"Ein Mensch, der Gottes Ansehen genießt"
Wir wollen angesehene Menschen sein
Was ist uns eigentlich ganz wichtig für unser Leben?
Ich glaube, wenn die elementaren Grundbedürfnisse abgedeckt sind, wünschen wir uns vor allem, bei unseren Mitmenschen Ansehen zu genießen.
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Wer vor allem in den Medien von vielen gesehen wird, der genießt eben auch ein hohes Ansehen; selbst dann, wenn der Betreffende von etwas zweifelhaftem Charakter ist.
Zweifelhafte menschliche Maßstäbe
Wer und was bestimmt eigentlich darüber, ob ein Mensch Ansehen genießt oder nicht? Menschliche Maßstäbe sind höchst zweifelhaft: Wie viele Diktatoren und Gewaltherrscher gab es schon, die dennoch zumindest zeitweise sehr angesehen waren - obwohl sie eigentlich Verachtung verdient hätten. Und wie zerbrechlich ist es, wenn sich die Masse plötzlich anderen Stars zuwendet; wenn einem Politiker die Gunst der Wähler verloren geht.
Und überhaupt die Vergänglichkeit. Ganz wenige Menschen schaffen es, auch noch hundert oder tausend Jahre nach ihrem Tod allgemeines Ansehen zu genießen.
Auf der anderen Seite erleben wir es, wie die Würde, die grundsätzlich jedem Menschen zukommt, immer wieder mit Füßen getreten wird.
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Gott kennt andere Maßstäbe
Wir müssenalso nach festem Grund suchen, wenn wir menschliches Ansehen verstehen und es bewahren wollen. Heißt es da nicht gleich am Anfang der Heiligen Schrift, dass wir Menschen Gottes Ebenbild seien? Aber da heißt es auch, dass menschlicher Hochmut diese hohe Würde zerstört.
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Gott sieht auf den Gekreuzigten
Von diesem Gottesknecht nämlich, von dem, der von allen verachtet wird, von dem prophezeit Jesaja nun etwas Ungeheuerliches (...).
Nicht einer, der mit Pauken und Trompeten kommt, gefolgt von einer Heerschar von Menschen! Kein Star, dem alle zujubeln!
Machen wir es ganz deutlich: Dieser Mensch, der da verraten und verachtet, verspottet und verlassen, der da entblößt am Kreuz hängt, der genießt Gottes Ansehen.
Der alte Mensch, verkörpert durch Adam und Eva, konnte es nicht ertragen, von Gott in aller Offenheit gesehen zu werden. Jesus ist dieses Blickes würdig und das gereicht ihn und uns zum Leben.
Wer bedingungslos liebt, wer Menschen befreit und Wunden heilt, Zerstrittene versöhnt und die Frohe Botschaft von Gottes Herrschaft und Reich verkündet - der wird von den Menschen verworfen, von Gott aber angesehen und angenommen.
Wir sind neue Menschen
Wenn es aber zunächst einen Menschen gibt, der sich bei Gott wieder sehen lassen kann, dann hat das Folgen für uns alle.
Um seinetwillen nimmt Gott auch uns wieder an, wir werden mit ihm versöhnt.
>>Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein<< - so kündete er schon Jesaja an.
Wenn schon die Schuldigen durch ihn gerechtfertigt werden, um wie viel mehr die Unschuldigen; all die, deren Gesicht entstellt wurde durch Krieg und Gewalt, durch Unterdrückung und Ausbeutung, die Namenlosen, die vergessen scheinen - sie genießen zuallererst das Ansehen Gottes!
Da wir nun nicht mehr ängstlich darauf bedacht sein müssen, von unseren Mitmenschen unbedingt angesehen zu werden, werden wir sehr viel freier.
Am Kreuz gestorben ist also der alte Adam, der sich seines Hochmuts wegen vor Gott verstecken musste; auferstanden ist der neue Mensch, den Gott wieder ansieht und dem dieses Ansehen zum Heil gereicht.
Norbert Klinger
Ein Mensch, der Gottes Ansehen genießt (Dienst am Wort - 2006/2 - 240ff - Schwabenverlag)
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