Realer Boom: Die Arbeitslosenstatistik hat recht
(Nachdenkseiten)
http://www.nachdenkseiten.de/?p=7305#h04
Trotz aller Kritik an der Arbeitslosenstatistik viele Daten belegen die extrem gute Verfassung des Jobmarktes in Deutschland. Vom deutschen Arbeitsmarkt kommen nach vielen düsteren Jahren inzwischen nur noch Rekordmeldungen.
Trotz aller Kritik an der Arbeitslosenstatistik viele Daten belegen die extrem gute Verfassung des Jobmarktes in Deutschland. Vom deutschen Arbeitsmarkt kommen nach vielen düsteren Jahren inzwischen nur noch Rekordmeldungen.
Die Arbeitslosigkeit ist in der unbereinigten Rechnung unter drei Millionen gesunken, die Beschäftigung über 40 Millionen gestiegen. "Wenn der Abbau der Arbeitslosigkeit sich in diesem Tempo fortsetzt, könnte die nächste Millionenmarke schon im Oktober oder November 2012 geknackt sein", sagte Hilmar Schneider, Co-Direktor am Bonner Institut Zukunft der Arbeit. (
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Beim Vergleich aller Daten zeigt sich trotz allem: Der Boom auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist real.
Quelle:
FTD Quelle:
http://www.ftd.de/politik/deutschland/:realer-boom-die-arbeitslosenstatistik-hat-recht/50191469.html
Anmerkung unseres Lesers G.K.:
Folgende vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Grafik zeigt auf Basis von Daten aus dem Jahre 2009, dass im europäischen Vergleich insbesondere in Deutschland die Lücke zwischen der offiziell ausgewiesenen Erwerbslosenquote und der sog. Quote des ungenutzten Arbeitskräftepotenzials sehr hoch ist.
FAZIT: Der Beitrag der Financial Times Deutschland zur Arbeitslosigkeit betreibt Schönfärberei. Diese Art von journalistischer Hofberichterstattung zu Gunsten interessierter Kreise in Politik und Wirtschaft liefert darüber hinaus Steilvorlagen für jene Medien, welche mit propagandistischen Parolen ("Wer arbeiten möchte, der findet auch Arbeit") nicht die Arbeitslosigkeit, sondern die Arbeitslosen bekämpfen möchten. Außerdem soll der Diskussion um den angeblichen "Fachkräftemangel" Vorschub geleistet werden.
Der oben zitierte Beitrag der Financial Times Deutschland versucht, die zunehmend zur Täuschungs- und Verschleierungsstatistik verkommene Arbeitslosenstatistik in ein positives Licht zu rücken. In diesem Zusammenhang darf sebstverständlich Hilmar Schneider, Co-Direktor am Bonner Institut Zukunft der Arbeit, nicht fehlen.
Der Leiter dieses von Arbeitgeberlobbyisten beherrschten Instituts wollte beispielsweise vor einigen Jahren Arbeitslose versteigern lassen.
Symptomatisch für die in dem Beitrag der Financial Times Deutschland betriebenenen Schönfärberei der Arbeitsmarktdaten ist folgender Passus: "Auch der Vorwurf, die neuen Jobs taugten alle nichts, kann nicht überzeugen. So steigen seit vier Jahren auch die sozialversicherungspflichtigen Jobs wieder deutlich an, während die Minijobs seit Jahren stagnieren: Anfang 2006 waren nur noch knapp über 26 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Symptomatisch für die in dem Beitrag der Financial Times Deutschland betriebenenen Schönfärberei der Arbeitsmarktdaten ist folgender Passus: "Auch der Vorwurf, die neuen Jobs taugten alle nichts, kann nicht überzeugen. So steigen seit vier Jahren auch die sozialversicherungspflichtigen Jobs wieder deutlich an, während die Minijobs seit Jahren stagnieren: Anfang 2006 waren nur noch knapp über 26 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Inzwischen sind es bereits fast wieder 28 Millionen."
Die Autoren dieses Beitrages verschweigen, dass der Terminus "sozialversicherte Jobs" längst kein automatisches Gütemerkmal mehr für hochwertige Arbeitsplätze darstellt.
Die Autoren dieses Beitrages verschweigen, dass der Terminus "sozialversicherte Jobs" längst kein automatisches Gütemerkmal mehr für hochwertige Arbeitsplätze darstellt.
Denn die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung beinhaltet auch die in den vergangenen Jahren kräftig ausgeweitete Leiharbeit und die Teilzeitarbeit (der Stundenlohn von Teilzeitbeschäftigten liegt lt. Analyse des Statistischen Bundesamtes um ca. 25% unter jenem von Vollzeitbeschäftigten). So zeigen auch die aktuellen Arbeitsmarktdaten für 2010, dass von dem im Vorjahresvergleich zu verzeichnenden Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung um 436.000 Stellen 190.000 Stellen auf die Zunahme der zumeist prekären Teilzeitbeschäftigung entfallen.
Darüber hinaus teilt der Bundesverband Zeitarbeit (BZA) mit, dass bereits im Monat August 2010 die Leiharbeit mit insgesamt 893.000 Stellen auf einen neuen Höchststand angestiegen war. Die Zunahme der Leiharbeitsstellen im Vergleich zum
August 2009 beträgt 245.000 Stellen. [PDF - 799 KB] Die ftd-Autoren schreiben: "Inzwischen ist Deutschland in der ILO-Quote in der Spitzengruppe der Euro-Zone.
Nur vier kleine Länder haben prozentual noch weniger Arbeitslose. Und die ILO-Methode beruht nach international üblichen Standards auf Umfragen, die nicht von Entscheidungen der Arbeitsbehörden beeinflusst sein kann." Die Frage sei erlaubt: Wie hoch schätzen die ftd-Autoren die Seriösität und Qualität von "Umfragen" (z.B.: wer wird befragt? wie groß ist die Stichprobe?) zur Höhe der Arbeitslosigkeit ein?
Die ftd-Autoren verschweigen zudem, dass nach dem ILO-Konzept bereits eine einzige Arbeitsstunde pro Woche ausreicht, um nicht mehr als arbeitslos zu gelten.
Die sehr große Kluft zwischen der von der Bundesagentur für Arbeit ausgewiesenen Arbeitslosigkeit und dem tatsächlichen Mangel an Arbeitsplätzen zeigt die im Juni 2010 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Pressemitteilung "Rund neun Millionen Menschen
wünschen sich (mehr) Arbeit".Die sehr große Kluft zwischen der von der Bundesagentur für Arbeit ausgewiesenen Arbeitslosigkeit und dem tatsächlichen Mangel an Arbeitsplätzen zeigt die im Juni 2010 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Pressemitteilung "Rund neun Millionen Menschen
Folgende vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Grafik zeigt auf Basis von Daten aus dem Jahre 2009, dass im europäischen Vergleich insbesondere in Deutschland die Lücke zwischen der offiziell ausgewiesenen Erwerbslosenquote und der sog. Quote des ungenutzten Arbeitskräftepotenzials sehr hoch ist.
Ein Blick hinter die Kulissen der offiziellen Arbeitslosenstatistik und Beschäftigungsstatistik zeigt zudem, wie widersinnig die von Politik und Medien verbreitete Behauptung ist, die Arbeitslosigkeit hierzulande sei auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts gesunken:
Seit dem Beginn der 90er Jahre wurde die Arbeitslosenstatstistik häufig "bereinigt". Allein in der jüngeren Vergangenheit wurden z.B. folgende statistische "Bereinigungen" (treffender: Manipulationen) vorgenommen: Große Teile der 58 jährigen und älteren Arbeitslosen wurden aus der Statistik entfernt, kranke Arbeitslose und von privaten Arbeitsvermittlern betreute Arbeitslose werden ebenfalls nicht mehr in der offiziellen Arbeitslosenstatistik ausgewiesen.
- Beim Vergleich mit den Arbeitslosenzahlen zu Beginn der 90er Jahre wirkt sich besonders gravierend aus, dass der Anteil der Vollzeitarbeitsplätze reduziert und im Gegenzug der Anteil der zumeist prekären, nicht vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer drastisch ausgeweitet wurde. Dies führte zu einer deutlichen Aufhübschung sowohl der Arbeitslosenstatistik als auch der Beschäftigungsstatistik: Obwohl die Zahl der von den Beschäftigten abgeleisteten Arbeitsstunden von 52 Milliarden Stunden in 1991 um 7,7 Prozent auf 48 Milliarden Stunden in 2008 (dem Jahr vor dem Abschwung) abgesunken ist, hat sich die Zahl der Beschäftigten in diesem Zeitraum von 35,1 Millionen auf 35,9 Millionen (+2,3 Prozent) erhöht. Der Beschäftigungsanstieg trotz Rückgang des Volumens der geleisteten Arbeitsstunden resultiert ausschließlich aus einer Aufspaltung ehemaliger Vollzeitarbeitsplätze in Teilzeitarbeitsplätze und Mini-/Midijobs sowie aus der Einführung von 1-Euro-Jobs.
FAZIT: Der Beitrag der Financial Times Deutschland zur Arbeitslosigkeit betreibt Schönfärberei. Diese Art von journalistischer Hofberichterstattung zu Gunsten interessierter Kreise in Politik und Wirtschaft liefert darüber hinaus Steilvorlagen für jene Medien, welche mit propagandistischen Parolen ("Wer arbeiten möchte, der findet auch Arbeit") nicht die Arbeitslosigkeit, sondern die Arbeitslosen bekämpfen möchten. Außerdem soll der Diskussion um den angeblichen "Fachkräftemangel" Vorschub geleistet werden.
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