Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Fachhochschule Köln, Petra Schmidt-Bentum, 30.10.2010 12:37Stärkung von Kindern und Jugendlichen als Person und in ihrer MedienkompetenzPornografie ist immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema. Trotz Verbots
werden Kinder und Jugendliche zunehmend mit Pornografie konfrontiert. Mit der Pronografisierung von Gesellschaft haben sich Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler in Köln auseinandergesetzt.KEINE ZUSÄTZLICHEN VERBOTE
Keine zusätzlichen Verbote sondern eine Stärkung der Kinder und
Jugendlichen als Person und in ihrer Medienkompetenz - das ist die
zentrale Forderung der Konferenz "Pornografisierung von Gesellschaft",
die heute in Köln endet. "Es gibt bildungspolitische Defizite",
kritisierte Dagmar Hoffmann, Mediensoziologin und Expertin im Bereich
Sozialisationseffekte von Medien auf Körperkonzepte und Sexualität von
Jugendlichen. Sie forderte als Mit-Initiatorin des Medienpädagogischen
Manifests "keine Bildung ohne Medien" Medienpädagogik flächendeckend in
der Bildungslandschaft einzuführen so eben auch im schulischen Bereich.
Dabei gelte es Medienkompetenz zu stärken nicht nur im Zusammenhang mit
Pornografie sondern allgemein im Umgang mit den Medien.
"Denn es wird nicht aufhören jetzt gibt es die Pornodebatte, in fünf Jahren
gibt es ein andere Debatte."
Auf der dreitägigen Konferenz haben sich Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler aus den verschiedensten Fachrichtungen in der
Fachhochschule Köln mit den medialen Darstellungen von Sexualität und
Körperlichkeit sowie Grenzverschiebungen von Öffentlichkeit und Privatheit
auseinandergesetzt.
Organisatoren der Konferenz waren die Fachhochschule Köln
(Institut für Medienforschung und Medienpädagogik), die Gesellschaft für
Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) (Fachgruppe: Medien und
Geschlechterverhältnisse) und die Deutsche Gesellschaft für Publizistik
und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) (Fachgruppe: Medienpädagogik).GROSSES PROBLEM FÜR DEN JUGENDSCHUTZ
Geschlechterverhältnisse) und die Deutsche Gesellschaft für Publizistik
und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) (Fachgruppe: Medienpädagogik).GROSSES PROBLEM FÜR DEN JUGENDSCHUTZ
Pornografie ist immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema. Obwohl
Pornografie in Deutschland für Kinder und Jugendliche verboten ist,
werden sie zunehmend mit Pornografie konfrontiert und können über das
Internet problemlos pornographisches Material konsumieren. Das ist ein
großes Problem für den Jugendschutz. Das Jugendschutzgesetz gilt nur in
Deutschland. Alles was aus dem Ausland kommt, fällt nicht darunter. "Da
ein Konfrontationsschutz nicht möglich ist, verlagert der Jugendschutz
seine Blickrichtung zum Teil von der Anbieterseite auf die
Konsumentenseite", so Joachim von Gottberg, Geschäftsführer der
Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen Die Förderung von Medienkompetenz
sei daher immens wichtig. Sorge bestehe vor allem mit Blick darauf, dass
durch Pornografiekonsum das eigentliche Gefühl für Sexualität und ihre
Bedeutung in Beziehungen verlorengehe."KEINE LUSTFEINDLICHE MORALISCHE DISKUSSION
"Die Konferenz zeigt, wie wichtig es ist interdisziplinär zu arbeiten,
weil man dann den Phänomenen gerechter wird und zu gesicherteren
Handlungsempfehlungen kommt", betonte Prof. Dr. Angela Tillmann, von der
Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Köln und
Mitorganisatorin der Tagung. "Bei dem Thema Pornografisierung greifen
Sexualpädagogik und Medienpädagogik ineinander", so Tillmann weiter.
"Deutlich wird, dass wir künftig sehr stark differenzieren müssen
zwischen Pornografisierung und Sexualisierung. Es ist keine lustfeindliche
moralische Diskussion, die geführt werden muss, sondern ein sehr offener
Diskurs darüber, wie wir in Schule und Familie mit Pornografie aber vor
allem auch der zunehmenden Sexualisierung der Alltagskultur umgehen. Es
geht um den kompetenten Umgang mit sexualisierten Medieninhalten mit dem
Ziel, Jugendliche zu einem selbstbestimmten und verantworteten Umgang mit
Pornographie zu befähigen."KEINE GENERATION PORNO
Zwei Drittel der Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren haben zwar schon
mal pornografische Bilder gesehen. Bei den 11-13jährigen waren es 25
Prozent. Das hat das Dr. Sommer-Team der Jugendzeitschrift Bravo in einer
Untersuchung herausgefunden, "aber von einer Generation Porno kann keine
Rede sein", betonte Marthe Kniep, die Leiterin des Dr. Sommer-Teams.
Vielmehr seien viele Jugendliche verunsichert und fragten bei der Dr.
Sommer-Redaktion nach, was okay sei und was nicht.PÄDAGOGISCHE PRÄVENTIONSMÖGLICHKEITEN
"Eine Veränderung sexueller Standards ist nicht festzustellen sondern
lediglich die Qualität und Quantität, in denen das Verhalten kommuniziert
wird," stellt auch der Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Uwe Sielert, von
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Lehrstuhl für
Sozialpädagogik) fest. Diese Erkenntnis enthebe Pädagoginnen und
Pädagogen jedoch nicht von der Pflicht, Grenzen zu ziehen oder auf
bestimmte Verhaltensweisen und mediale sowie gesellschaftlich-strukturelle
Zustände zu reagieren. Die pädagogischen Präventionsmöglichkeiten bestehen
darin, Jugendliche zu informieren und zu stärken. Gegen Gewaltpornos seien
die meisten Jugendlichen resistent Zwang rufe bei ihnen Ekel hervor.
Allerdings gebe es auch Kinder und Jugendliche mit anderen
interpsychologischen "Lovemaps", einer anderen Persönlichkeitsausprägung,
die auf frühere Gewalterfahrungen zurückgehe. Die Medien sind hier dann
nur ein Angebot, das frühere Erfahrungen aktiviert und kurzzeitig stillt."Handlungsbedarf besteht auch insofern als juristische Schranken
aufrechterhalten bleiben müssen mit Blick auf Sex mit Kindern und andere
menschenunwürdigen Aktivitäten," ergänzte Sielert. Jugendliche müssten
pornokompetent gemacht werden "Das heißt, es müssen gesellschaftliche
Verformungen erklärt werden und Mechanismen, über die Bedürfnisse
geschaffen werden. Zum kritischen Diskurs gehört es auch zu sagen
Gewaltpornos sind Scheiße - sie sind für Deine Entwicklung schlecht."SEXUELLE REVOLUTION ZU EINEM GUTEN ENDE BRINGEN
"Die Sexuelle Revolution hat stattgefunden, ist aber noch nicht zu Ende
gebracht", stellte Myrthe Hilkens fest. Die niederländische Journalistin
und Autorin prangert in ihrem Buch "McSex Die Pornofizierung unserer
Gesellschaft" die zunehmende Sexualisierung der Gesellschaft an, ohne --
wie sie betont -- eine Antiporno-Feministin zu sein. Es gehe vielmehr
darum die sexuelle Revolution zu einem guten Ende zu bringen.DIE FACHHOCHSCHULE KÖLN
Die Fachhochschule Köln ist die größte Hochschule für Angewandte
Wissenschaften in Deutschland. 16.000 Studierende werden von rund 400
Professorinnen und Professoren unterrichtet. Das Angebot der elf
Fakultäten und des Instituts für Tropentechnologie umfasst rund 70
Studiengänge, jeweils etwa die Hälfte in Ingenieurwissenschaften bzw.
Geistes- und Gesellschaftswissenschaften: von Architektur über
Elektrotechnik und Maschinenbau, Design, Restaurierung,
Informationswissenschaft, Sprachen und Soziale Arbeit bis hin zu
Wirtschaftsrecht und Medieninformatik. Neu hinzugekommen sind im Herbst
2009 die Angewandten Naturwissenschaften. Zur Hochschule gehören neben
Standorten in Köln-Deutz und in der Kölner Südstadt auch der Campus
Gummersbach; im Aufbau ist der Campus Leverkusen. Die Fachhochschule Köln
ist Vollmitglied in der Vereinigung Europäischer Universitäten (EUA), sie
gehört dem Fachhochschulverbund UAS 7 und der Innovationsallianz der
nordrhein-westfälischen Hochschulen an. Die Hochschule ist zudem eine nach
den europäischen Öko-Management-Richtlinien EMAS und ISO 14001 geprüfte
und zertifizierte umweltorientierte Einrichtung.Weitere Informationen
Fachhochschule Köln, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften
Institut für Medienforschung und Medienpädagogik
Prof. Dr. Angela Tillmann
Tel.: 0221/82 75 -36 77; Fax: 0221/82 75 -33 49
E-Mail:
Medienwissenschaft und Institut für künstlerische Forschung
Dr. Martina Schuegraf
Tel.: 0331/62 02 -217; Fax: 0331/62 02 -549
E-Mail: m.schuegraf@hff-potsdam.deKontakte für die Medien
Konferenzbüro
Iveta Verpeja-Wichter
Tel.: 0221/82 75 -36 52
E-Mail: iveta.verpeja-wichter@fh-koeln.deFachhochschule Köln
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Petra Schmidt-Bentum
Tel. 0221/82 75 -31 19; Fax 0221/82 75 -33 94
E-Mail petra.schmidt-bentum@fh-koeln.deArten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche TagungenSachgebiete:
Gesellschaft
Kulturwissenschaften
Medien- und Kommunikationswissenschaften
Pädagogik / BildungWeitere Informationen finden Sie unter
http://www.fh-koeln.de
http://www.f01.fh-koeln.de/go/poDie gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news394435 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution21
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