Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Hans-Böckler-Stiftung, Rainer Jung, 03.02.2011 10:22Bruttoverdienste pro Beschäftigtem zwischen 2000 und 2010 real um vier
Prozent gesunken10-Jahres Bilanz der LohnentwicklungBruttoverdienste pro Beschäftigtem zwischen 2000 und 2010 real um vier Prozent gesunkenDie Löhne und Gehälter in Deutschland sind zwischen 2000 und 2010 weit
hinter den Gewinn- und Kapitaleinkommen zurückgeblieben. Die durchschnittlichen Bruttoverdienste pro Beschäftigtem sind real also
nach Abzug der Inflation im vergangenen Jahrzehnt sogar gesunken: 2010
lagen sie um vier Prozent niedriger als im Jahr 2000. Zu diesem Ergebnis
kommt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Dr. Reinhard Bispinck, im neuen
Tarifpolitischen Jahresbericht des WSI*. Sieben Mal, 2001 sowie in den sechs Jahren zwischen 2004 und 2009, mussten die Beschäftigten Reallohnverluste hinnehmen. Lediglich in drei Jahren gab es reale Zuwächse, zuletzt 2010. Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die Deregulierung am Arbeitsmarkt haben dazu beigetragen, dass sich die
Bruttoeinkommen in den Nullerjahren schwach entwickelten. So verstärkten die Hartz-Reformen, die das Arbeitslosengeld II einführten und einen Boom bei der Leiharbeit ermöglichten, den Druck auf die Verdienste. Der Niedriglohnsektor in Deutschland wuchs.Deutlich besser sieht es bei der Entwicklung der tariflichen Löhne und
Gehälter aus, so Bispincks Analyse: Sie lagen am Ende des Jahrzehnts real
um knapp sieben Prozent höher als am Anfang. Allerdings blieb auch das
Wachstum der durchschnittlichen Tariflöhne hinter dem Anstieg von
Produktivität und Preisen zurück. Mit diesen beiden Komponenten definieren
Ökonomen den so genannten neutralen Verteilungsspielraum. Wird er
ausgeschöpft, ist die Aufteilung der Unternehmenserträge zwischen Inhabern
und Beschäftigten stabil. Steigen die Löhne langsamer, erhöht sich der Anteil der Unternehmer am Ertrag.Das ist im vergangenen Jahrzehnt geschehen, zeigt die Analyse: Während
Produktivität und Verbraucherpreise in der Summe um mehr als 28 Prozent
zulegten, stiegen die nominalen Tariflöhne um gut 24 Prozent. Nur in einigen Branchen, etwa der Chemie- und der Metallindustrie, wurde der
gesamtwirtschaftliche Verteilungsspielraum bei den Tariflöhnen
ausgeschöpft, viele Wirtschaftszweige lagen hingegen deutlich unter dieser
Marke. Und weil zeitgleich die Tarifbindung sank, manche Unternehmen in
wirtschaftlichen Schwierigkeiten tarifliche Öffnungsklauseln nutzten oder
Tarifsteigerungen auf noch vorhandene übertarifliche Lohnbestandteile
anrechneten, schlugen Steigerungen der Tarife nur zum Teil auf die
durchschnittlichen Bruttoverdienste durch. Mit einem nominalen Anstieg von knapp 13 Prozent zwischen 2000 und 2010 blieben diese um mehr als 15 Prozentpunkte hinter dem Verteilungsspielraum zurück.Zuwächse bei den Einkommen seien nur die eine Seite, wenn es um die
lohnpolitische Einordnung des vergangenen Jahrzehnts geht, betont
Tarifexperte Bispinck. So hätten beispielsweise die Gewerkschaften darüber
hinaus auch verschiedene qualitative Ziele verfolgt. Dazu zählten unter anderem Verbesserungen bei Arbeitszeiten, bei der Aus- und Weiterbildung oder Regelungen, die die betriebliche
Altersvorsorge sichern und die demographische Entwicklung in den Betrieben gestalten sollen. Und während der Finanz- und Wirtschaftskrise gelang es, hunderttausende Jobs zu sichern. Gleichwohl sieht der Wissenschaftler als charakteristisch für die
vergangene Dekade eine wachsende Ungleichheit bei der
Einkommensverteilung an. So entwickelten sich die Unternehmens- und Vermögenseinkommen, die zwischen 2000 und 2010 um nominal 45 Prozent
zulegten, fast dreimal so stark wie die Arbeitnehmerentgelte. Diese wuchsen über das letzte Jahrzehnt lediglich um 16 Prozent.*Reinhard Bispinck/WSI-Tarifarchiv: Beschäftigungssicherung und gedämpfte
Lohnentwicklung.Tarifpolitischer Jahresbericht 2010:
<http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_jb_2010.pdf>Infografiken zum Download im Böckler Impuls 2/2010:
<http://www.boeckler.de/32014_112483.html#link>Ansprechpartner in der Hans-Böckler-StiftungDr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI Tarifarchiv
Tel.: 0211-7778-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.deRainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.deArten der Pressemitteilung:
ForschungsergebnisseSachgebiete:
Gesellschaft
Politik
Wirtschaft
Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news407413 Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution621
vergangene Dekade eine wachsende Ungleichheit bei der
Einkommensverteilung an. So entwickelten sich die Unternehmens- und Vermögenseinkommen, die zwischen 2000 und 2010 um nominal 45 Prozent
zulegten, fast dreimal so stark wie die Arbeitnehmerentgelte. Diese wuchsen über das letzte Jahrzehnt lediglich um 16 Prozent.*Reinhard Bispinck/WSI-Tarifarchiv: Beschäftigungssicherung und gedämpfte
Lohnentwicklung.Tarifpolitischer Jahresbericht 2010:
<http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_jb_2010.pdf>Infografiken zum Download im Böckler Impuls 2/2010:
<http://www.boeckler.de/32014_112483.html#link>Ansprechpartner in der Hans-Böckler-StiftungDr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI Tarifarchiv
Tel.: 0211-7778-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.deRainer Jung
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Tel.: 0211-7778-150
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