Freitag, 3. September 2010

TU Dresden: Nachhaltigkeit? - Materielles und immaterielles Wachstum entkoppeln!


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Dresden, Kim-Astrid Magister, 02.09.2010 12:13

TU Dresden: Nachhaltigkeit? – Materielles und immaterielles Wachstum
entkoppeln!

Umweltbundesamt, indische Eisenbahnen und Privatleute profitieren von TUD-
Projekt.

Wirtschaft, Wachstum, Wohlstand?! Allmählich dämmert immer mehr Menschen,
dass dieser Dreiklang ein globaler Trugschluss sein muss.

 

Allein der Hinweis auf schwindende Ressourcen sollte zum Nach- wie zum

Umdenken zwingen.

 

An der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der TU Dresden geht man
noch einige Schritte weiter und widmet sich der Nachhaltigkeit von
Beschaffung und Einkauf von Unternehmen und Privathaushalten. Erst jüngst
hat das Umweltbundesamt einen Leitfaden erarbeiten lassen, dessen
Grundthesen von Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Edeltraud Günther und ihren
Kollegen erstellt worden sind. "Wir behandeln das Thema der
umweltfreundlichen Beschaffung seit gut zehn Jahren", erläutert die
Wissenschaftlerin ihre 1999 als EU-Projekt gestartete Studie. Es habe
bereits zuvor eine Unmenge an Richtlinien gegeben, wie Behörden und
Ministerien ihre Ausstattung ökologisch möglichst kompatibel handhaben
könnten – aber stets ohne eine ernsthafte Konsequenz.

 

Diese Wirkungslosigkeit hat nicht zuletzt auch Prof. Günther erstaunt:
"Vielleicht lag das ja nicht an den sehr sinnvollen Vorgaben, sondern an
Hemmnissen in der jeweiligen Organisation?" Um dies zu ergründen, startete
sie in mehreren Kommunen gründliche Fallstudien und Befragungen, suchte
nach Informationspannen und möglichen Barrieren für "grüne" Innovationen.


"Eine solche Hemmnisanalyse im Beschaffungsamt des
Bundesinnenministeriums, das das elektronische Kaufhaus des Bundes
verantwortet, hat für Aufklärung gesorgt und uns klargemacht, wie wichtig
der Aufbau von Wissen ist." Nicht eine einmalige Analyse und deren
Auswertung baut die Hemmnisse umweltverträglicher Beschaffungsmaßnahmen
ab, sondern nachträglich abteilungsspezifische Workshops, die neben der
puren Information auch Anreize und Sanktionen vermitteln müssten.
 

Oft fehle Sensibilität für die mit Einzelentscheidungen verbundenen
Konsequenzen, zum Beispiel in Form von Lebenszykluskosten oder
Umweltwirkungen.

Besagter Leitfaden für das Umweltbundesamt könne nun helfen, beim Einkauf
von Computertechnik, Möbeln, Fahrzeugen und sonstigem Bedarf auf
ökologische Label zu achten, Wert auf vernetzbare, langlebige und
energieeffiziente Technik zu legen.

Damit dies im Interesse aller auch für kleinere Firmen und sogar für
Privatpersonen möglich wird, ist an der Fakultät eine online verfügbare
Hemmnisanalyse entwickelt worden, die derzeit noch von Mitarbeitern des
Fachbereichs ausgewertet wird; ein Service, der künftig ausgegliedert
werden könnte, um die für andere Forschungsprojekte benötigten Kapazitäten
nicht zu binden.

Dass aber der vermutlich größte Arbeitgeber der Welt, die indischen
Eisenbahnen das Thema Nachhaltigkeit und die professionelle Beratung durch
Wissenschaftler der TU Dresden für sich entdeckt haben, um hier Rat zu
suchen, macht Prof. Günther und ihre Mitstreiter stolz.

Kurzfristig wären ihre Forschungsergebnisse darüber hinaus etwa im
Gesundheitssystem sowie im Bildungswesen anwendbar, wo aufeinander
abgestimmte Konzepte erhebliche Kosten einsparen könnten. Auf lange Sicht
müsse aber auch die demografische Entwicklung beachtet werden, weiß
Edeltraud Günther und verweist auf den Zusammenhang von sinkender
Bevölkerungszahl in Deutschland und gleichzeitig überdimensionierten
Abwassersystemen. Wie sollen beispielsweise deren Gebühren in Zukunft zu
kalkulieren sein? Und zwar nicht nur in drei Jahren, sondern auch im Jahr
2050.

Im globalen Kontext legt die Wissenschaftlerin Wert darauf, "nicht mit
erhobenem Zeigefinger Fehlentwicklungen anzuprangern, sondern kreative
Lösungen zu finden, die alle Menschen der Welt erreichen!" Ihre These
dabei: "Wenn die Wirtschaft dank immaterieller Güter wächst, bedeutet das
weniger Umweltbelastung." Einleuchtend.

Kontaktformular zur Hemmnisanalyse:
http://fak.wwilq.wiwi.tu-dresden.de/hurdles/register.php?lang=de

Informationen für Journalisten:
Prof. Dr. Edeltraud Günther, Tel. +49 351 463-34313
E-Mail:
bu@mailbox.tu-dresden.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Gesellschaft
Umwelt / Ökologie
Wirtschaft

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news384787

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution143

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