McCarthy in Deutschland (Nachdenkseiten)
Die Gedankenfreiheit liebt der Deutsche, aber nicht die Meinungsfreiheit.
Die Wiederbelebung der "bösen USA" wurde offenbar höchste Zeit wie die Reaktionen auf das Attentat von Tucson verraten. [...]
Was aber der Deutsche nicht liebt, ist die Meinungsfreiheit. Darum schränkt er sie durch alle möglichen Gesetze ein. Und jeder Anlass ist ihm willkommen, um weitere Einschränkungen und mehr Gesetze herbeizuflehen. Das jüngste dieser Anlässe ist das Attentat von Tucson, Arizona. Völlig unabhängig von der Frage, was den Attentäter motivierte, dient es dazu, sich über das "Klima des Hasses" in den USA zu mokieren.
Dadurch werden gleich zwei Bedürfnisse befriedigt. Erstens hatte es der Antiamerikanismus nach Amtsantritt Barack Obamas schwer, sich austoben zu können. Das kann er jetzt erneut, zwar ohne George W. Bush, dafür aber mit Sarah Palin und der Tea-Party-Bewegung im Fadenkreuz.
Endlich hat der Dampfdrucktopf, in dem die Vorwürfe der Waffenverliebtheit, der Todesstrafe, des Christentums und des Antietatismus vor sich hinköchelten, ein Ventil gefunden.
Die Wiederbelebung der "bösen USA" wurde offenbar höchste Zeit. Ansonsten hätte der "gute Deutsche" noch länger an Vorurteils-Dyspepsie gelitten.
Tagesspiegel http://www.tagesspiegel.de/meinung/mccarthy-in-deutschland/3696914.html
Anmerkung Jens Berger:
Und täglich grüßt das Murmeltier. Sobald irgendein deutscher Journalist einmal halbwegs kritisch über die USA berichtet, wir ihm sofort "Antiamerikanismus" oder schlimmeres unterstellt.
Gerne würde man den Tagesspiegel-Autor Malte Lehming einmal fragen, welche "gesetzlichen Einschränkungen" der Meinungsfreiheit er denn in Deutschland ausgemacht haben will. Die Antwort wäre wahrscheinlich ein Schulterzucken. Die gleiche Antwort würde sicher derjenige bekommen, der Herrn Lehming danach fragt, ob er sich denn auch einmal amerikanische Kommentare zum Attentat in Tucson angeschaut hat.
Weder in ihrer Bewertung noch in deren Schärfe unterscheiden sich die Kommentatoren dies- und jenseits des Atlantiks maßgeblich. Den Amerikanern nun aber Antiamerikanismus zu unterstellen, wäre wahrscheinlich selbst Herrn Lehming zu gewagt.
Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken
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