Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Kay Gropp, 07.04.2010 10:28
Psychiater verordnen zu viele Psychopharmaka an pflegebedürftige
Menschen mit Demenz
20.000 Tote pro Jahr durch Nebenwirkungen von Medikamenten / Der 5.
Tag der Forschung in der Hausarztpraxis ruft zur Zurückhaltung auf
"Die Gruppe der 80 - 90jährigen bekommt in Deutschland die meisten
Medikamente verschrieben, viele gleich mehrere, und damit steigt das
Risiko von Wechselwirkungen", sagt Dr. Stefan Wilm - selbst
niedergelassener Arzt und Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin
und Familienmedizin an der Universität Witten/Herdecke. Er beklagt,
dass gerade ältere Menschen genau deswegen ins Krankenhaus eingewiesen
werden müssten, weil die behandelnden Ärzte verordnen, ohne das Risiko
für den Patienten zu überblicken: "In einer gerade abgeschlossenen
Studie in Wittener und Dortmunder Pflegeheimen haben wir in
Zusammenarbeit mit der Pflegewissenschaft gefunden, dass alle 160
Bewohner im Durchschnitt sechs Medikamente nehmen, ein zehntel sogar
mehr als zehn!" berichtet er. Mehr als fünf Medikamente sollte kein
älterer Mensch nehmen, so die gültige Lehrmeinung. Der Körper kann den
Cocktail nicht verarbeiten, und die Wechselwirkungen stellen ein hohes
Risiko dar. "In Deutschland sterben geschätzt pro Jahr 20.000 Menschen
an den Nebenwirkungen von Medikamenten - dreimal so viele wie im
Straßenverkehr". Wilms Appell an seine Kollegen lautet daher: Weniger ist mehr! Das
möchte er beim 5. Tag der Forschung in der Hausarztpraxis, am
Mittwoch, 14. April 2010 von 17:00 - 20:00 Uhr in der Universität
Witten/Herdecke, Alfred-Herrhausen-Str. 50, auch den Hausärzten aus
Witten und Umgebung vermitteln.
Der Griff zur Pille ist dabei gerade in Pflegeheimen sehr verbreitet,
beklagt Wilm: "Drei viertel der Bewohner, die wir in unserer Studie
erfasst haben, wurden mit Psychopharmaka geradezu ruhig gestellt. Und
das ist durchaus repräsentativ für den Umgang mit Demenz-Patienten."
Ein zehntel der Bewohner bekamen sogar mehr als drei Psychopharmaka
gleichzeitig verabreicht. Besonders fleißig verschreiben laut der
Studie Psychiater und Neurologen - sie übertreffen die Hausärzte um
das Doppelte bis Vierfache bezogen auf Menge und Dosierung. "Die
Mittel wirken im Gehirn gegen die bei Demenzpatienten oft auftretende
Aggression und Unruhe. Insofern haben sie in manchen Fällen ihre
Berechtigung. Studien haben aber gezeigt, dass diese Patienten auch
früher versterben. Da muss man doch einen Mittelweg finden, wie man
die Verschreibungen verringern kann." Weitere Informationen bei Dr. Stefan Wilm, Institut für
Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 02032/926-741, stefan.wilm@uni-
wh.de
Nähere Informationen zum Programm unter
http://medizin.uni-wh.de/humanmedizin/institute/uebersicht/institut-
fuer-allgemeinmedizin-und-familienmedizin/veranstaltungen-2010/?L=0 Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungs- / Wissenstransfer Sachgebiete:
Medizin Weitere Informationen finden Sie unter
http://medizin.uni-wh.de/humanmedizin/institute/uebersicht/institut-fuer-allg... Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/image113011
Dr. Stefan Wilm, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news363034 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution226
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Kay Gropp, 07.04.2010 10:28
Psychiater verordnen zu viele Psychopharmaka an pflegebedürftige
Menschen mit Demenz
20.000 Tote pro Jahr durch Nebenwirkungen von Medikamenten / Der 5.
Tag der Forschung in der Hausarztpraxis ruft zur Zurückhaltung auf
"Die Gruppe der 80 - 90jährigen bekommt in Deutschland die meisten
Medikamente verschrieben, viele gleich mehrere, und damit steigt das
Risiko von Wechselwirkungen", sagt Dr. Stefan Wilm - selbst
niedergelassener Arzt und Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin
und Familienmedizin an der Universität Witten/Herdecke. Er beklagt,
dass gerade ältere Menschen genau deswegen ins Krankenhaus eingewiesen
werden müssten, weil die behandelnden Ärzte verordnen, ohne das Risiko
für den Patienten zu überblicken: "In einer gerade abgeschlossenen
Studie in Wittener und Dortmunder Pflegeheimen haben wir in
Zusammenarbeit mit der Pflegewissenschaft gefunden, dass alle 160
Bewohner im Durchschnitt sechs Medikamente nehmen, ein zehntel sogar
mehr als zehn!" berichtet er. Mehr als fünf Medikamente sollte kein
älterer Mensch nehmen, so die gültige Lehrmeinung. Der Körper kann den
Cocktail nicht verarbeiten, und die Wechselwirkungen stellen ein hohes
Risiko dar. "In Deutschland sterben geschätzt pro Jahr 20.000 Menschen
an den Nebenwirkungen von Medikamenten - dreimal so viele wie im
Straßenverkehr". Wilms Appell an seine Kollegen lautet daher: Weniger ist mehr! Das
möchte er beim 5. Tag der Forschung in der Hausarztpraxis, am
Mittwoch, 14. April 2010 von 17:00 - 20:00 Uhr in der Universität
Witten/Herdecke, Alfred-Herrhausen-Str. 50, auch den Hausärzten aus
Witten und Umgebung vermitteln.
Der Griff zur Pille ist dabei gerade in Pflegeheimen sehr verbreitet,
beklagt Wilm: "Drei viertel der Bewohner, die wir in unserer Studie
erfasst haben, wurden mit Psychopharmaka geradezu ruhig gestellt. Und
das ist durchaus repräsentativ für den Umgang mit Demenz-Patienten."
Ein zehntel der Bewohner bekamen sogar mehr als drei Psychopharmaka
gleichzeitig verabreicht. Besonders fleißig verschreiben laut der
Studie Psychiater und Neurologen - sie übertreffen die Hausärzte um
das Doppelte bis Vierfache bezogen auf Menge und Dosierung. "Die
Mittel wirken im Gehirn gegen die bei Demenzpatienten oft auftretende
Aggression und Unruhe. Insofern haben sie in manchen Fällen ihre
Berechtigung. Studien haben aber gezeigt, dass diese Patienten auch
früher versterben. Da muss man doch einen Mittelweg finden, wie man
die Verschreibungen verringern kann." Weitere Informationen bei Dr. Stefan Wilm, Institut für
Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 02032/926-741, stefan.wilm@uni-
wh.de
Nähere Informationen zum Programm unter
http://medizin.uni-wh.de/humanmedizin/institute/uebersicht/institut-
fuer-allgemeinmedizin-und-familienmedizin/veranstaltungen-2010/?L=0 Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungs- / Wissenstransfer Sachgebiete:
Medizin Weitere Informationen finden Sie unter
http://medizin.uni-wh.de/humanmedizin/institute/uebersicht/institut-fuer-allg... Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/image113011
Dr. Stefan Wilm, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news363034 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution226
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