Montag, 12. Juli 2010

"... und ich sag dir, wen du wählst" (idw)

 

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Dr. Bärbel Adams,

"... und ich sag dir, wen du wählst"

Studie der Universität Leipzig zeigt, wie soziodemografische Merkmale
Parteienpräferenzen beeinflussen

 


Welcher Partei er seine Stimme schenkt, hängt beim deutschen
Wahlberechtigten maßgeblich ab von Einkommen, Bildung, Region, Alter,
Geschlecht, Konfession und Arbeitsplatzsicherheit.

Aktuelle Daten dazu lieferte eine soeben ausgewertete Studie der Abteilung für
Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität
Leipzig, die Parteienpräferenzen nach soziodemografischen Merkmalen
aufschlüsselt.

Die Studie ist Bestandteil einer mehrere Themenkomplexe umfassenden
Befragung von 1923 Wahlberechtigten in West- und 505 in
Ostdeutschland. Die in den Monaten April und Mai 2010 durch das
Meinungsforschungsinstitut USUMA (Berlin) in Auftrag der Universität
Leipzig durchgeführte Datenerhebung fand im Rahmen von Face-to-Face-
Gesprächen statt. "Der wissenschaftliche Hintergrund war vor allem,
die Tauglichkeit von Befragungsmethoden zu testen", so der Leiter des
Projektteams, Prof. Dr. Elmar Brähler, Leiter der Abteilung für
Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie. "Aber natürlich
interessieren uns - und die Parteien - auch die Antworten auf die
Fragestellungen."

Nun fasst der Spruch "Sag mir wie du lebst - und ich sag Dir, wen du wählst" zwar zu kurz,

dennoch lassen die Studienergebnisse belastbare Aussagen zu.

Signifikant ist der Zusammenhang zwischen Einkommen und
Parteienpräferenz: Unter den FDP-Anhängern verfügen 46,2 % über ein
Haushalts-Einkommen über 2500 Euro.

Auch unter den Anhängern der Grünen gibt es viele Gutbetuchte, während unter den Anhängern der
Rechtsparteien nur wenige Personen mit einem Haushalts-Einkommen über 2500 Euro sind.

Fast 29 % der Anhänger der rechten Parteien haben ein monatliches
Haushaltseinkommen unter 1000 Euro. Bei den Anhängern der Linken und
den Nichtwählern sind es immerhin 15 %.
 
Nur 5 % der FDP-Anhänger verdienen weniger als 1000 Euro im Monat.

Ähnlich ins Auge fallen die Auswirkungen des Bildungsniveaus: Fast 25
% der Grünen- und FDP-Anhänger haben Abitur.
 
Bei den Linken ist es noch jeder Fünfte.
 
Bei den "Volksparteien" CDU/CSU und SPD sind es 14 % bzw. 11 %.

Am Ende liegen die Anhänger rechter Parteien und die Nichtwähler.

Auch der Verlust des Arbeitsplatzes oder die Sorge um ihn prägen die
Sympathie für Parteien: Unter den Anhängern der rechten Parteien, der
Linken und den Nichtwählern sind viele Arbeitslose. Bei den FDP-
Anhängern finden sich mit 1,4 Prozent fast überhaupt keine
Arbeitslosen. Unter den Sympathisanten der rechten Parteien, der
Linken und der Grünen ist auch die Sorge um den Arbeitsplatz relativ
hoch verbreitet, unter den Anhängern von CDU/CSU und SPD eher weniger.

Unter den Anhängern der CDU/CSU und der SPD dominieren die Älteren.
Die der Grünen sind im Schnitt fast 20 Jahre jünger (37,2 Jahre). Die
Anhänger der rechten Parteien sind im Wesentlichen Männer. Bei den
Nichtwählern und den Grünen dominieren Frauen.


Unter den Anhängern der Linken und der rechtsextremen Parteien sind
überproportional viele Ostdeutsche. SPD, Grüne und FDP finden ihre
Anhängerschaft vorrangig im Westen. Allein die CDU/CSU (20,7 Prozent
der Wähler sind Ostdeutsche) findet ihre Wähler in Ost und West etwa
gleichermaßen.

Vergleichsweise viele Konfessionslose gibt es unter den Anhängern der
rechten Parteien (53,6 %), der Linken (47,4 %) und unter den
Nichtwählern (36,1 %). Bei den SPD-Anhängern finden sich sehr viele
Protestanten, bei CDU/CSU sehr viele Katholiken. Aber auch unter den
linken Wählern umfasst der Anteil der Katholiken 22,4 Prozent.

Ähnliche Studien liefen an der Universität Leipzig auch schon in den
vergangenen Jahren, so dass es möglich ist, fundierte Aussagen zu
Trends zu treffen. "Ins Auge fällt die gegenüber dem Vorjahr etwas
geringere Sorge um den Arbeitsplatz quer durch alle politischen
Ansichten. Die deutlichsten Verschiebungen in ihrer Anhängerschaft
verzeichnet die FDP. Formal gesehen gingen bei ihren Wählern die Sorge
um den Arbeitsplatz beziehungsweise die Arbeitslosigkeit am
deutlichsten zurück und sank der Anteil der Haushalte mit geringem
Einkommen. Dies muss allerdings nicht ausschließlich auf einer
Verbesserung der Lebensumstände der entsprechenden Menschen beruhen.
Es kann auch daraus resultieren, dass sich diese Teile der FDP-Wähler
von anderen Parteien besser vertreten fühlen."

Auch in den kommenden Jahren werden in die Studien der Abteilung für
Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität
Leipzig Fragestellungen zu Parteienpräferenzen nach
soziodemografischen Merkmalen eingebunden sein.

Marlis Heinz

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse

Sachgebiete:
Politik



Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
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