Die neuen Technologien, Märkte und Anwendungen bedeuten mitunter aber
auch einen Wandel im privaten und beruflichen Leben des einzelnen
Menschen. Junge Menschen pflegen ihre sozialen Beziehungen zunehmend
über mobile Kommunikation. Der Austausch per Handy - sei es durch
E-Mail, in sozialen Netzwerken oder über Blogs - prägt dabei das
Zusammengehörigkeitsgefühl. "Umfragen belegen, dass viele Jugendliche
nichts mehr fürchten, als hiervon ausgeschlossen zu werden", so Prof.
Franz Waldenberger von der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Neben einer eigenen Sprache haben sich eigene Verhaltensregeln der
Kommunikation herausgebildet. Allerdings kommen Jugendforscher zu dem
Ergebnis, dass das Handy nicht unbedingt zu mehr Offenheit und
Freiheit führt. Man spricht hier auch von der digitalen
Dorfgemeinschaft. "Dabei gibt es Dörfer, die sich von der Außenwelt
abschließen und solche, die sich eher offen und neugierig zeigen",
fuhr Waldenberger fort.

Für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und für das
Wirtschaftswachstum ist die Schlüsselfunktion schneller Fest- und
Mobilfunknetze inzwischen anerkannt. Breitbandnetze besitzen
heutzutage einen ähnlichen sozioökonomischen Status wie Straßen,
öffentliche Verkehrsnetze, oder auch die Wasser- und Stromversorgung.
Eine Vielzahl von Ländern hat bereits nationale Breitbandstrategien
formuliert, die darauf abzielen, einen hohen Ausbaugrad, bis hin zur
nationalen Flächendeckung, anzustreben. Auch auf der Ebene der
Europäischen Union haben die Staats- und Regierungschefs entsprechende
Breitband-Ausbauziele formuliert. "Explizit oder implizit ist damit
der Infrastruktur-Ausbau für Next Generation Access zur öffentlichen
Aufgabe erklärt", sagte Dr. Karl-Heinz Neumann vom Wissenschaftlichen
Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste.

Informations- und Kommunikationstechnologien nehmen damit gleichzeitig
eine immer wichtigere Rolle in den traditionellen Schlüsselbranchen
Medien, Energie, Transport, Automobil und Gesundheit ein. "Die IKT ist
heute der eigentliche Innovationstreiber in allen wichtigen
Wirtschaftssektoren. Ihre Querschnittsfunktion eröffnet auch denen
große Chancen, die in der Entwicklung der IKT weltweit führend sind",
so Prof. Arnold Picot, Vorstandsvorsitzender des Münchner Kreis. Als
Beispiel führte Dr. Markus Ewert von der E.ON AG aktuelle
Entwicklungen in der Energiebranche an: "Das Energiesystem befindet
sich derzeit in einer Phase grundsätzlicher Veränderungen. Ein großer
Teil der Erzeugung ist aufgrund des steigenden Anteils fluktuierender
erneuerbarer Energien nicht mehr steuerbar und schwer planbar", sagte
Ewert. Stromerzeugung erfolgt zunehmend dezentral auf
unterschiedlichen Spannungsebenen. Maßnahmen, wie die Steuerung des
Stromverbrauchs und die Koordination der Speicherung von Strom in
dezentralen Batterien, spielen bei der Optimierung des
Versorgungssystems eine immer größere Rolle. "All dies hat bedeutende
Auswirkungen auf das Stromnetz und ist der Hauptreiber für den Einsatz
von IKT in der Mittel- und Niederspannungsebene", so Ewert.

Auf die Rolle der IKT in der öffentlichen Verwaltung ging Hubert
Ludwig vom Datenverarbeitungszentrum Mecklenburg-Vorpommern ein: "Die
demografische Entwicklung, die gestiegene Erwartungshaltung der Bürger
und die knappen Haushaltsmittel zwingen die Entscheidungsträger zur
radikalen Neuausrichtung des öffentlichen Sektors. Ohne den Einsatz
modernster, prozessorientierter und übergreifender
E-Government-Lösungen wird der 'turn around' nicht gelingen".
Prof. Picot schloss den Kongress mit einem Appell zum intelligenten
Einsatz und zur bewussten Entwicklung digitaler Technologien: "In der
Vergangenheit stand die Digitalisierung dafür, den Informationsgehalt
einer Sache auf den wesentlichen Kern zu reduzieren. Heute ist die
Informationsgesellschaft mit ihren Mitteln der geschäftlichen und
privaten zwischenmenschlichen, digitalen Interaktion über die
Übertragung reiner Kernbotschaften hinausgewachsen. Es ist daher an
uns, diese Potentiale zu nutzen und weiterzuentwickeln, sowie der
drohenden digitalen Spaltung der Gesellschaft mit vereinten Kräften
entgegenzuwirken."

Über den Münchner Kreis:

Der Münchner Kreis ist eine gemeinnützige übernationale Vereinigung
für Kommunikationsforschung. An der Nahtstelle von Politik,
Wissenschaft, Wirtschaft und Medien befasst er sich mit Fragen der
Technologie, der Gesellschaft, der Ökonomie und der Regulierung im
Bereich von Informations- und Kommunikationstechniken sowie der
Medien. Er begleitet und fördert die Entwicklung der
Informationsgesellschaft in verantwortungsvoller Weise, und wirkt an
der Verbesserung der Rahmenbedingungen durch wissenschaftlich
qualifizierte Beiträge und sachlichen Dialog konstruktiv mit.

Pressekontakt:

Till Breitung
Sky Communications
Wilhelmsaue 132
10715 Berlin
Tel: +49 (0)30-861 36 05
Fax: +49 (0)30-843 15 676
E-Mail: t.breitung@sky-communications.de

Arten der Pressemitteilung:
Buntes aus der Wissenschaft
Wissenschaftliche Tagungen

Sachgebiete:
Gesellschaft
Informationstechnik
Medien- und Kommunikationswissenschaften
Politik
Wirtschaft

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.muenchner-kreis.de/veranstaltungen/seit-2010.html - Vorträge des Kongresses

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/image118231
Prof. Arnold Picot, Vorstandsvorsitzender Münchner Kreis


Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news374630

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1439

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