Ginge es nach dem Bestsellerautor Nassim Nicholas «Schwarzer Schwan» Taleb, dann sind an der Finanzkrise nicht etwa die Zentralbanken schuld, die mit Niedrigstzinsen den amerikanischen Immobilienmarkt befeuerten, oder die Bankmanager, die wegen kurzfristigen Anreizsystemen zu hohe Risiken eingingen, oder die Ratingagenturen, die auch auf Schrottpapiere ein AAA-Gütesiegel druckten, weil sie von den Banken dafür bezahlt wurden.
Legitimierung von Risikomodellen. Nein, laut Taleb trägt vor allem die schwedische Zentralbank die Schuld. Diese kürt nämlich Jahr für Jahr den Wirtschaftsnobelpreisträger. So habe das Nobelpreiskomitee den Preis an Ökonomen vergeben, deren Theorien die Mitschuld daran tragen, dass die Welt vor zwei Jahren in eine Krise stürzte.
Eine fast klassische Anwendung des DMP-Modells sind die Hartz-Reformen der rot-grünen Bundesregierung.
Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, sieht auch Implikationen für die derzeitige Debatte um die Höhe der Hartz-IV-Bezüge: "Durch eine Politik des Förderns und Forderns, aber auch durch eine effizientere, Suchkosten reduzierende Arbeitsvermittlung kann die Dauer der Arbeitslosigkeit verkürzt werden.
Anmerkung WL:
Interessant, dass der neoliberale Nikolaus Piper meine gestern geäußerte Vermutung bestätigt. Allerdings redet Piper nicht darüber, dass die Nobelpreisträger sein neoliberales Weltbild vom Markt, der alles alleine regelt in Frage stellt. Ein typisches Beispiel dafür, wie solche "Ökonomen" jede Kritik an sich abprallen lassen und im Gegenteil die Kritik geradezu als Bestätigung ihres Weltbildes umdeuten.
Ergänzende Anmerkung von unserem Leser E.H.: Ihren Kommentar zum Nobelpreis für Wirtschaft fand ich tausendmal hilfreicher als die dusselige Darstellung in der Wirtschaftswoche.
Der Nobelpreis soll brisant und hoch politisch sein, konstatiert dort der Autor und meint wohl die Ergebnisse der Modelle der drei Meister der Mathematik. Runter mit der finanziellen Absicherung between two jobs, dann ist das between kürzer und das störende wählerische Getue bei der Jobsuche wird reduziert: fA runter, dann t < t1 und wG strebt gegen Null, wobei fA = finanzielle Absicherung, t, t1 = Zeiträume und wG = Wahl, Auswahl des Jobs, den man die nächsten Jahre mit Freude und Zufriedenheit ausführen soll. Zack, Nobelpreis. Ein Nobelpreis ist für diese Erkenntnis das Mindeste.
Nun weiß man seit Einstein, dass sich die Natur (und in diesem Fall die Arbeitswelt, die Finanzmärkte, öffentliche Finanzen oder Familienökologie) nicht nach mathematischen Modellen richtet. Alle Modelle in der Volkswirtschaft kommen ohne Prämissen nicht aus. Diese können falsch sein. Weiterhin werden Formeln bereitgestellt, die sehr dürftig die realen Gegebenheiten abbilden können, also sehr naiv und häufig primitiv sind.
Die Modelle der Preisträger können noch so gut sein, in einem Punkt versagen sie: nämlich dann, wenn eine Sättigung (auf mindestens einer Seite des Markts) eingetreten ist.
Schon vor vollständigem Eintritt dieses Sättigungspunktes muss ein sog. Sättigungsfaktor < 1 in die Modellrechnung hineingequetscht werden, wobei kein Mensch diesen berechnen kann. In Märkten, die nahe dem Sättigungspunkt sind, muss das Modell unserer Künstler stark versagen, so dass die Aussagen des Modells keinen Erkenntnisgewinn bringen bzw. zu Fehlschlüssen verleiten.
In Arbeitsmärkten fortgeschrittener Volkswirtschaften haben das Outsoursing der Arbeit in Richtung Morgensonne, die immerwährende Erhöhung der Produktivität u.a. eine Situation geschaffen, dass der Arbeitsmarkt nur durch Erfindung neuer Jobs (IT-Fachleute, Banker, Sonnenbanker
) leergefegt werden kann. Wenn es nach Prof. Franz geht, kämen noch Freizeitbeschäftigungen wie Einkaufstütenpacker oder Schuhputzer hinzu.
Wenn man dieses künstliche Aufblähen des Arbeitsmarktes mal vergisst, also vergessen wir mal Prof. Franz, dann haben die USA, Deutschland etc. ein Sättigungsproblem. Dieses Problem ist in der Wirkung mächtiger als das Kürzen von finanzieller Absicherung. Somit sind arbeitspolitisch betrachtet diese Kürzungen zwecklos und beeinflussen somit den Arbeitsmarkt nicht.
Das mit dem Nobelpreis gewürdigte Modell ist ein weiterer Appendix, also ein Blindgänger, für das stupide neoliberale Arbeitsmarkt-Modell, das sowieso noch niemals funktioniert hat. Auch dieses aufgesetzte Modell erfüllt nichts Positives, höchstens ein willkommenes wissenschaftlich
(falsch) berechnetes Argument für unsere lieben Politiker, den Sanktionsschraubstock noch fester anzuziehen.
Anmerkung WL:
Der Sättigungsthese für den Arbeitsmarkt vermag ich nicht zuzustimmen.
Es gibt einen immensen Bedarf für Arbeit in unserer Gesellschaft (Bildung, Gesundheit, Infrastruktur etc.), es gibt nur keine entsprechende Lenkung der Ressourcen auf diese Felder. Im Übrigen könnte man immer noch über eine bessere (gerechtere) Verteilung der Arbeit etwa durch kürzere Arbeitszeiten nachdenken.)
Posted via email from Daten zum Denken, Nachdenken und Mitdenken
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