Mittwoch, 16. Februar 2011

Giftige #Quecksilberfunde auf #Industriebrachen [via idw]


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Dr. Suzan Fiack, 14.02.2011
12:53

Giftige Quecksilberfunde auf Industriebrachen

BfR - Presseinformation
Bundesinstitut für Risikobewertung
Thielallee 88 - 92, D - 14195 Berlin, Telefon: 030-18412-4300, Telefax:
030-18412-4970 Presserechtlich verantwortlich: Dr. Suzan Fiack

6/2011, 14. Februar 2011

Giftige Quecksilberfunde auf Industriebrachen

BfR-Broschüre "Ärztliche Mitteilungen 2009" dokumentiert
Vergiftungsunfälle bei Kindern

Krankenhäuser und Giftinformationszentren der Länder haben dem
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Vergiftungsfälle gemeldet, die
Kinder und Jugendliche nach dem Kontakt mit metallischem Quecksilber auf
Industriebrachen erlitten hatten. In mehreren Fällen hatten die Kinder das
Quecksilber auch zum Spielen mit nach Hause genommen. Erst Tage bzw.
Wochen später zeigten sie Anzeichen einer Quecksilber-Vergiftung wie
Bewegungsunlust, Appetitlosigkeit und Hautirritationen. Eltern sollten bei
derartigen Symptomen auch an die Möglichkeit einer Quecksilbervergiftung
denken, besonders wenn sie in der Nähe von stillgelegten Industriegeländen
oder kleineren Betriebsstätten wohnen. Im Jahr 2009 sind 26 solcher
Vergiftungsfälle gemeldet worden, wie der BfR-Broschüre "Ärztliche
Mitteilungen 2009" zu entnehmen ist. Die Broschüre gibt einen Überblick
über alle dem BfR gemeldeten Vergiftungsfälle, zum Beispiel auch durch
Verwechslung von Bärlauch und Maiglöckchen und durch
Unverträglichkeitsreaktionen nach dem Verzehr von Butterfisch. Sie ist
kostenlos beim BfR erhältlich.

Früher wurde Quecksilber vorrangig in elektrischen Schaltern,
Thermometern, Barometern und Blutdruckmessgeräten verwendet. Heute kommt
es immer weniger zum Einsatz, relevante Mengen findet man noch in
Hochdruckdampflampen für Industrie und Straßenlaternen und in
Spezialbatterien. Gesundheitsbeeinträchtigungen sind durch
Quecksilberdämpfe möglich und bei längerfristigem, direktem Hautkontakt.
Bei der Aufnahme über den Verdauungstrakt ist metallisches Quecksilber
vergleichsweise ungefährlich. Werden nur kleine Mengen oral aufgenommen,
z.B. der Inhalt eines Fieberthermometers, werden keine relevanten Mengen
resorbiert.

Organische Verbindungen von Quecksilber sind deutlich toxischer als
metallisches Quecksilber. Die toxische Wirkung von Quecksilber beruht auf
seiner Fähigkeit, Eiweiß zu verändern und wichtige Enzyme zu hemmen.
Anzeichen einer akuten Vergiftung, nach Inhalation von Quecksilberdampf
aus erhitztem Quecksilber beispielsweise, sind Atemnot, Bronchitis, Fieber
und Kopfschmerzen. Von größerer Bedeutung ist jedoch die Wirkung von
Quecksilberverbindungen als chronisches Gift. Schwere Veränderungen im
Nervensystem mit Folgen für die Motorik und das Allgemeinbefinden,
Hautsymptome, Blutdruckanstieg und Herzrasen können die Folge einer
chronischen Vergiftung sein. Der kindliche Organismus kann bereits bei
geringen Mengen des Schwermetalls überaus empfindlich reagieren. Im
Säuglings- und Kleinkindalter können verschiedenartige Symptome und
feinfleckige Ausschläge Ausdruck einer sogenannten Feer'schen Erkrankung
sein.

Bei der Stilllegung von Industrieanlagen sind häufig gefährliche
Substanzen zurückgelassen worden. Zumindest dokumentieren dies die
Vergiftungsunfälle, die sich in brachliegenden Industriegeländen ereignet
haben - meist mit Quecksilber. Vor allem Kinder scheinen fasziniert zu
sein von dem "lebendigen Silber", das sie von den vermeintlichen
"Abenteuerspielplätzen" oft heimlich mit nach Hause bringen. Insgesamt
erhielt das BfR im Jahr 2009 Kenntnis von 26 Vergiftungsunfällen durch
Quecksilber, die in Industriebrachen vorgefallen sind. Auch in den Jahren
davor wurden Fälle dokumentiert. In der Broschüre "Ärztliche Mitteilungen
2009", das von der am BfR angesiedelten Dokumentations- und
Bewertungsstelle für Vergiftungen herausgegeben wird, werden
Vergiftungsfälle bei Kindern beschrieben. Die Kinder mussten stationär
behandelt werden; in einem Fall wurde von schweren Spätfolgen berichtet.

Die Broschüre "Ärztliche Mitteilungen" bei Vergiftungen enthält eine
Übersicht über alle dem BfR gemeldeten Vergiftungen des Jahres 2009. Diese
stammen von Ärzten und Medizinern von Kliniken, Arztpraxen,
Giftinformationszentren und Berufsgenossenschaften, die nach § 16e des
Chemikaliengesetzes zur Meldung von Vergiftungsfällen verpflichtet sind.
Insgesamt erhielt die Dokumentations- und Bewertungsstelle für
Vergiftungen im Berichtsjahr 3493 Meldungen. Die Broschüre "Ärztliche
Mitteilungen bei Vergiftungen 2009", die sich besonders an Ärzte, Klinik-
und Rettungspersonal richtet, ist kostenlos beim BfR erhältlich: Fax
+49-(0)30-18412-4970, E-Mail: publikationen@bfr.bund.de und steht unter
www.bfr.bund.de kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche
Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung
und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien und
Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in
engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

ende bfr-p

Arten der Pressemitteilung:
Wissenschaftliche Publikationen

Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.bfr.bund.de/cm/238/aerztliche_mitteilungen_bei_vergiftungen_2009.pdf Informationsbroschüre des BfR

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news408876

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution638


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