Dienstag, 11. Oktober 2011

#Totmacher #des #Tages: Gerhard Schröder [via Junge Welt vom 11.10.2011]

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Totmacher des Tages: Gerhard Schröder




Mit Schwärze in Gesicht und Gewand kommt er gewöhnlich daher, der jüngere Romantiker. Die trüben Aussichten des Kapitals erscheinen ihm als die aller und die seinen, obwohl er zumeist keinen Cent für Börsenreiterei übrig hat. Aber es gibt auch den frisch-fröhlichen Typ von Grabgänger, der den Niedergang voll in Ordnung findet und erwartungsfroh den nächsten Crash vorbereitet, auch wenn nur finanzielle Peanuts für ihn herausspringen. Damit hat Gerhard Schröder Erfahrung. Dank seines Bemühens vermehrten sich die Vermögen deutscher Milliardäre bedeutend, sank das Lebensniveau von einem Drittel der Bundesdeutschen erheblich und beschleunigte sich das Ableben weniger zum Segen vieler. Nun werden die Früchte seines Schaffens in Form von Finanz- und Wirtschaftskrise geerntet, und zu fragen war längst: Wann kommt der Freund von Carsten Maschmeyer und aller anderen, Banker oder Versicherer genannten Drückerkolonnenkönige, aus der Deckung? Am Montag tat er’s auf einer halben Seite der Financial Times Deutschland: »Eine Agenda 2012 für Europa«. Und wieder gab es nur Langeweile: In einer Gesellschaft, deren Ein und Alles Kaufen und Verkaufen ist, arbeitet auch der Exbundeskanzler nur wie ein Schrott- und Gebrauchtwagenhändler. Er grüßt mal wieder den Geßlerhut »demographischer Wandel«, der »Strukturreformen« erfordere, also Zerschroten des deutschen Mittelstandes und Kick in die Hartz-IV-Grube. Denn es brauche »eine laufende Anpassung der Sozialsysteme« – also ungefähr Hartz 15. Vorbild, so der dämmerungsaktive Politiker bescheiden, könne sein »Reformprozeß« sein. Der kulminierte, so er selbst 2002, in der »Enttabuisierung des Militärischen«, schließt demnach deutsche Bomben auf dies oder jenes Verweigerungsland ein. Die Sehnsucht zum Totmachen ist manchmal überwältigend, jedenfalls wenn sie gut bezahlt wird.



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